Читать книгу Tabu Bittere Erfahrungen - Ute Dombrowski - Страница 6
*
ОглавлениеAm Montag fuhren Katja und Bea schon in aller Frühe los in Richtung Ostsee. Sie hatten zwei große Zimmer in Katjas Lieblingshotel gebucht und genossen einen grandiosen Blick auf die Ostsee, als sie angekommen waren. Dazu gab es zwei nebeneinanderliegende Balkone. Die Sonne schien, die Wellen rauschten. Für Oktober war das Wetter wunderbar.
Katja ließ ihre Tasche fallen und warf sich auf das breite Bett. Auf dem Tisch stand eine Flasche Champagner, daneben eine Obstschale. Es klopfte und sie stand auf, um Bea hereinzulassen.
Bea schwärmte von ihrem Zimmer: „Danke, dass du mich eingeladen hast, es ist wieder einmal super. Wollen wir gleich ins Schwimmbad?“
Katja nickte, sie zogen sich um und gingen mit zwei großen Handtüchern los. Sie legten sich auf zwei weiße Liegen und ließen die Blicke über die anderen Gäste schweifen. Es gab sportliche Menschen, die braungebrannt waren vom Solarium. Daneben saßen rotverbrannte, die zu viel Sonne hatten, dazu gab es dicke schwitzende und noch ganz bleiche Leute, die wohl gerade erst ihren Urlaub begonnen hatten.
Die Männer in ihrem Alter waren alle mit ihren Frauen und Familien da, also keine Chance auf einen Flirt. Katja hatte daran sowieso kein Interesse, aber Bea seufzte.
„Die leckeren Männer sind alle schon vergeben. Es ist doch immer wieder schade. Ach Katja, ich hätte schon wieder Lust mich zu verlieben. Was hat Daniel gesagt, dass du jetzt zwei Wochen weg bist?“
„Er war so traurig, ich kann dir sagen. Ich befürchte, er taucht hier irgendwann auf. Aber ich will das im Moment gar nicht. Vielleicht tut uns der Abstand mal ganz gut. Wir lieben uns, aber wir finden irgendwie nicht mehr zusammen. Ich komme nicht mit den Erinnerungen zurecht, so sehr ich mich auch bemühe. Es lässt mich einfach nicht los.“
„Es tut mir so leid“, erwiderte Bea mitfühlend. „Denkst du, du bekommst es irgendwann in den Griff? Er tut doch sicher alles, was er kann … schlaft ihr eigentlich wieder zusammen?“
„Oh ja, immer, wenn wir zusammen sind. Wir können nicht miteinander, aber wir können auch nicht ohneeinander. Ich möchte ihm jedes Mal gleich die Klamotten vom Leib reißen und ihm geht es ähnlich. Wenn wir uns sehen, fallen wir sehnsüchtig übereinander her. Also dabei stimmt alles. Nur in meinem Kopf halt nicht.“
Bea nickte und hing ihren Gedanken nach.
„Ihr seid verheiratet. Habt ihr schon mal über Scheidung geredet?“
Katja schüttelte den Kopf.
„Das haben wir immer vermieden. Es macht hoffnungslos, darüber zu reden, weil es dann endgültig ist. Ganz tief in meinem Herzen ist es nicht zu Ende.“
„Ich verstehe dich so gut.“
Liebevoll drückte sie Katja. Die beiden blieben bis zum Abendessen im Schwimmbad. In den nächsten Tagen ließen sie sich bei Massagen und mit Schönheitsbädern verwöhnen. Sie aßen hauptsächlich frischen Fisch, Gemüse und Obst. Abends gingen sie tanzen oder flanierten die Strandpromenade entlang.
Ab und zu bekamen die beiden Komplimente und Einladungen von jungen Männern, aber Bea wehrte sie Katja zuliebe alle ab. Katja war ihr dafür sehr dankbar und Bea fand, dass die Freundin langsam wieder besser aussah.
Wie Katja schon vermutet hatte, klopfte es am Samstagmorgen und Daniel stand mit zwei Rosen vor der Tür. Er war die Nacht durchgefahren und Katja fiel ihm um den Hals. Sie küsste ihn stürmisch. Er nahm sie auf den Arm und trug sie zum Bett.
„Stopp“, rief sie lachend. „In fünf Minuten kommt Bea, wir haben uns zum Frühstück verabredet.“
Daniel grinste und ließ sie los. Dann gab er ihr die Rose. Als es wieder klopfte, öffnete er die Tür und küsste die überraschte Bea auf die Wange. Sie bedankte sich für die andere Rose und gemeinsam gingen sie in den Frühstücksraum. Sie redeten über das Wetter und andere unwichtige Dinge, aber Bea bemerkte schnell, was die beiden im Sinn hatten. Ihre Blicke sprachen Bände.
„So, ihr Schätzchen“, sagte Bea, „ich werde jetzt mal in die nächste Stadt fahren zum Shopping. Ich gehe davon aus, dass ihr ohne mich klarkommt?“
Daniel stand auf, küsste Bea und zwinkerte ihr zu.
„Es ist, als könntest du Gedanken lesen. Danke.“
Damit gingen sie nach oben. Bea verschwand in ihrem Zimmer und Katja nahm Daniel mit zu sich. Drinnen zog sie ihm schnell das Shirt über den Kopf. Er öffnete langsam die Knöpfe ihrer Bluse und schob sie von ihren Schultern, sodass sie zu Boden fiel. Jetzt griff sie seinen Hosenbund und lief rückwärts in Richtung Bett. Dort setzte sie sich auf die Kante und öffnete seine Hose.
Er war sehr erregt, beugte sich vor und befreite sie von ihrem Rock und ihrem Slip. Daniel berührte ihre Brüste und streifte seine Hose ab. Katja rutschte im Bett nach oben und er küsste ihren ganzen Körper, nachdem er ihr in die Mitte des Bettes gefolgt war. Nach einem gemeinsamen Höhepunkt blieben sie zufrieden liegen.
„Ich habe dich sehr vermisst, meine Süße“, sagte er leise.
Daniel war zu Ostsee gekommen, um seinen Plan vorzubereiten. Er hatte niemandem davon erzählt und hielt es immer noch für einen guten Einfall. Wenn dies das letzte Mal gewesen sein sollte, um miteinander zu schlafen, dachte er, dann war das ein gutes Ende. Er würde sich immer daran erinnern und versuchte, sich alles genau einzuprägen.
„Wollen wir an den Strand gehen? Ein bisschen Sonne tanken? Ich muss heute noch wieder zurückfahren. René konnte nur für diesen alles übernehmen. Er hat morgen Hochzeitstag.“
Katja räkelte sich und antwortete: „Schade, aber ich bin ja nächstes Wochenende wieder da. Dann machen wir am Sonntag da weiter, wo wir jetzt aufgehört haben.“
Katja sprang aus dem Bett, hinauszugehen war jetzt eine gute Idee. So gingen sie Hand in Hand zum Strand. Sie setzten sich auf eine Decke in den Sand und am Nachmittag tauchte auch Bea wieder auf. Sie hatte die beiden vom Balkon aus entdeckt und war auch heruntergekommen. Beim anschließenden Kaffee unterhielten sie sich über Beas Einkauf.
Nun erwähnte Daniel beiläufig, dass er seine alte Bekannte, Isabelle aus der Winzerlehre, wiedergetroffen hatte. Er erzählte von damals, wie toll er sie gefunden hatte. Das stimmte sogar, nur wusste er, dass sie in Südafrika verheiratet war.
Damit war es unwahrscheinlich, dass sie Katja oder sonst jemandem hier über den Weg laufen würde. Das gehörte zu seinem Plan. Bea sah ihn an und hatte ein merkwürdiges Gefühl. Sie dachte: Was will er denn jetzt damit sagen? Da war etwas im Busch … Sie sah auch Katjas fragenden Blick, aber Daniel gab sich locker und entspannt.
Er berichtete, dass er und Isabelle sich für Dienstag zum Kaffee verabredet hatten, um alte Erinnerungen auszutauschen. Daniel brach es fast das Herz und er hätte beinahe seinen Plan fallengelassen, als er in Katjas Augen schaute. In ihnen hatte sich sofort ihre Angst gezeigt und er sah eine dunkle Wolke aufziehen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Er hatte etwas ins Rollen gebracht, von dem er überzeugt war, dass es richtig war. Als Daniel mit Katja zu seinem Auto lief, nahm er sie noch einmal in den Arm. Sie küssten sich innig. Dann stieg er ein und fuhr nach Hause. Dort setzte er sich unter die Kastanie und weinte.
Bea bemerkte Katjas Verwirrung, die sie nicht verbergen konnte, nachdem Daniel weggewesen war, und sprach sie darauf an.
„Du schaust nicht gut aus. Was macht dir Sorgen? Isabelle?“
Katja nickte. Da war das, was sie immer befürchtet hatte: Eine andere Frau trat in Daniels Leben und sie hatte sofort Angst, statt ihm zu vertrauen. Fragen über Fragen tauchten auf. War sie hübsch? War sie eine von den Guten? Hatte sie ein Kind?
Katja war verzweifelt. In dem Moment dachte sie: Vielleicht war es besser, sie würden sich endgültig trennen. Dann müsste sie sich nie wieder Sorgen machen und Daniel könnte eine neue Liebe finden. Katja sagte sich innerlich von Daniel los und sie fand, das sei eine ausgezeichnete Idee.
„Vielleicht ist sie ja nett und hübsch und er verliebt sich in diese Isabelle.“
Bea war entsetzt und schaute ihre Freundin, die den letzten Satz leicht dahingesagt hatte, entgeistert an.
„Was? Warum sollte er? Ich denke, ihr liebt euch? Wie kannst du so etwas sagen?“
„Ich weiß, es hört sich jetzt vollkommen bescheuert an, aber was wäre denn, wenn das wirklich passiert? Daniel wäre endlich wieder glücklich. Er könnte die schlimme Zeit hinter sich lassen und ganz neu beginnen. Irgendwie macht es doch so, wie es jetzt ist, keinen Sinn. Und gerade, weil ich ihn liebe, muss ich ihn loslassen.“
Bea schüttelte verzweifelt den Kopf. Liebe und Wahnsinn schienen in Katjas Verstand direkt nebeneinander zu wohnen.
„Das verstehe ich nicht“, sagte Bea. „Oder ja, ich verstehe es schon. Aber das kannst du doch nicht wirklich wollen? Dann hast du gar keine Chance mehr, dass es wieder gut wird! Oh Mann! Ich versuche gerade, das in meinen Kopf zu kriegen. Du bist verrückt!“
Katja legte ihr ganz ruhig eine Hand auf den Arm und lächelte. Und dieses Lächeln verwirrte Bea noch mehr, denn Katja schien es ernst zu meinen. Es war unglaublich. Wie konnte man die Liebe seines Lebens einfach so gehen lassen?
In den nächsten Tagen vermieden die beiden Freundinnen das Thema Daniel. Bea war misstrauisch, aber Katja kam ihr gelöster und entspannter vor. Die beiden ahnten ja nicht, was Daniel geplant hatte. So gingen sie weiter schwimmen, ließen sich verwöhnen und tanzten abends ausgelassen.
Sie nahmen nun auch ab und zu Einladungen an und amüsierten sich prächtig. Bea ließ sich in der letzten Nacht sogar zu einem kleinen Abenteuer hinreißen. Sie verschwand mit einem hübschen Italiener, der mindesten zehn Jahre jünger war, in sein Hotel. Katja grinste dazu und wünschte ihr viel Spaß. Sie selbst ging alleine zurück. Am nächsten Morgen war Bea zum Frühstück wieder da.
Sie wurde ganz rot, als sie sagte: „Oh Mann, das war so gut. Ich wusste gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Ein bisschen kann ich dich jetzt verstehen, du mit deinen jungen Männern. Ich habe überall Muskelkater.“
„Du hattest es wohl nötig, meine Liebe. Hauptsache, es hat dir Spaß gemacht, alles andere ist unwichtig.“
Bea küsste Katja, die immer noch ihr sonderbares Lächeln zur Schau trug, auf die Wange. Dann packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Heimweg.
Am Sonntag wartete Katja vergebens auf Daniel.