Читать книгу Tabu Bittere Erfahrungen - Ute Dombrowski - Страница 7
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ОглавлениеEinen Tag später begann die Schule wieder und Katja war am Vormittag beschäftigt. Sie wählte erst am Nachmittag Daniels Nummer. Niemand meldete sich. Sie legte das Handy weg und setzte sich auf die Couch. Was war los mit ihm? Katja überlegte kurz, ob sie zu ihm fahren sollte, ließ es aber bleiben und rief stattdessen Bea an.
„Hallo Bea, hier ist Katja. Ich habe ein ganz blödes Gefühl. Daniel war am Sonntag nicht hier. Ans Telefon geht er auch nicht.“
„Vielleicht ist er im Funkloch oder er ist krank? Mach dir keine Sorgen, es gibt bestimmt eine ganz einfache Erklärung.“
Bea wollte selbst gerne an das glauben, was sie ihrer Freundin da gerade gesagt hatte, aber im Moment hatte sie wieder ein unklares Gefühl im Bauch. Was, wenn Daniel diese Isabelle schon früher getroffen hatte? Eigentlich war das Treffen erst für morgen geplant. Sie behielt ihre Vermutungen jedoch für sich und wollte Katja auf keinen Fall beunruhigen.
Darum sagte sie in neutralem Ton: „Versuche es doch einfach später noch einmal. Wer weiß, warum er gerade nicht telefonieren kann.“
„Hm … ja … gut … Vielleicht hast du recht. Aber ich mache mir nun mal seit dem letzten Wochenende so meine Gedanken. Außerdem hatte er gesagt, dass er gestern Abend kommen wollte. Also gut, ich probiere es später nochmal. Danke für deine Geduld.“
Sie redeten noch über die Schule und Beas Arbeit und dann ging Katja ins Arbeitszimmer und machte die Vorbereitungen für die kommenden Schultage. Spät abends war sie fertig damit und setzte sich vor den Fernseher. Sie nahm ihr Handy und wählte Daniels Nummer. Es klingelte. Nach einer Weile sprang seine Mailbox an und jetzt war Katja sauer, verwirrt und verängstigt.
Deshalb hinterließ sie ihm eine Nachricht: „Was ist passiert? Bitte melde dich!“
Katja hatte nun doch überlegt einfach hinzufahren, aber diesen Gedanken schob sie abermals beiseite. Wie würde denn das aussehen? Sie wollte Daniel nicht hinterher spionieren. Verzweifelt ging sie ins Bett.
Katja schlief unruhig und wachte am nächsten Morgen unausgeschlafen auf. Der Schultag lenkte sie ein wenig ab, aber als sie dann daheim alleine war, wuchs ihre Unruhe. Bis dahin hatten sie und Daniel jeden Tag wenigstens einmal miteinander telefoniert.
Nachdem Daniel von der Ostsee heimgekommen war, hatte er sich absichtlich nicht bei Katja gemeldet. Es ging ihm aber nicht gut dabei. Sein schlechtes Gewissen war im ständigen Kampf mit der Überzeugung, das Richtige zu tun. Er konnte nicht essen, nicht schlafen und war während der Arbeit nicht bei der Sache.
René, der bemerkt hatte, wie schlecht es ihm ging, kümmerte sich mit ganzer Kraft um die Arbeiten auf dem Weingut. Er sah verzweifelt, in welcher Verfassung sein Chef war. Liselotte machte ihm oft etwas zu essen oder stellte ihm ein Getränk ins Büro, aber es blieb meistens unangerührt. Daniel wäre sehr gerne am Sonntag zu Katja gefahren und es zerriss ihm fast das Herz, nicht ans Telefon zu gehen, wenn er ihre Nummer auf dem Display sah, aber das alles gehörte zu seinem Plan, den er unbedingt in die Tat umsetzen wollte.
Am Freitag wollte er zu Katja fahren und ihr von seiner Isabelle erzählen. Er hatte sich schon eine Geschichte zurechtgelegt. Auf alten Bildern schaute er nach ihr und überlegte, wie sie wohl heute aussehen könnte. Am Ende der Woche war er schon fast so weit zu glauben, dass diese Isabelle tatsächlich existierte. Karim hatte er noch nichts davon erzählt und das sollte auch so bleiben. Niemand durfte ihn im letzten Moment von seinem Plan abbringen.
Als er am Freitagnachmittag bei Katja klingelte, hoffte er, alles würde so laufen wie er es sich gedacht hatte. Katja öffnete und brach direkt in Tränen aus.
Sie fragte noch in der Tür: „Was sollte das denn? Warum hast du dich die ganze Woche nicht gemeldet? Ich war verrückt vor Angst!“
Daniel ging wortlos an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Katja wischte sich die Tränen ab und schloss die Tür. Sie setzte sich auf die Couch, Daniel sich in den Sessel. Er fühlte sich sicherer, wenn der Tisch zwischen ihnen war. Daniel kämpfte mit seinem Gewissen, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Er holte tief Luft und begann zu sprechen.
„Ich bin gekommen, weil ich mit dir reden muss.“
Er schaute zu Boden und Katja hielt die Luft an.
„Was ist passiert? Isabelle?“
Er nickte.
„Isabelle und ich sind uns wieder nähergekommen. Sie ist eine schöne und kluge Frau wie du. Ich wollte es nicht, aber ich habe mich wieder in sie verliebt und sie sich in mich.“
Katja starrte ihn an. Ihr Verstand weigerte sich zu verstehen. Sie hörte Daniels Stimme wie aus weiter Ferne.
„Isabelle und ich wollen einen Neuanfang wagen. Ich habe ihr alles erzählt von uns. Sie will sich nicht zwischen uns drängen, aber ich möchte gerne mit ihr zusammen sein. Vielleicht ist es besser, wenn wir beide neu beginnen? Es ist doch alles so … so …schwierig. Du findest auch einen neuen Mann, denn du bist eine tolle Frau. Bitte sei nicht böse.“
Daniel sah sie an, Tränen liefen über sein Gesicht. Katja hatte jetzt keine Tränen mehr. Sie blieb sprachlos. Sie wusste nichts, was sie hätte sagen können. Daniel versuchte nichts weiter zu erklären. Als Katja ihre Sprache wiedergefunden hatte, stand sie auf und schaute aus dem Fenster.
„Dann kannst du ja jetzt gehen. Ich wünsche euch viel Glück. Leb wohl.“
Daniel stand auf und verließ ihr Haus.