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„Oh, das sieht gut aus“, sagte Delia und betrachtete ihr riesiges Schnitzel mit der Pilzsoße und den Kartoffelecken.

Sie nahm Messer und Gabel und machte sich über ihren Teller her. Dabei entging ihr das Lächeln ihres Kollegen, der Delia immer bewunderte, wenn sie ohne Gewissensbisse Unmengen von leckerem Essen verdrückte. Sie ist eben keine Tussi, dachte er.

„Was denkst du?“, fragte sie nun mit vollem Mund und sah ihn an.

„Das Essen ist gut.“

„Doch nicht über das Essen, über den Fall und Jakob Wildmann.“

„Sein Freund Johannes ist wohl der einzige Mensch, dem er sich noch anvertrauen kann. Er hat mir erzählt, wie das vor elf Monaten mit den Annäherungsversuchen von Sandy war. Mehrfach war er dabei, wie Jakob sie zurückgewiesen hat. Er glaubt an die Unschuld seines Freundes.“

„Da waren die Frauen anderer Meinung, wenn sie denn überhaupt eine hatten. Irina Dankbert, die Zicke vom Anfang, und Stefanie Küttlings haben kein gutes Haar an ihm gelassen und wenn es nach den beiden Damen ginge, würde Jakob bereits in der Hölle schmoren.“

„Stefanie hat ihm genauso hinterhergeschmachtet wie Sandy. Und diese Irina hat Johannes als sehr unangenehme Kollegin beschrieben, die auf ganz besonderem Kriegsfuß mit Sandy stand.“

„Ach!“, rief Delia und hörte auf zu kauen. „Da hat sie aber etwas ganz anderes gesagt. Die arme Sandy war so ein nettes Mädchen, klug, immer nett und hilfsbereit.“

Roberto runzelte die Stirn.

„Dann hat sie gelogen. Sandy ist sogar so weit gegangen und hat ihr die Autoschlüssel geklaut und auf das Dach der Sporthalle geworfen. Die Feuerwehr musste ausrücken und den Schlüssel per Drehleiter herunterholen, denn dort gibt es keinen Zugang von innen.“

„So ein nettes Mädchen. Einfach zauberhaft.“

Delia grinste und sah in diesem Moment ein Lächeln in Robertos Augen, welches sie wirklich beunruhigte. Was war das? Aber da war der Moment auch schon vorüber und ihr Kollege fasste die Ergebnisse der Befragungen mit den Männern zusammen.

Am Ende sagte er: „Und Stefanie war nicht die einzige Kollegin, die scharf auf den schmucken Kollegen war.“

„Na sowas, wer denn noch?“

„Es gab schon vor zwei Jahren Probleme mit einer Schülerin, dann musste letztes Jahr eine Referendarin gehen, die sich mit ihm in der Umkleide eingeschlossen hatte, um ihn zur Liebe zu bekehren. Jetzt wird er noch von Terese Möthlitz belästigt, aber er ist stets korrekt und freundlich. Eigentlich unantastbar.“

„Wahrscheinlich hat er wirklich nichts getan.“

„Wie machen wir weiter?“, fragte Roberto und schob seinen Teller weg.

„Ich möchte gerne mit der Freundin von Jakob reden. In Ruhe und ohne dich, wenn dir das recht ist. Du solltest deinen Charme bei den Mädels spielen lassen. Ich fand die außerordentlich abgebrüht.“

„Gut, dann trennen wir uns bis morgen früh. Bist du satt?“

Delias Teller war leer und sie nickte.

„Ich lade dich ein.“

Roberto stand auf und ging am Tresen zahlen, dann winkte er ihr zu und verschwand.

„Sowas aber auch. Was ist denn mit dem los?“

Zufrieden, aber auch verwirrt über den neuen netten Kollegen machte sie sich auf den Weg zur Wohnung von Manja Hürsch. Diese öffnete sofort und fing direkt wieder an zu schimpfen.

„Darf ich reinkommen?“, fragte Delia und ging an der verblüfften Frau vorbei in die Küche, wo sie sich auf einen Stuhl am Fenster setzte.

„Kommen Sie doch rein und setzen Sie sich“, kam es sarkastisch aus Manjas Mund. „Darf ich Ihnen einen Kaffee machen oder wollen Sie das selbst tun?“

„Gerne, wenn ich einen mit Milch und Zucker bekommen könnte.“

Manja begann an der Kaffeemaschine zu hantieren, dabei konnte Delia ihre schlanke Figur und die glänzenden braunen Haare betrachten, die ihr in Wellen über die Schultern fielen. Ihre Bewegungen waren fließend, fast anmutig und Delia verstand, was Jakob an seiner Freundin begeisterte. Die Frau kam mit zwei Tassen an den Tisch und setzte sich zu Delia. Mit schlanken Händen schob sie eine Tasse über den Tisch.

„Ich hätte das nie von ihm gedacht“, begann die junge Frau und sah Delia ratlos und sanft an. „Hat er das Mädchen getötet?“

„Das wissen wir noch nicht.“

„Sitzt er im Knast?“, kam es plötzlich unendlich viel härter über die schönen Lippen von Manja.

„Nein, er ist beurlaubt, sitzt wahrscheinlich zuhause und hadert mit sich und der Welt.“

Delia war erschrocken über die unerwartete Wandlung, hatte sie doch gehofft, dass Manja an ihren Freund glauben könnte.

„Das hat er verdient! So ein Schwein, ich habe es immer gewusst, dass er diese kleinen Biester anspringt. Ich war so blöd und habe ihm geglaubt, dass er sowas wie Elternabende und Konferenzen hatte, aber sicher war er mit den jungen Hüpfern im Bett und jetzt bin ich die Dumme.“

„Und was ist, wenn er nichts dergleichen gemacht hat? Wenn er Elternabende und Konferenzen hatte? Ich glaube, Lehrer haben so etwas ab und zu mal.“

„Er war sehr oft unterwegs. Und sicher wusste sein blöder Lehrerfreund davon oder die beiden haben die kleinen Mädchen zusammen verführt. Obwohl, Johannes ist nicht so ein Frauentyp. Vielleicht hat Jakob auch die junge Kollegin für die Fahrt ausgesucht. Ich war doch extra …“

„Was extra?“

„Nichts.“

Bei Delia waren alle Alarmglocken angegangen.

„Raus mit der Sprache! Sie dürfen mir nichts verschweigen, es sei denn, Sie belasten sich selbst.“

Der Trick funktionierte und Manja zuckte eingeschüchtert zusammen.

„Ich belaste mich nicht selbst. An dem einen Abend … ähm, wie soll ich sagen … da war ich …“

„Sie waren nachsehen, ob Jakob Ihnen treu ist?“

Manja nickte und schämte sich.

„Ich dachte, ich kann sehen, ob er mit der Kollegin flirtet. Mann, ich bin halt eifersüchtig.“

„Und? Haben Sie ihn erwischt?“

„Nein, die saßen alle vor dem Haus am Lagerfeuer, einer hatte eine Gitarre und Jakob saß nicht einmal bei seiner Kollegin, auch nicht bei den Mädchen. Aber ich war nicht die einzige, die das bunte Treiben beobachtet hat.“

Delia horchte auf.

„Wer noch?“

„Am anderen Ende der Hecke stand ein Mann und hat Fotos gemacht.“

„Wie sah der Mann aus?“

„Rasierter Schädel, Muskeln, überall tätowiert.“

„Was hat er fotografiert?“

„Die Leute am Feuer.“

„Haben Sie ihn angesprochen?“

Kopfschüttelnd sagte Manja: „Nein, ich habe mich geschämt und bin abgehauen. Außerdem sah er nicht sehr vertrauenerweckend aus.“

In Delias Kopf arbeitete es und sie nippte am Kaffee. Die Beschreibung passt auf Paul Ohek, den Hausmeister. Er hatte Sandy beim Klauen erwischt und hatte sie anscheinend weiter beobachtet. Aber warum?

„Danke für Ihre Auskünfte und den Kaffee. Halten Sie sich zur Verfügung.“

Als die Kommissarin im Auto saß, überlegte sie, ob sie Roberto anrufen und ihm von den Neuigkeiten berichten sollte, aber dann ließ sie es bleiben. Der Feierabend war ihm heilig. Oft genug wurden sie durch einen plötzlichen Einsatz gestört. Seufzend fuhr sie heim.

Die Liebe ist das Ende

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