Читать книгу Die Liebe ist das Ende - Ute Dombrowski - Страница 3
1
ОглавлениеDie Liebe ist
das Ende
Ute Dombrowski
1. Auflage 2018
Copyright © 2018 Ute Dombrowski
Umschlag: Ute Dombrowski
Lektorat/Korrektorat Julia Dillenberger-Ochs
Satz: Ute Dombrowski
Verlag: Ute Dombrowski Niedertiefenbach
Druck: epubli
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors und Selbstverlegers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
„Wo trödelt denn Sandy schon wieder herum?“
Der Blick des jungen Lehrers blieb an dem leeren Stuhl hängen, wo an den vorangegangenen Tagen Sandy bei ihren Freundinnen gesessen hatte. Die drei Mädchen zuckten mit den Schultern.
„Jenna, geh und schau, wo sie bleibt!“
Mit diesen Worten wendete sich Jakob Wildmann wieder ab und ging zu seiner Kollegin in den Speisesaal, wo die Köchin des Jugendheims liebevoll ein Frühstücksbüffet gezaubert hatte. Es gab frische Brötchen, Eier, Marmelade, Käse, eine Auswahl an Aufschnitt und Müsli. Daneben standen Krüge mit Milch, Saft und mehrere Kannen Tee. Das Essen war in den letzten Tagen gleichbleibend gut gewesen. Somit hatten nicht mal die Schülerinnen und Schüler, die hier ihre Abschlussfahrt unternahmen, etwa zu meckern.
Im Vorfeld der Reise war das ganz anders gelaufen. Als Jakob seiner zehnten Klasse vorgeschlagen hatte, in das kleine Jugendheim im Wald an den Bergsee zu fahren, hatten alle gemurrt und einige den Aufstand geprobt.
Sandy hatte gerufen: „Was? Ist das Ihr Ernst? Wir fahren doch nicht als Abschlussfahrt in so eine öde Gegend!“
Ihre drei Freundinnen hatten applaudiert und sich herausfordernd umgesehen.
Sandy fuhr fort: „Alter, die Parallelklasse fährt nach Berlin. Da ist wenigstens etwas los. Scheiße, sowas können Sie doch nicht mit uns machen!“
Jakob war ruhig geblieben und hatte gelächelt.
„Es geht doch nicht darum, in irgendeine Stadt zu fahren, sondern um das Zusammensein. In dem Jugenheim sind wir allein, die kochen dort gut und es gibt Zweibettzimmer mit eigenem Bad. Dazu werdet ihr einen kleinen Golfplatz haben, ein Kino, einen eigenen Strand und einen Saal für eine Party. Wir können reiten, Fahrrad fahren und zusammen feiern.“
Die vier Mädchen stöhnten, aber nun meldete sich Tim zu Wort: „Ich finde das cool. Nach Berlin kannst du mit deinen Eltern fahren. Am Bergsee können wir ordentlich Party machen.“
Viele nickten jetzt, nur Sandy versuchte weiter, die Stimmung zu kippen.
„Es gibt noch ein gutes Argument“, erklärte der Lehrer. „Das Ganze kostet nur halb so viel wie die Fahrt nach Berlin. Wir fahren am Sonntag mit dem Bus hin und er holt uns am Freitag wieder ab. Also, wer kann damit leben?“
Fünfzehn Finger gingen nach oben, die der vier Mädchen blieben unten.
„Tja, dann seid ihr wohl mal überstimmt“, sagte Tom lachend, der neben seinem Zwillingsbruder Tim saß.
„Halt die Fresse“, murmelte Sandy und zuckte mit den Schultern. „Müssen wir da mitfahren?“
„Ja, müssen wir!“, rief jetzt Isa. „Bist du bekloppt oder was? Ich lasse mir doch meine Abschlussfahrt nicht entgehen. Du kannst gerne zuhause bleiben, also sprich hier bitte nur für dich.“
„Ist ja schon gut“, knurrte Sandy ihre Freundin an.
Jenna und Conny hatten geschwiegen. Sie wollten sich die Chance, für eine Woche von den Eltern wegzukommen, ebenfalls nicht entgehen lassen.
Heute nun war der vorletzte Tag ihrer Abschlussfahrt und die Mädchen hatten sich angegrinst, als sie gestern Abend nach einem Tag am Strand ins Bett gingen. Sie hatten einen Plan geschmiedet, der für ein wenig Aufregung sorgen würde. In diesem Moment kam Jenna zurück in den Frühstücksraum.
Sie steuerte auf den Tisch der beiden Lehrer zu und sagte: „Ich habe Sandy überall gesucht und sie ist weg.“
„Sie ist was?“, fragte Stefanie Küttlings, die weibliche Begleitung von Jakob Wildmann. „Hier geht doch niemand verloren. Also wirklich, Jenna, du bist mit ihr in einem Zimmer, was ist los? War sie heute Morgen nicht im Bett neben dir?“
„Ich weiß nicht. Ich dachte, sie ist schon draußen, als ich aufgestanden bin. Dann musste ich mich beeilen, sonst hätten Sie mich wieder angekackt, weil ich zu spät zum Frühstück bin.“
„Wir kacken niemanden an, wir ermahnen ihn“, erklärte Jakob Wildmann streng. „Wir frühstücken jetzt zu Ende. Wer weiß, wo sie herumsitzt und schmollt. Vielleicht hat ihr schon wieder etwas nicht gepasst.“
Jenna drehte sich um, ging zurück an den Tisch der drei Mädchen und zwinkerte ihnen zu.
„Und?“, fragte Conny.
„Schnauze, Mensch. Die kriegen sonst noch etwas mit“, zischte das rothaarige Mädchen leise und schob den letzten Bissen des Apfels in ihren Mund.
Isa setzte sich bequem hin und rührte im Joghurt.
„Alter, wenn rauskommt, dass wir Bescheid wussten, dann gibt es echt Ärger.“
„Ach was“, flüsterte Jenna weiter. „Conny, hast du schon eine Nachricht von Sandy, wo sie jetzt ist?“
Die Angesprochene schüttelte kauend den Kopf und griff nach dem dritten Brötchen.
Jenna sah angeekelt hinüber und sagte: „Du wirst fett wie ein Schwein, so wie du frisst. Selbst die Jungs essen nur zwei Brötchen.“
„Ich esse halt gerne und wenn du noch einmal fett sagst, haue ich dir eine rein. Ich bin nicht fett, denn ich verbrauche die Energie wieder. Wenn ich wie du nur meine Nägel feile, würde mir auch ein Apfel zum Frühstück reichen.“
„Jetzt ist aber mal Schluss!“, rief Isa. „Was soll denn das? Wir haben einen Plan und den ziehen wir jetzt durch ohne uns zu streiten. Also, los, wir räumen ab. Conny, dein Brötchen kannst du mitnehmen.“
Zu Jakob gewandt rief sie: „Herr Wildmann, wir gucken nochmal zusammen, wo Sandy ist.“
Der Lehrer nickte. Er sah den Mädchen hinterher und dann seine Kollegin Stefanie an, die Biologie und Mathematik unterrichtete. Er selbst war Lehrer für Deutsch und Französisch.
„Denkst du, die führen etwas im Schilde?“
„Die?“, fragte Stefanie. „Die führen immer was im Schilde. Ich will gar nicht wissen, wo diese Sandy ist. So eine Zicke ist mir noch nicht untergekommen. Wie gut, dass ich die vier nur in Bio habe.“
Stefanie war glücklich gewesen, mit dem netten jungen Lehrer auf Klassenfahrt gehen zu dürfen, denn schon lange war sie in ihn verliebt. Aber Jakob war einer, der nicht so leicht zu erobern war. Er hatte ihr am ersten Abend, als sie mit einer Flasche Sekt und zwei Gläsern an seine Zimmertür geklopft hatte, deutlich zu Verstehen gegeben, dass er nicht die Absicht hatte, seine Freizeit mit ihr zu verbringen.
Jetzt legte Stefanie eine Hand auf seinen Arm.
„Die versteckt sich sicher irgendwo und taucht nachher wieder auf.“
Jakob hatte seinen Arm weggezogen und schaute sich um. Der letzte Schüler verließ gerade den Raum.
„Stefanie, unterlasse es bitte, mich ständig anzufassen. Ich möchte das nicht. Außerdem sind wir beide im Dienst.“
„Und wenn wir nicht im Dienst wären?“
„Dann sollst du mich auch nicht anfassen. Versteh mich nicht falsch, du bist meine Kollegin, sonst nichts. Ich habe eine Freundin. Punkt. Und ich habe keine Lust, das immer wieder sagen zu müssen.“
„Was denkst du dir denn? Ich will nichts von dir, nur nett sein. Ich kann viel bessere Männer haben. Auf einen Lehrer habe ich nun wirklich keine Lust.“
Damit stand sie auf und räumte ihr Geschirr ab. Sie verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Oh Mann“, stöhnte Jakob leise. „Erst Sandy und jetzt Stefanie. Was wollen die denn alle von mir?“
Jakob war groß und schlank, er machte Sport und war auch sonst ein attraktiver Mann. Seine dunklen Haare trug er kurz geschnitten, die dunkelblauen Augen wurden von langen Wimpern umrandet und ein sinnlicher Mund ergänzte seine perfekte Erscheinung. Dabei fand er sich vollkommen normal. Er hatte seine Freundin Manja einmal gefragt, was sie an ihm mochte.
„Du bist ein sehr schöner Mann, hast gute Manieren und etwas im Kopf. Du bist charmant und die Frauen liegen dir zu Füßen. Ich übrigens auch, aber wage es nicht, eine andere als mich anzusehen.“
„Nein, warum auch“, hatte er geantwortet.
Jakob erhob sich und nachdem er abgeräumt hatte, ging er hinaus vor das Jugendheim, wo die anderen Schüler auf ihn warteten.
„Herr Wildmann, die Sandy ist immer noch weg.“