Читать книгу Bis die Gerechtigkeit dich holt - Ute Dombrowski - Страница 10
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Оглавление„Bitte, Frau Weißlinger, der Mann ist tot, also reden Sie endlich. Er kann Ihnen nichts mehr tun.“
Bianca saß auf der abgewetzten Couch im kleinen Wohnzimmer des alten Hauses in Rüdesheim Frau Weißlinger gegenüber und versuchte nicht zu atmen. Die Luft war abgestanden, roch nach Alkohol und kaltem Zigarettenrauch. Dazu kam eine unsägliche Mischung aus dem Gestank des nicht ausgelehrten Mülleimers und dem Katzenklo. Biancas sensible Nase und ihre Nerven wehrten sich heftig. Sie schaute Michael an, der am Fenster lehnte und angewidert dreinschaute. Hinter seiner Stirn brodelte es und er hätte diese kleine, magere Frau sehr gerne geschüttelt.
„Ich … er … Hanka … Robert war nicht immer so. Er hat mir und der Kleinen ein Zuhause gegeben, nachdem mich mein brutaler Ex-Freund aus dem Haus geprügelt hatte. Es war gut bis zur Hochzeit, als wir hier eingezogen waren, dann begann er, mich einzusperren und auch Hanka durfte nicht hinausgehen. Aber eines Tages stand die Lehrerin vor der Tür und hat mit dem Jugendamt gedroht, da hat er wenigstens Hanka gehenlassen. Ich habe geputzt und gekocht, alles war sauber und ordentlich. Dann kam ihm der Gedanke, dass wir, Hanka und ich, zu viel Geld kosten und er hat unser Essen rationiert. Wenn jemand zu Besuch kam, gab es immer Kuchen und Wein im Überfluss und er war dann lieb und nett.“
„Hat er Sie geschlagen?“, fragte Michael.
„Nicht immer, nur wenn ich etwas falsch gemacht habe, das habe ich ja auch eingesehen.“
„Verfluchte Scheiße, warum lasst ihr Frauen euch auch noch einreden, es wäre in Ordnung?“
Michael war der Kragen geplatzt, so erregt war er, als die kleine Frau nun auch noch gelächelt hatte.
„Aber wir hatten doch nur ihn. Robert hat uns gut versorgt. Dass er … dass er … Hanka …anfasst … das habe ich nicht gewusst. Ich hatte angefangen, nachts zu arbeiten. Manchmal saß sie heulend im Bett, aber sie hat nichts gesagt.“
„Wahrscheinlich hat er der Kleinen gedroht, ihr oder Ihnen etwas anzutun und dann hat sie geschwiegen“, erklärte Bianca sanft, die gesehen hatte, dass Michael nur noch raus wollte.
Um sie herum war nichts mehr peinlich sauber und gepflegt und die Seele dieser Frau war kaputt, sie hatte seit Tagen nur getrunken und geraucht. Mehrere schmutzige Kaffeetassen standen in der Spüle.
„Frau Weißlinger, Sie müssen mal wieder etwas essen, sonst werden Sie krank. Haben Sie Lebensmittel im Haus?“
Die Frau sah Bianca mit leerem Blick an und schüttelte den Kopf.
„Wozu noch essen? Es ist doch sowieso besser, wenn ich krepiere. Ich habe das Liebste auf der Welt verloren. Schade, dass ich nicht selbst die Kraft hatte, Robert zu erstechen, dann könnte Hanka noch leben. Nun ist alles so sinnlos.“
Bianca nahm ihr Telefon und rief einen Arzt an. Frau Weißlinger würde sich sonstwas antun, wenn man sie alleine lassen würde. Es wurde Zeit, dass sich Menschen wirklich um sie kümmerten. Als der Arzt da war, erklärte ihm Bianca, was passiert war und half Frau Weißlinger, ein paar Sachen zusammenzupacken. Dann wurde sie am Arm zum Rettungswagen geführt, der langsam davon rollte. Michael stand neben Bianca und hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt.
„Sie kann es nicht gewesen sein, schade eigentlich, denn man hätte auf Notwehr plädieren können.“
Im Fall Hanka Weißlinger wurde weiter ermittelt, aber Bianca wusste, dass die Ermittler niemanden finden würden, der das Mädchen auf dem Gewissen hatte, denn ihr Peiniger war tot. Irgendwann würde man die Akte ohne Ergebnis schließen.