Читать книгу Tränen im Sommer - Ute Dombrowski - Страница 11

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Am Abend saß Simona aufgelöst neben Nelly auf deren Couch. Sie hatte eine Tafel Schokolade und eine große Tüte Chips vor sich und futterte vor lauter Frust alles durcheinander.

„So ein Scheiß, da denke ich die ganze Zeit nur an diesen Typen und merke nicht, dass er auf dich abfährt. Was gedenkst du nun zu tun?“

„Keine Ahnung. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um dich. Bist du jetzt böse auf mich?“

„Nein, du bist meine beste Freundin und so eine Mädchenfreundschaft ist wichtiger als Jungs. Wir müssen zusammenhalten und ich gönne dir den coolsten Kerl von der Schule auf jeden Fall.“

„Echt?“, fragte Nelly und umarmte ihre Freundin. „Danke, Simona, ich mag ihn nämlich auch. Ich habe nur nichts gesagt, weil du ihn ja geliebt hast. Schlimm?“

Simona schüttelte den Kopf und kam sich mächtig großzügig vor. Es war ein gutes Gefühl, Nelly mit so einem tollen Mann zusammengebracht zu haben. So sah sie das jedenfalls, das machte den Verlust ein wenig leichter.

„Was wollte er denn über mich wissen?“

Nelly platzte fast vor Neugier, jetzt, wo sie den Segen ihrer besten Freundin hatte.

„Alles! Einfach alles. Wo du wohnst, wer deine Eltern sind, ob du Geschwister hast und so weiter. Ich habe ihm deine Telefonnummer gegeben und soll dir sagen, er ruft dich später an, um Gute Nacht zu sagen.“

„Oh mein Gott, wirklich? Wann?“

„Um zehn. Also bleib locker, es sind noch drei Stunden bis dahin.“

„Die ich nicht überleben werde. Wie aufregend.“

„Nelly, essen kommen“, hörten sie Christian von unten rufen.

„Ja, Papa, wir kommen gleich! Ich kann doch jetzt nichts essen!“

„Du musst, sonst merkt dein Vater gleich, was los ist. Du hast doch selbst gesagt, er findet es zu früh, dass du dich verliebst. Wenn der herausfindet, wie alt Ricardo ist, brennt die Luft.“

„Du hast recht. Ich muss das erstmal für mich behalten. Ob ich wenigstens Mama davon erzählen kann?“

„Bloß nicht, die reden doch sicher miteinander über dich. Und denk dran, das Handy lautlos zu stellen, sonst kriegen sie mit, wenn er dich anruft. Du kannst ja fragen, ob du noch mit Wuschel vor die Tür kannst. Erzähl irgendwas, damit du ungestört bist.“

Nelly wusste nicht, was sie denken sollte und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, darum kamen ihr die Vorschläge ihrer Freundin absolut logisch vor. Sie ahnte nicht, dass es genau die Heimlichkeiten waren, die ihr Probleme bringen würden. Beim Essen taten die Mädchen vollkommen unschuldig und berichteten vom langweiligen Schulleben. Dann verabschiedete sich Simona und Nelly verschanzte sich auf ihrem Zimmer.

Kurz vor zehn rief sie laut in den Flur: „Ih, Wuschel, du Ferkel, du hast gepupst! Mama, Wuschel hat gepupst, ich glaube, der muss nochmal um die Ecke.“

„Schatz, es ist gleich zehn, dann musst du dich aber sehr beeilen. Zehn Minuten, nicht länger und nimm die Taschenlampe mit.“

Katja begleitete Nelly und Wuschel zur Tür. Sie schaute ihnen nach, wie sie schnellen Schrittes um die Ecke verschwanden. Katja ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich zu Christian auf die Couch, der erstaunt sein Buch weglegte, als sich seine Frau an ihn schmiegte.

„Ich liebe dich wie am ersten Tag, mein Schatz“, flüsterte Katja ihm ins Ohr.

Christian nahm Katja in den Arm und sie küssten sie liebevoll.

„Wo ist Nelly hin?“

„Schnell um die Ecke mit Wuschel, er hat gepupst. Ich finde es erstaunlich, wie gut sie sich um den kleinen Hund kümmert. Nelly ist ein gutes Mädchen.“

Statt einer Erwiderung griff Christian intensiver nach seiner Frau und küsste sie vom Ohr abwärts. Er dachte: Ja, unsere Tochter hat sich gut entwickelt, wir können stolz auf sie sein.

Vor der Tür hatte Nelly das Handy in die Hand genommen und auf den Anruf von Ricardo gewartet. Pünktlich um zehn Uhr klingelte es leise und sie ging sofort dran.

„Hallo, meine Schöne“, meldete er sich mit tiefer, angenehmer Stimme. „Ich wollte dir noch gute Nacht sagen. Bist du schon im Bett?“

„Hallo, Ricardo, ich bin noch mit dem Hund draußen, weil meine Eltern nichts von dir wissen dürfen. Ich weiß nicht, wie sie reagieren würden. Wir sollten uns erst ein bisschen besser kennen, ehe ich ihnen von dir erzähle. Ist das in Ordnung?“

„Klar, meine Süße, das ist gut so. Alles, was du willst. Sag mir aber eines: Habe ich eine Chance, dass du dich in mich verliebst?“

„Ich … ich … ich bin schon eine Weile in dich verliebt. Seit dem Tag an der Tischtennisplatte.“

„Ich wusste es, mein Engel, mir geht es genauso. Ich liebe dich wirklich sehr und muss immer an dich denken. Am liebsten würde ich dich jetzt in meinen Armen halten und küssen.“

Nelly atmete heftig ein und aus. So etwas hatte ihr noch kein Mann gesagt. Sie hatte zwar schon den einen oder anderen Schwarm gehabt, aber bis auf ein schüchternes Küsschen war nichts passiert. Wenn Ricardo küssen sagte, dann hörte es sich wahnsinnig aufregend und sinnlich an. Sie hatte Gänsehaut.

„Ich muss wieder rein. Ich … ich … liebe dich auch. Sehen wir uns Montag?“

„Natürlich, meine Süße, ich warte vor der Schule auf dich. Darf ich dich dann küssen?“

„Ähm, ja, ich glaube schon. Aber nicht so sehr, wenn Simona dabei ist. Gute Nacht.“

„Bis morgen, schlaf schön, Engel. Ich melde mich morgen wieder.“

Sie legten auf, Nelly zitterte immer noch vor Aufregung, aber es half ja nichts, sie musste wieder ins Haus.

„Wir sind wieder da! Gute Nacht, Mama und Papa!“

„He, kriege ich keinen Kuss?“, fragte Christian aus dem Wohnzimmer.

Nelly sah in den Spiegel. Sie war leicht errötet, aber sonst ging es. Freundlich lächelnd öffnete sie die Tür und sah Katja und Christian eng umschlungen auf der Couch sitzen. So wollte sie in Zukunft mit Ricardo sitzen und sich küssen.

Sie beugte sich zu ihren Eltern herunter und sagte nun richtig gute Nacht. Christian lächelte und winkte seinem Mädchen hinterher. Dann nahm er Katja auf den Arm und trug sie ins Schlafzimmer.

„Ich liebe dich. Wie gut, dass Nelly jetzt im Bett ist. Lass mich mal …“

Er zog Katja das Shirt über den Kopf und presste seine Lippen in die kleine Kuhle am Schlüsselbein. Katja lehnte sich wohlig zurück und genoss eine wunderbare Nacht voller Liebe und Zärtlichkeit.

Nelly lag in ihrem Bett, neben sich Wuschel, und dachte unentwegt an Ricardos Worte. Sie stellte sich mit geschlossenen Augen seine Lippen vor, die ihre berührten. Ein leises „Pling“ ließ sie aufschauen. Er hatte ihr eine Nachricht geschickt: „Ich denke an dich und deinen wunderbaren Körper. Noch niemals habe ich ein so schönes Mädchen gesehen. Kuss.“

Sie schrieb zurück: „Du bist der aufregendste Mann, den ich kenne. Kuss zurück.“

Dann blieb das Handy still. Mit einen Lächeln schlief Nelly ein.

Tränen im Sommer

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