Читать книгу Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola - Ute Jäckle - Страница 10

6. Kapitel

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Nach nur fünf Stunden Schlaf stand ich wieder im Krankenhaus und begann meine Schicht. Der Roman gestern hatte mich so umgehauen, dass ich ihn nicht aus der Hand legen konnte und die Story in einem Rutsch gelesen hatte. Ich befand mich noch immer im Rausch der Gefühle. Der Kerl in der Geschichte hatte es wirklich draufgehabt. Was der im Bett alles mit seiner Auserwählten angestellt hatte, lag beinah jenseits meiner Vorstellungskraft.

Am liebsten würde ich auch einmal einen sexy-versauten Erotikroman schreiben, jedoch fehlte mir für dieses Vorhaben leider die Erfahrung. Mit Linus damals hatte es nicht gerade Erdbeben im Bett gegeben. Und seit Linus hatte ich mich auch auf keinen Typen mehr eingelassen. Ich reagierte gar nicht erst auf Flirtversuche und geriet allein beim Gedanken, einem Mann sexuell näherzukommen, in helle Panik. Welchen Mann überkamen beim Anblick meines nackten Körpers schon erotische Fantasien?

Meine Entstellung würde mir wohl leidenschaftliche Kissenschlachten mit tollen Kerlen für immer verwehren. Der Gedanke schaffte mich und ich verfluchte das Schicksal für seine Grausamkeit. Warum hatte es damals ausgerechnet mich treffen müssen? Ich war ein kleines Mädchen gewesen, das niemandem etwas getan hatte.

Schon von Weitem sah ich Marga neben dem Stationszimmer an der Wand lehnen, die sich angeregt mit Nick unterhielt. Sie gestikulierte wild in der Luft herum, während er sich mit einer Hand an der Mauer abstützte und ihr aufmerksam lauschte. Was hatten die beiden denn so intim zu bereden? Der Kerl ließ wirklich nichts anbrennen. Ob er Marga ebenfalls auf einen Ausflug in die Verbandskammer einlud? Es regte mich tierisch auf, dass Nick anscheinend bei jeder Frau dieselbe Masche abzog. Was sonst säuselte er ihr wohl ins Ohr? Marga tat kein bisschen spröde. Als er irgendwas antwortete, lächelte sie lasziv und wickelte eine Strähne ihrer mittelblonden Locken um den Zeigefinger. Mit langsamen Schritten kam ich näher, die beiden hatten mich noch nicht entdeckt. Nick redete leise auf sie ein, ab und an schenkte Marga ihm ein glockenhelles Lachen. Ich fragte mich, wie diese intelligente Frau auf Nicks durchschaubares Getue hereinfallen konnte. Überhaupt war er so oft mit irgendeiner Frau in ein Gespräch vertieft, dass ich mich schon fragte, wann der Kerl eigentlich mal arbeitete. Wie ein brünstiger Keiler legte Nick seine Duftspur von der Ambulanz bis hoch zur Neugeborenen-Intensiv. Keine Frau unter dreißig, die hier arbeitete und halbwegs passabel aussah, war vor ihm sicher.

»Ach, das hab ich doch gestern gern gemacht«, hörte ich Nick mit kratziger Stimme sagen, als ich bei ihnen angelangt war.

»Trotzdem, ohne dich hätte die Lehmann uns nie mit zur Visite genommen. Das war so cool. Du bist ein Schatz.« Margas Blick verweilte auf seinen Lippen, als stünde sie kurz davor, ihn hier auf dem Gang zu vernaschen. Meine Schultern spannten sich an, während ich betont locker das kleine Geplänkel mit einem Guten Morgen unterbrach.

Nick wandte den Kopf und stieß sich von der Wand ab. Als er einen Schritt zurücktrat, wurde Margas Miene länger.

»Morgen«, grüßte er lächelnd, in seinen grauen Augen glitzerte es, als er mir einen ausgedehnten Blick vergönnte, der mich glücklicherweise kaltließ.

Marga verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte nicht, als würde sie sich über mein plötzliches Auftauchen freuen. Ich musste ein Augenrollen unterdrücken. Auch sie kannte Nick seit dem ersten Semester und müsste eigentlich wissen, dass das seine übliche Masche war.

»Na, alles klar bei dir?«, fragte Nick und deutete mit dem Kinn in meine Richtung. Eine winzige Vertiefung fiel mir dort auf, noch immer umschatteten Barstoppeln sein Gesicht und verliehen ihm etwas Draufgängerisches.

»Geht so. Bin nur etwas müde, war gestern lang wach.« Ich unterdrückte ein Gähnen.

»Allein?«, fragte Nick und musterte mich interessiert.

»Nein«, gab ich überspitzt zurück. »Mit einem Buch.«

»Oh, du liest.« Er klang beeindruckt. »Was liest du denn gerade?«

Mist. Sollte ich ihm etwa auf die Nase binden, dass ich gestern Bestrafe mich, mein Milliardär verschlungen hatte? Mein Gehirn sprang an und ratterte auf Hochtouren. »Ähm, also, das war so ein Klassiker, von diesem Dingens, diesem Literaturnobelpreisträger – wie hieß er noch gleich?« Ich rieb meine feuchten Handflächen, während Nick geduldig auf den Namen des verflixten Autors wartete.

»Ich geh dann mal.« Marga rauschte davon. Ein wenig tat es mir leid, sie verärgert zu haben. Ich konnte schließlich nichts dafür, dass Nick mich sofort in eine Unterhaltung verwickelt hatte. Wer konnte schon ahnen, dass dieser oberflächliche Wicht sich für Bücher interessierte? Wahrscheinlich tat er sowieso nur so, machte einen auf belesen, weil er glaubte, seine intellektuelle Ader käme in der Damenwelt gut an. Hier bot sich gerade eine günstige Gelegenheit ihn auflaufen zu lassen. Ich kramte in den Tiefen meines Gedächtnisses fieberhaft nach dem Namen eines Autors, über den ich einmal etwas gelesen hatte. Leider fiel er mir partout nicht ein, aber Nick hatte wahrscheinlich sowieso keine Ahnung, deswegen pokerte ich.

»Dieser peruanische Autor, du kennst ihn bestimmt nicht. Aber er schreibt herrliche Bücher, ein richtiger Sprachakrobat. Anspruchsvolle Unterhaltung ist bei ihm garantiert. Was dieser Mann an schriftstellerischem Können präsentiert, ist ein beinah greifbares Erlebnis, das eine unangefochtene Virtuosität der Worte voraussetzt, wenn er diese in seine ganz eigene Erzählsprache transkribiert. Ein Meister seines Fachs.« Hoffentlich hatte ich nicht zu dick aufgetragen. Nick betrachtete mich ohne äußere Regung. In Gedanken unterzog ich meine Aussage noch mal einer Prüfung, leider konnte ich mich an meinen eigenen genauen Wortlaut nicht mehr erinnern. Egal. Ob er mir mein Gerede abkaufte? Bestimmt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Klugscheißer in seiner Freizeit freiwillig ein Buch in die Hand nahm.

Zu meiner Überraschung nickte er anerkennend. »Meinst du Mario Vargas Llosa? Der ist in der Tat klasse. Ich liebe seine Bücher. Welches liest du gerade?«

Oh, nein. Das durfte doch nicht wahr sein. Dieses Großmaul kannte sich mit Literaten aus? »Oh, ähm, also.« Ich schnippte wie wild in der Luft herum. »Ich komme gerade nicht auf den Titel. Wie war der noch gleich?«

»Meinst du Himmel und Hölle?«, gab er mir glücklicherweise eine Vorlage.

Ich klatschte in die Hände, als hätte ich soeben ein Zeichen von ganz oben erhalten. »Genau das. Es lag mir auf der Zunge.«

Nick deutete mit dem Zeigefinger auf mich. »Hättest du gedacht, dass Silvio der Mörder ist?«, fragte er, während ich innerlich zusammenbrach. »Also, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen. Die ganze Zeit über hatte ich Wilda in Verdacht, aber dann dieser fiese Plot-Twist am Ende.«

Himmel noch mal, er wollte jetzt nicht wirklich mit mir über dieses verdammte Buch quatschen. »Also … ich hatte Silvio schnell in Verdacht.« Überall musste er sich einmischen, es war nicht zum Aushalten. Theatralisch warf ich einen Blick auf mein Handy. »Schon so spät, ich muss Frau Hausers Verband wechseln und nachsehen, ob das neue Antibiotikum angeschlagen hat. So gern ich es wollte, ich habe leider gerade überhaupt keine Zeit, mit dir über Himmel und Hölle zu philosophieren. Zu schade.« Ich fand, ich klang ziemlich enttäuscht, mir war eindeutig schauspielerisches Talent in die Wiege gelegt worden. Hastig machte ich mich zu den Spinden im Umkleideraum des Personals davon.

»Aber den Rest der Unterhaltung holen wir nach«, rief er mir hinterher. »Mich interessiert die Virtuosität deines greifbaren Erlebnisses.«

Nervensäge!

Nur langsam ließ mein Herzklopfen nach, als ich meine leichte graue Strickjacke über den Bügel hing und sie in meinem Spind verstaute. Meine Wangen glühten wie heiße Grillkohle. Der Kerl wollte allen Ernstes mit mir über diesen peruanischen Autor fachsimpeln, dessen Namen mir bereits wieder entfallen war. Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und googelte Himmel und Hölle, wollte wenigstens einen Blick auf den Klappentext geworfen haben, falls ich Nick nachher in die Arme laufen sollte. Immerhin konnte er sehr penetrant sein. Die Rückansicht einer Frau zierte das Cover. Ganz hübsch, wenn auch nicht halb so ansehnlich wie mein halb nackter Milliardär aus dem gestrigen Roman. Himmel und Hölle – Neun Erzählungen von Alice Munro, las ich. Kanadische Literaturnobelpreisträgerin von 2013. Dieser verdammte Mistkerl. Ich war voll auf ihn reingefallen. Den leisen Respekt, der sich in mir regte, weil er mich mit meinen eigenen Waffen geschlagen hatte, ignorierte ich gekonnt.

Die nächsten zwei Stunden gelang es mir doch tatsächlich, Nick weiträumig zu umschiffen. Marga zeigte sich mittlerweile auch wieder umgänglicher und ließ mich am neuesten Tratsch über die Oberschwester teilhaben, die zwar verheiratet war, aber anscheinend eine Affäre mit einem Rettungssanitäter begonnen hatte. Den beiden war man bei einem Schäferstündchen im Rettungswagen auf die Schliche gekommen, als dieser zu einem Einsatz hatte aufbrechen sollen. Das alles berichtete mir Marga haarklein und unter ausdauerndem Gekicher. Wie kann man nur so blöd sein war einer ihrer Lieblingssätze während der ausufernden Berichterstattung. Ob die Sache noch ein Nachspiel für die beiden haben würde, wusste sie jedoch nicht. Sodom und Gomorra, mehr fiel mir zu den Zuständen in diesem Krankenhaus nicht mehr ein.

Nick kam mit einer Handvoll Mullbinden aus dem Verbandsraum, just zu dem Zeitpunkt, als ich daran vorbeiging. Reflexartig scannte ich den Raum durch den offenen Türspalt auf etwaige Sexpartnerinnen, fand ihn jedoch zu meinem Erstaunen tatsächlich leer vor. Offenbar arbeitete Nick durchaus manchmal.

»Na? Schon Himmel und Hölle gegoogelt?«, fragte er mit unschuldiger Stimme.

»Na? Immer noch keine willige Gespielin für den Verbandsraum gefunden?«, lenkte ich hastig vom heißen Thema ab und sofort stieg er darauf ein. Ich kannte ihn langsam einfach zu gut.

»Ich nehme doch nicht jede x-Beliebige mit da rein.« Er deutete auf die mittlerweile geschlossene Tür. »Nur die Belesenen.« Sein Grinsen wurde fies. »Rufst du schweinische Dinge, wenn du kommst? Ich steh da total drauf. Ja, Nick«, äffte er mich mit heiserer, hochgeschraubter Stimme nach und rollte mit den Augen, als nahte ein Orgasmus. »Sei mein Meister, zeig mir dein Können und transkribiere deinen Vargas Llosa in meine Munro. Ich brauche mehr Virtuosität, wenn ich deinen Namen schreie.« Er zwinkerte mir zu. »Ein greifbareres Erlebnis wirst du garantiert nicht mehr finden. Also, ich würde mir das nicht entgehen lassen.«

»Fällt dir nichts Besseres ein, du Schwanzakrobat?« Ich demonstrierte ein gelangweiltes Gähnen. »Leider kapierst du immer noch nicht, dass ich nicht auf billige Nummern stehe. Du hast in etwa das Niveau dieser platten Frauenärzte in Groschenromanen am Bahnhofskiosk. Tut mir leid, aber die sind einfach nichts für mich. Zu nichtssagend, man konsumiert sie und hat die Typen fünf Minuten später schon wieder vergessen.« Natürlich hütete ich mich, zu erwähnen, wie gerne ich diese Heftchen eine Zeitlang gelesen hatte.

Die Haut über seinen Wangenknochen spannte sich an und seine geschwungenen Lippen öffneten sich einen Spalt, als machten sie sich für einen Kuss bereit. Der Player zog alle Register. Mir wurde warm. Ich stand voll auf sein Gesicht, verdammt. Noch immer. Das konnte doch nicht sein. Auf die kräftigen Konturen seines Mundes und die kantigen Linien des Kinns. Alles an ihm war männlich, sexy und auffällig. Nein! Nein! Nein! Er war der größte Fiesling des Jahrhunderts, das durfte ich über seinem imposanten Erscheinungsbild nicht vergessen. »Mich würdest du für immer in Erinnerung behalten«, sagte er plötzlich mit leiser, aber fester Stimme und tief in mir drinnen, wusste ich das ebenfalls. Diesen schönen Mann in meinem Bett würde ich garantiert für immer in Erinnerung behalten.

Unwillkürlich fragte ich mich, ob er mir diesen heißen Blick auch dann noch schenken würde, wenn er wüsste, was sich unter meinem Shirt verbarg. Mist. Warum machte ich mir über so etwas überhaupt Gedanken? Der Kerl stand hundertprozentig nicht zur Debatte.

»Ich würde am liebsten sogar den Tag vergessen, an dem wir uns kennengelernt haben«, sagte ich eine Spur härter als beabsichtigt. Mein Herz klopfte mir hoch bis zum Hals. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich mich irgendwie erwehren, was vollkommen verrückt war.

Nick stieß den Atem durch die Nase aus, er sah sauer aus. Sauer und verletzt. Aber dieses Mal verschaffte mir seine Reaktion keine Genugtuung.

Zum Glück kam uns gerade Oberschwester Biggi entgegen. Sie schien blendender Laune zu sein und ihr schnittlauchdünnes blondes Haar wippte bei jedem Schritt fröhlich auf ihre Schultern. Ich fragte mich, ob sie am Ende gar nicht wusste, dass sie gerade für das Tagesgespräch auf sämtlichen Stationen sorgte, oder ob die Liebe sie in eine Art drogenähnlichen Rauschzustand versetzte, der sämtliche Gerüchte an ihr abperlen ließ wie Wassertropfen an einem Lotusblatt. Im Prinzip eine gesunde Einstellung. Ihr Privatleben ging uns nämlich überhaupt nichts an. Aber ich wusste nicht, ob ich eine solche Tratsch-Orgie über fünf Stockwerke so einfach wegstecken könnte.

»Nick.« Sie blieb neben uns stehen und lächelte. Ich mochte Biggi gern. Sie war immer freundlich und gut gelaunt, von ihr hatte ich schon einiges Wertvolles in der Patientenpflege gelernt.

»Hey, Biggi. Wie geht’s?« Er klang nett, wie immer wenn er mit anderen Leuten redete, offenbar bekam nur ich seine dunkle Seite zu spüren.

Sie zuckte mit den Achseln und blinzelte. Plötzlich wirkte sie ein wenig traurig. »Ganz okay, mal abgesehen von den hundert dummen Sprüchen, die ich noch vor der Frühstückspause zu hören bekommen habe.«

Er rieb aufmunternd ihren Arm. »Mach dir nichts daraus. Lass die Leute reden. Dein Leben geht niemanden etwas an. Du hast schon so viel durchgestanden. Hör einfach nicht hin, nächste Woche ist ihnen der Tratsch um dich zu langweilig geworden und sie suchen sich das nächste Opfer.«

»Du hast recht.« Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht und verwandelte sie wieder in die gut gelaunte Biggi von vorhin. Ein Schutzpanzer, wie ich nun wusste, und ich konnte ihr das nicht verdenken. »Sollen sie doch reden. Erik ist so ein toller Mann, das lasse ich mir von niemandem kaputt machen.«

»Du hast es auch verdient.« Er nahm sie in den Arm und streichelte freundschaftlich über ihren Rücken. Also kannte Nick das fiese Gerede über Biggi ebenfalls und ich musste zugeben, er reagierte wirklich toll.

»Doktor Lehmann möchte, dass du dem kauzigen Herrn Koslowski zwei Ampullen Blut abnimmst«, sagte Biggi.

»Geht klar«, erwiderte Nick, als wäre diese Anweisung das Selbstverständlichste auf der Welt, und mir wurde schlagartig bewusst, dass er dieser Aufgabe in der Tat nicht zum ersten Mal nachging.

Wie? Nick durfte schon ganz allein Blut abnehmen? Im Pflegepraktikum? Wo und vom wem hatte er das denn gelernt? Was kam als nächstes? Eine Bypass-OP?

Zu meinen Highlights zählte bis jetzt das Ziehen einer Infusionsnadel unter den wachsamen Augen von Biggi, die mir das ein einziges Mal großzügig gestattet hatte. Außer der gestrigen Visite natürlich, selbst an den Patienten arbeiten zu dürfen, toppte alles.

Biggi musste meine Verstimmung aufgefallen sein, Mr. Großkotz merkte natürlich nichts, er sonnte sich in seiner Sonderstellung wie unter einem Solarium.

»Willst du dabei zuschauen?«, fragte sie mich. Natürlich wollte ich das, aber nicht bei ihm.

»Ich weiß nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust wie ein trotziges Kind.

»Komm schon mit.« Nick deutete mit dem Kopf zur Seite, aber ich regte mich nicht. »Stell dich nicht so an.« Er beugte sich etwas in meine Richtung. »Du willst es doch auch.«

Kichernd ging Biggi weiter. »Jetzt geht es mir schon viel besser. Ihr zwei seid wie füreinander gemacht.«

Hä? Ich sah ihr baff hinterher, ihr reges Liebesleben vernebelte ihr wohl das Hirn. Was wollte sie denn damit sagen?

Seufzend fügte ich mich in mein Schicksal und schloss mich Nick an. Immerhin war Blutabnehmen um einiges interessanter, als Betten zu machen, was gerade auf meiner Agenda stand.

»Du kennst dich aber gut in Biggis Privatleben aus«, konnte ich mir dann doch nicht verkneifen, obwohl ich eigentlich gar nicht wissen wollte, wieso er das tat. Biggi war mindestens fünfzehn Jahre älter als er.

»Sie hat viel durchgemacht in ihrer Ehe und jetzt endlich einen tollen Mann gefunden. Aber hier ziehen das mal wieder alle in den Dreck.«

»Na ja, in den Dreck ziehen, geht wohl etwas zu weit. Eine schnelle Nummer in einem Rettungswagen ist ja nicht alltäglich.«

»Und deswegen muss man sie gleich verurteilen?« Er warf mir einen unangenehm schrägen Blick zu, als stünde ich auf dem Prüfstand.

»Nein, ich verurteile Biggi nicht. Mir ist es egal, was sie wann mit wem tut.«

»Ihr Mann ist schwerer Alkoholiker, er hat sie jahrelang misshandelt und sie hat trotzdem immer zu ihm gehalten, ihn unterstützt, zig Therapien mit ihm durchgestanden. Aber er wurde immer wieder rückfällig und hat sie brutal geschlagen.«

»Oh.« Ich blieb stehen. »Das wusste ich nicht.« Mein Herz sank gefühlt in den Magen, als ich das hörte. Die liebevolle, gutmütige Biggi war in einer brutalen Ehe gefangen?

»Jetzt hat sie endlich den Absprung geschafft«, erzählte Nick weiter, »Erik kennengelernt und diesen alten Säufer verlassen.«

»Die arme Biggi, ich hätte so etwas nie vermutet.«

»Vermutungen sind immer scheiße«, erwiderte er und es klang wie eine Anspielung. Bloß worauf? Auf ihn?

»Woher weißt du eigentlich von der schnellen Nummer im Rettungswagen?«, fragte ich.

»Marga erzählt es doch überall herum. Woher weißt du sonst davon?«

Ich zuckte nur mit den Achseln. Auf einmal kam ich mir schäbig vor, dass ich Marga vorhin diese Plattform gegeben und mich auch noch über Biggi amüsiert hatte.

Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola

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