Читать книгу Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola - Ute Jäckle - Страница 11

7. Kapitel

Оглавление

Obwohl wir nun täglich bei den Visiten dabei waren und das die Arbeit viel interessanter machte, schien die Woche kein Ende zu nehmen. Umso mehr freute ich mich über mein erstes freies Wochenende seit Langem. Ich stand an der Reling von Bens Club und genoss die kühle Brise auf meiner erhitzten Haut. Die vergangene Stunde hatte ich mit Luca und unserer gemeinsamen Freundin Rhashmi auf der Tanzfläche unter Deck zu den neuesten Hits abgefeiert. Ihr Freund Erdie machte sich gemeinsam mit Chad als Türsteher wichtig. Wo Ben herumschwirrte, wusste keiner von uns. Seit Ben den ollen Kahn Anfang des Jahres in einen wirklich tollen Club verwandelt hatte, brauchte man Vitamin B um hier jederzeit feiern zu dürfen, denn die Warteschlange riss wie immer am Samstag nicht ab. The Boat war ein echter Szeneladen, etwas Originelleres hatte die Stadt im Moment nicht zu bieten.

Meine Mitbewohnerin Pia verdiente sich am Wochenende als Barkeeperin auf dem Oberdeck, das auch als Cocktail-Bar fungierte, ein paar Euro dazu. Von dort bugsierte sich Luca gerade mit drei Margaritas vorsichtig durch die Leute. Als sie uns erreichte, stürzten wir uns durstig auf die Drinks. Ich nahm einen Schluck durch den schwarzen Strohhalm und sog scharf die Luft ein, als sich mir die großzügige Mischung die Speiseröhre hinunterbrannte. »Wow.« Meine Stimmbänder brauchten eine kurze Regenerationspause. »Pia meint es heute aber gut mit uns.«

»Du müsstest mal diesen indischen Mango-Schnaps probieren«, sagte Rhashmi, die an ihrem Drink wie an Eistee nuckelte. Sie und Erdie waren erst kürzlich aus Indien zurückgekehrt, wo Rhashmi als Biologin bei einem Umweltprojekt mitgearbeitet hatte. Als Halbinderin hatte es sie zurück zu ihren Wurzeln gezogen. »In Mumbai haben sie uns das Zeug mal in einem Restaurant serviert. Ich dachte, mir bläst es die Lichter aus.«

»So schlimm?«, fragte Luca, die heute ein kurzes schwarzes Kleid mit Wasserfallausschnitt trug, das ihre beiden mehr als üppigen Vorzüge gekonnt in Szene setzte. Neben ihr kam ich mir fast unsichtbar vor, trotz meines schneeweißen Minikleides, von dem ich fand, dass es meine Bräune außerordentlich gut betonte.

»Ich glaube, das Zeug war gepanscht«, erzählte Rhashmi weiter, weshalb ich ihr wieder meine Aufmerksamkeit widmete. »Als ich am nächsten Tag aufwachte, waren meine Augen so angeschwollen, dass ich nichts mehr sehen konnte. Ich habe ausgeschaut, als hätte mich jemand verprügelt. Drei Tage habe ich mich nicht aus dem Haus getraut.«

»Das ist wirklich übel.« Luca schüttelte fassungslos den Kopf. »Du hättest sterben können.«

»Ich habe das Zeug auch nie wieder angerührt, das kannst du mir glauben.« Sie hob ihr Glas, ihr langes schwarzes Haar glänzte im künstlichen Licht wie lackiert. »Da ist mir Pias Mischung tausendmal lieber, die macht wenigstens nur einen dicken Kopf.«

Wir prosteten uns lachend zu, über uns warfen Laserstrahler bunte Muster in den Himmel und verbreiteten eine ganz besondere Atmosphäre, die wunderbar zu unserer Feierlaune passte. Die gedämpften Beats aus dem Unterdeck vibrierten an meinen Fußsohlen. Der Abend war perfekt.

»Wenn das nicht die hübsche Lady vom See ist«, sagte plötzlich eine dunkle Stimme. Gleichzeitig drehten wir die Köpfe. Dieser Joshua stand neben uns und hatte – wie konnte es auch anders sein – nur Augen für Luca.

»Oh, hi«, hauchte Luca und klammerte sich an ihrem Glas fest, als würde sie an einem Dachvorsprung hängen. Sie warf ihm ein fast schon schüchternes Lächeln zu, das er beinah ebenso scheu erwiderte. »Zufälle gibt es.«

Nachdem er auch uns eine kurze Begrüßung in Form eines angedeuteten Winkens gegönnt hatte, zeigte er auf Lucas fast leeres Glas. »Möchtest du noch eins?«

»Nein, nicht nötig.« Sie schüttelte den Kopf. »Meinem Freund gehört der Club, ich kann hier umsonst trinken.«

»Schade, ich würde dich eigentlich gern näher kennenlernen.«

Jetzt ging er aber ran, fand ich, bevor ein grauenvoller Gedankenblitz in meinem Gehirn einschlug. Ob ich ihn fragen sollte? Nein. Besser nicht. Ich wollte mir nicht den schönen Abend verderben.

»Eher nicht.« Luca schlug die Lider nieder. Sie klang wehmütig. Oder bildete ich mir das nur ein? Joshuas halblange Haare hingen ihm in die Stirn. Irgendwie stand ich nicht auf lange Haare bei Männern, obwohl Joshua durchaus ein hübscher Anblick war. Zwar war sein Gesicht nicht ganz so markant wie das von Nick, aber er hatte was, das musste man ihm lassen.

»Aber deinen Namen verrätst du mir doch wenigstens? Ich heiße Joshua.« Er hielt ihr seine Hand hin.

Sie schlug grazil ein. »Ich weiß, dein Kumpel hat dich auf dem Parkplatz so genannt«, gab sie zu. »Ich bin Luca.«

Er schmunzelte. »Das ist ein außergewöhnlicher Name für eine Frau.«

»Es ist ein Spitzname, meinen echten Vornamen willst du nicht wissen, glaub mir.«

»Doch, will ich. Jetzt auf jeden Fall.« Joshua nickte beim Reden.

»Vergiss es«, sie winkte ab.

Die beiden schienen uns vollkommen ausgeblendet zu haben. Rhashmi und ich wechselten einen ausgedehnten Blick. Ob sie sich ebenso fehl am Platz vorkam? Sollten wir uns mit einer Ausrede verziehen?

»Ich muss mal kurz Erdie was fragen, bin gleich wieder da«, kam Rhashmi mir zuvor. Das durfte doch nicht wahr sein.

»Ich komme mit«, schloss ich mich an und hakte mich bei Rhashmi ein, die einen ganzen Kopf kleiner als ich war.

Luca runzelte die Stirn. »Aber ihr kommt wieder.«

»Klar, fünf Minuten.« Und weg waren wir.

»Wer war denn das?«, fragte sie im Gehen.

»Ein Kumpel meines bescheuerten Kommilitonen. Die Typen vom See mit der Wette. Ich hatte dir doch davon erzählt.«

»Ach, die waren das«, zog sie den kurzen Satz unnötig in die Länge, sie stupste mich an. »Und? Hat er schon gewonnen?«

»Nein, hat er nicht.«

»Gut so«, lobte sie mich. »Könnte ja jeder kommen. Lass ihn so richtig abblitzen.«

»Ich hoffe nur, er ist nicht auch hier. Nick hat das absolute Talent, mir jeden Spaß zu verderb…« Und dann sah ich ihn. Fünf Schritte vor mir, in ein angeregtes Gespräch mit einer Blondine vertieft. Die passte, im Gegensatz zu mir, ganz genau in sein übliches Beuteschema. Unwillkürlich hielt ich an. Rhashmi blieb ebenfalls stehen. »Was ist denn?«

»Mist, da vorne ist er.« Ich nickte so unauffällig wie möglich nach vorn.

»Wer?«

»Na, Nick. Der Typ mit der Wette.«

»Wo?«, fragte Rhashmi aufgeregt und scannte die Leute vor uns. »Du meinst doch nicht etwa den heißen Typen mit der hellen Jeans und dem schwarzen Hemd?«

»Doch.« Mein Blut pulsierte im Hals.

»Oh … Wow.« Mehr kam Rhashmi offenbar nicht über die Lippen und da ich Augen im Kopf hatte, wusste ich auch, warum. Nick stach aus der Menge, er überragte die meisten Männer um sich herum und hatte eine Präsenz, die ich sonst nur von Schauspielern kannte. Das schwarze Hemd lag eng an und betonte seinen muskulösen Oberkörper. Die Ärmel waren bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, wodurch ein Teil seiner Tattoos an den Armen sichtbar wurde, was ihn irgendwie verrucht wirken ließ. Als er lachte, legte er den Kopf in den Nacken und schien sich wirklich gut zu amüsieren. Er wirkte locker, einfach gut gelaunt. Und ich konnte mich mal wieder nicht dagegen wehren, mir über einen Mann seines Kalibers überhaupt den Kopf zu zerbrechen. Mein Herz vollzog einen Trommelwirbel, ich hörte es bis in meine Ohren schlagen. Dieser Toni-Garrn-Verschnitt daneben passte perfekt zu ihm.

Als sein Blick in die Runde schweifte, blieb er an mir hängen und Nick stockte. Er schien überrascht, dann wuchs ein Lächeln auf seinen Lippen und er winkte mir kurz zu. Bevor ich reagieren konnte, widmete er sich wieder seiner Gesprächspartnerin.

»Der Typ ist der absolute Hammer.« Rhashmis Stimme katapultierte mich zurück in die Gegenwart. Ich riss mich aus meiner Starre und zog sie weiter, in einigem Abstand, an Nick vorbei.

»Warum schnappst du ihn dir nicht?« Sie klang völlig verständnislos.

»Weil er es nur auf das Eine anlegt«, half ich ihr auf die Sprünge. »Er macht mit jeder rum. Der Typ will nichts von mir, er will nur poppen und die Ducati. Und vielleicht sieht er gut aus, aber er ist die größte Nervensäge, die ich kenne.«

»Das ist natürlich blöde.« Sie musterte mich ausgiebig. »Dann vernasch ihn doch einfach«, änderte sie schamlos ihre Meinung.

»Ich werde ihn ganz bestimmt nicht vernaschen.«

»Wen wirst du ganz bestimmt nicht vernaschen?«, hörte ich Ben hinter mir fragen und zuckte zusammen. Wie schaffte der es immer, sich so lautlos anzuschleichen?

»Niemanden«, brummelte ich.

»Den Typen vom See«, grätschte mir Rhashmi unnötigerweise rein.

Bens Augenbrauen schoben sich zusammen. »Ist der Typ hier?«, fragte er grimmig, worauf ich Rhashmi am liebsten ihren vorlauten Mund mit Klebeband verschlossen hätte.

Rhashmi kaute auf ihrer Unterlippe. Madame schien ein Licht aufzugehen, reichlich spät allerdings. »Also wer jetzt genau?«, versuchte sie, Zeit zu schinden.

»Alle«, sagte Ben.

»Wie viel waren es denn?«, fragte Rhashmi vorsichtig.

»Rhashmi«, knurrte Ben.

»Ich weiß nur von zweien und jetzt muss ich zu Erdie.« Ehe Ben antworten konnte, zerrte sie mich aus der Schusslinie. »Puh«, sagte sie, als wir in Sicherheit waren und wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. »Hoffe, das gibt nicht noch Zoff heute.«

»Ich auch.« Warum musste Nick von allen Clubs in Nürnberg ausgerechnet hier auftauchen? Verfolgte er mich etwa?

Stunden später war der Laden immer noch gerammelt voll. Meine Füße taten mir vom vielen Tanzen weh. Wir hatten Luca von Joshua losgeeist, bevor Ben sie zusammen hatte finden können und uns auf die Tanzfläche verkrümelt. Luca hatte uns ewige Dankbarkeit geschworen. Langsam kroch mir die Müdigkeit in alle Knochen, mittlerweile war es zwei Uhr und ich überlegte, mich auf den Heimweg zu machen. In weniger als neun Stunden musste ich im Zug nach Hause sitzen.

»Ich mach Schluss für heute«, schrie ich durch den Lärm. »Morgen Früh fahre ich zu meiner Mutter, sonst komme ich nicht aus den Federn.«

Wir umarmten uns zum Abschied.

»Tschau, war super heute«, brüllte Rhashmi mir ins Ohr, was ein Klingeln in meinem Gehörgang hinterließ.

»Ja, ich hatte schon lang nicht mehr so viel Spaß. Ihr seid die Besten«, rief ich und nahm Luca in den Arm.

»Tschüss. Wie kommst du heim?«, fragte sie.

»Vorne am Pier stehen doch immer Taxis, ich nehme mir eins. Bis bald.«

Ich winkte im Weggehen und stieg die Treppe nach oben zum Zwischendeck, quetschte mich zwischen der Wand und einer lärmenden Gruppe durch, als ich leider viel zu spät Nick bemerkte, der in einiger Entfernung an der Schiffsmauer lehnte und mich betrachtete. Ob ich wollte oder nicht, ich musste an ihm vorbei, zudem war es kindisch, ihm hektisch aus dem Weg zu gehen. Ich straffte mich also und lief mit schwingenden Hüften auf ihn zu.

»Na, amüsierst du dich gut?«, fragte ich und unterbrach unseren intensiven Augenkontakt, weil ich ihm nicht standhalten konnte.

Er nickte. »Super, und du?«

Mein Blick schweifte so unauffällig wie möglich an ihm entlang. Sein Hemd sah teuer aus, es war keins dieser protzigen Shirts mit Emblem, aber Schnitt und Qualität stachen ins Auge. Das war mit ziemlicher Sicherheit ein Designerteil. Wo hatte er als Student eigentlich die viele Kohle her? Cabrio, Markenklamotten, teure Uhr, nagelneues Smartphone. Bestimmt hatte er reiche Eltern, das würde zumindest seine Arroganz und Selbstherrlichkeit erklären. Sicher studierte er nur zum Spaß oder übernahm mal Papis Privatpraxis.

»Ich bin schon auf dem Sprung.« Ich deutete zum Steg, über den man zurück an Land kam.

»Hoffentlich nicht wegen mir. Ich habe mich extra von dir ferngehalten, um dir nicht den Abend zu verderben.« Auffällig musterte er meinen Körper, was mich sofort nervös machte.

»Wie rücksichtsvoll von dir.« Sein Aftershave wehte mir schwach in die Nase und bescherte mir weiche Knie. Er roch gut. Herb männlich, aber nicht zu aufdringlich. Unauffällig atmete ich ein, sog seinen Duft tief in meine Lunge.

»Du haust also nicht wegen mir ab?«, fragte er noch einmal.

Fahrig strich ich mir übers Haar. »Nein, ich hab morgen was vor und muss früh raus.«

»Dann ist ja gut.« Er klang tatsächlich erleichtert. »Obwohl ich es sehr schade finde, dass du schon gehst.«

»Warum?«

»Weil wir uns noch gar nicht unterhalten haben.« Sein Lächeln war schmeichelnd und warm und bescherte mir Herzklopfen.

Ich legte den Kopf schräg. Was sollte das schon wieder? Dieses halbherzige Flirten. Tat er es wegen der Ducati oder wollte er sich was beweisen? »Du hast nicht so ausgesehen, als würdest du dich langweilen.«

»Hab ich auch nicht. Aber ich hätte trotzdem gern mal mit dir gequatscht.« Nick rückte näher. »Du siehst sehr sexy aus in diesem Kleid.« Erneut sah er an mir entlang, dieses Mal langsam und genüsslich.

Ich begann innerlich zu zittern. Der einzige Mann, der heute ein nettes Wort über mich verlor, war ausgerechnet Nick. »Spar dir deine Komplimente«, flüsterte ich heiser, war jedoch gleichzeitig geschmeichelt.

»Sei doch nicht immer so kratzbürstig.« Mittlerweile stand er so nah vor mir, dass ich die winzigen Barstoppeln auf seinem Kinn zählen konnte, wenn ich wollte. Seine Lippen kamen dicht vor meine. Nur mit Mühe hielt ich mich von einer Kurzschlusshandlung ab, die ich in der nächsten Minute bitter bereuen würde. Vor mir stand Nick! Nick. Nick. Nick, hämmerte ich mir in meinen Betonschädel. War ich von allen guten Geistern verlassen?

»Wir könnten so viele schöne Dinge miteinander tun«, raunte er mir ins Ohr, zwischen uns beide passte höchstens noch ein Blatt Papier.

»Und was?«, fragte ich der Ohnmacht nah und hätte mich für diesen Moment der Schwäche am liebsten geohrfeigt.

»Wenn wir jetzt allein wären und du dich nicht immer so sträuben würdest, würde ich meine Hände auf deine Hüften legen und dein Kleid langsam nach oben schieben. Dabei deinen Hals küssen, genau an der Stelle, an der dein Blut pulsiert.« Er klang dunkel und verführerisch und verfehlte seine Wirkung auf mich nicht. Ich sehnte mich so sehr nach ein wenig Zärtlichkeit.

Ich schluckte. Unfähig, etwas zu erwidern, verharrte ich weiter reglos. Mir wurde heiß, viel zu heiß.

»Dann würde ich mit den Fingerkuppen über deinen Slip streicheln, bevor ich langsam mit meiner Hand in dein Höschen gleite, während meine Lippen hoch zu deinem Ohrläppchen wandern und daran knabbern.« Seine Stimme wurde rauer, hungriger, er beobachtete jede meiner wenigen Regungen. Zwischen meinen Beinen pochte es, ich schloss für einen Moment die Augen. Meine innere Abwehr bröckelte wie alter Putz von einer Mauer, das durfte doch nicht wahr sein. Es musste am Alkohol liegen, dass ich plötzlich derart auf ihn reagierte. Ich sollte abhauen, konnte mich jedoch nicht bewegen, denn ich wollte noch mehr von dem hören, was er mir zu sagen hatte.

»Mein Finger würde deine Perle berühren«, machte er leise weiter, »sodass du zuckst, und ich würde darum kreisen, sie streicheln, bis sie geschwollen und hart ist und du dich an mich klammern müsstest, weil dir die Knie weich werden würden. Du wärst so wundervoll feucht.«

Ein süßes Ziehen machte sich in meinem Höschen bemerkbar, ich spürte jede seiner Berührungen, obwohl er mich gar nicht anfasste, sondern nur mit Worten liebkoste.

Seine Atmung wurde hitziger, meine leider auch. »Mit der anderen Hand würde ich deine Brüste streicheln, mit deinen Brustwarzen spielen, bis du keuchst vor Lust und nach mehr verlangst. Erst jetzt würde ich dich küssen, mit meiner Zunge deinen Mund erobern und deine Unterlippe wund beißen, während ich mit einem Finger langsam in dich eindringe. So magst du es, nicht wahr?«

Mir wurde schwindlig und mein Atem bebte, ich war gefangen in meinem eigenen inneren Zittern. Nur mit Mühe verkniff ich mir eine Zustimmung. Alles in mir lechzte nach seiner Berührung. Ich wollte ihn. Ja, ich wollte wenigstens ein einziges Mal erleben, was er mir ins Ohr flüsterte. Hilflos legte ich den Kopf in den Nacken, bot ihm meinen Hals an und sehnte mich nach seinen fiebrigen Lippen auf meiner Kehle. Er kam zwar näher, berührte mich jedoch nicht, nur sein hitziger Atem traf auf meine Haut und das reichte schon aus, um mich verrückt zu machen. Ich brauchte mehr, merkte er das denn nicht? Lust überspülte mich wie schäumende Gischt einen Felsen.

»Du bist jetzt ganz nass«, sagte er leise an meinem Ohr, »vollkommen bereit für mich, das törnt mich so an, du machst mich so heiß, Baby. Ich dringe nun mit zwei Fingern in dich ein, verteile deine Nässe auf dir und streichle diesen Punkt tief in deinem Inneren, bei dem du laut aufstöhnen musst.«

Ein leises Keuchen verließ meinen Mund. Hilflos schnappte ich nach Luft, bei dem Versuch, mich wieder einigermaßen in den Griff zu kriegen, aber es gelang mir nicht. Ich müsste nur meine Arme um seinen Nacken legen und könnte all dies in echt erleben. Mein Spitzenhöschen war schon feucht, auch meine empfindlichste Stelle pochte fordernd, während Nicks heißer Atem noch immer auf meinen Hals traf.

»Nick«, japste ich, noch immer unfähig, mich zu bewegen.

»Du kannst das alles haben, Baby. Du wirst es mögen, glaub mir, lass es einfach zu.«

»Verpiss dich«, hörte ich in einiger Entfernung jemanden rufen und schrak zusammen. Oh mein Gott! Ich hatte ganz vergessen, wo wir uns befanden. Um uns tummelten sich lauter Leute! Auch Nick schien aus seinem Taumel zu erwachen und wich zurück. Verwirrt sahen wir uns um.

Ben hatte sich in einiger Entfernung vor Joshua aufgebaut, neben ihnen stand Luca, die eindringlich auf ihren Freund einredete.

»Was zum Teufel ist da los?«, fragte Nick und eilte durch die umstehenden Gäste zu seinem Kumpel. Ich hastete hinterher.

»Lass deine Drecksfinger von meiner Freundin.« Ben deutete auf Joshua, der nur den Kopf schüttelte, als wüsste er überhaupt nicht, was Ben von ihm wollte.

»Was ist eigentlich dein Problem?«, fragte er schließlich. »Ist sie dein Eigentum?«

»Was laberst du für eine Scheiße, Mann?« Ben klang aggressiv. »Natürlich ist sie nicht mein Eigentum, aber mich geht es sehr wohl etwas an, wenn Typen wie du ihre Pfoten nicht von ihr lassen können.«

»Ben, wir haben doch nur geredet«, sagte Luca und stellte sich dazwischen, sie stemmte beide Hände gegen Bens Brustkorb.

»Und dafür musste er den Arm um dich legen?« Er musterte Luca finster.

»Es ist alles gut.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Ben auf die Lippen. Er ließ es zu, erwiderte den Kuss jedoch nicht. Sein Blick klebte an ihren Augen, ich konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht buchstäblich ablesen.

Nick klopfte Joshua auf die Schulter. »Was geht ab?«

»Der Typ macht Stress wegen gar nichts.« Joshua machte eine Handbewegung, als würde er eine Stechmücke verscheuchen. Im selben Moment stieß Ben Nick zur Seite und schnappte Joshua am Kragen. »Verpiss dich. Du hast Hausverbot. Lass dich hier nie wieder blicken.«

»Ben, du spinnst.« Luca zerrte an Bens Arm. »Er hat doch gar nichts gemacht.«

Joshua riss sich los. »Geht’s noch?«

»Das ist mein Club und ich suche die Gäste aus«, sagte Ben in scharfem Tonfall zu Luca, ehe er sich wieder an Joshua wandte. »Du zählst definitiv nicht dazu. Und jetzt hau ab.« Er stieß seinen Widersacher an den Schultern zurück, sodass Joshua ins Taumeln geriet und zwei Schritte nach hinten stolperte.

Erdie kam dazu. »Gibt’s Probleme?«

»Schmeiß ihn raus.« Ben deutete auf Joshua. »Der Typ hat Hausverbot. Und den«, er zeigte auf Nick, »kannst du auch gleich mitnehmen.«

»Hauen wir ab«, sagte Nick kopfschüttelnd und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.

»Ja, gehen wir«, stimmte Joshua zu und setzte sich in Bewegung, ehe er sich doch noch mal umwandte. »Wir sehen uns«, sagte er zu Luca und lief weiter, wurde aber von Ben gestoppt, der ihn schnappte und ihm einen Faustschlag ins Gesicht verpasste. In Bens Gesicht explodierte die Wut, in seinen Augen brannte ein wahres Höllenfeuer.

»Mach sie noch einmal an und du bist erledigt.«

Getroffen hielt sich Joshua die Wange. »Hast du sie noch alle?«, ächzte er.

»Verdammt, Ben. Komm wieder runter«, hörte ich Erdie aus dem Gewirr heraus. Im selben Moment schnappte sich Nick Ben und stieß ihn gegen Erdie.

»Werd mal wieder klar«, sagte Nick. »Wir gehen doch.«

Erdie packte Joshua am Arm und zerrte ihn aus dem Kriegsgebiet, Nick folgte ihnen. Mittlerweile war auch Chad dazugekommen, der eine Statur wie ein Footballspieler besaß, und nun Ben im Zaum hielt, da dieser offenbar nicht gewillt war, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Chad sprach leise und eindringlich auf ihn ein.

Ich schlich zu Luca und nahm sie in den Arm. Die Ärmste zitterte am ganzen Körper und hielt sich beide Hände vor Mund und Nase. Um uns löste sich die Menschentraube langsam auf. Die Show war vorbei.

»Ben ist so ein Idiot«, schluchzte Luca. »Joshua hat doch gar nichts gemacht. Wir haben geredet und dabei hat er mal ganz kurz den Arm um mich gelegt und sofort rastet Ben aus.«

Ich schielte hinüber zu Ben, der sich nur langsam wieder einkriegte, immer wieder schweifte sein Blick zu Luca. Er sah schuldbewusst und traurig aus, dazwischen blitzte Angst in seinen Augen auf. Ben tat mir leid. Man sah ihm an, wie sehr er Luca liebte.

»Wie hättest du dich denn gefühlt, wenn Ben eine andere im Arm gehabt hätte?«, fragte ich, woraufhin Luca den Kopf hob. Tränen glitzerten an ihren Unterlidern. Sie schien zu überlegen.

»Ich hätte ihr die Augen ausgekratzt«, antwortete sie schließlich.

Ich streichelte ihr aufmunternd über die Wange. »Ben liebt dich«, sagte ich mit Nachdruck. »Sei froh, dass du jemanden hast, der dich von ganzem Herzen liebt. Ich würde alles dafür geben, einen Mann wie Ben in meinem Leben zu haben.«

Luca starrte vor sich hin. »Das mit Joshua war scheiße von mir. Ich bin zu weit gegangen. Mir tut das Ganze so leid.«

»Sag das nicht mir.« Ich deutete auf Ben, der sich soeben umdrehte und mit hängendem Kopf verschwand.

»Mach ich.« Luca gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie ihm nacheilte.

Schließlich machte ich mich auf den Nachhauseweg. Ich fühlte mich allein und einsam. Jede meiner Freundinnen war in festen Händen, hatte einen Partner, jemanden, der sie liebte. Ben prügelte sich sogar um seine Angebetete. Für mich würde nie jemand so etwas tun. Ob ich wohl für den Rest meines Lebens Single bleiben würde? Höchstwahrscheinlich schon. Dieser Gedanke erwischte mich kalt. Ich senkte den Kopf, allein die Vorstellung machte mich fertig, einfach nur fertig. Der Unfall hatte mich zu sehr entstellt, als dass ich meinen Körper einem Mann auf Dauer zumuten konnte. Ein Stückweit vor mir sah ich zwei Typen stehen, die sich lachend mit drei Frauen unterhielten. Nick und Joshua.

Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola

Подняться наверх