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Schlägereien in der Stadtverordnetenversammlung
ОглавлениеDie am 20./21. Juni 1948 in den drei Westzonen durchgeführte Währungsreform löste zwei Tage später entsprechende Maßnahmen der sowjetischen Militäradministration in ihrer Besatzungszone und in Ostberlin aus. (Daraufhin wurde am 24. Juni im Westteil der Stadt die Westwährung eingeführt.) Am 23. Juni kam es anläßlich einer Stadtverordnetenversammlung vor dem Stadthaus im Sowjetsektor zu gesteuerten Ansammlungen von SED-Anhängern, die teilweise auf Lastkraftwagen aus der Sowjetzone herangefahren worden waren. Sie drangen in das Stadthaus ein, störten die Versammlung und griffen anschließend die das Stadthaus verlassenden Stadtverordneten tätlich an. Die eingesetzten Polizeikräfte verhielten sich auf Anordnung der Polizeisektorleitung passiv. Als der Leiter der Organisationsabteilung des Kommandos der Schutzpolizei, Oberkommissar Dahler, eingreifen wollte, gab ihm der Sektorassistent Seidel (SED) zu verstehen, daß er im sowjetischen Sektor keine Anordnungen zu treffen hätte. Oberkommissar Gottlob Dahler sorgte jedoch für den Schutz einzelner Stadtverordneter, was am folgenden Tag, auf sowjetischen Befehl, zu seiner Suspendierung führte.
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Für Seidel schien die Stunde gekommen, zum Schlag gegen die freiheitlich-demokratischen Polizeiangehörigen auszuholen. Die in den angeforderten Listen erfaßten Polizeikräfte wurden aus ihren Funktionsstellen herausgelöst, zu Sonderkommandos zusammengefaßt und zur Schwarzmarktbekämpfung eingesetzt. Wenige Tage danach erfolgten die ersten Entlassungen. Lakonisch hieß es unter Berufung auf die Sowjetische Militäradministration (SMAD) in den entsprechenden Mitteilungen:
Mit Ablauf des 4. Juli 1948 werden Sie aus dem Dienst der Schutzpolizei entlassen. Grund: Befehl der SMAD.
Bis zum 25. Juli 1948 wurden annähernd 600 Polizeiangehörige entlassen, darunter auch der Kommandeur der Schutzpolizei Kanig.