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16 »Du hängst an deinem Leben?«

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Jonathan Seiler

Jonathan und Monika saßen am Esstisch der Suite, die er gebucht hatte. Sie studierten intensiv den Grundriss des Gebäudes, in dem die Firma von Eichborn residierte. Seit etwa drei Stunden versuchten sie, einen Weg zu finden, ihren Auftrag auszuführen. Bislang hatten sie noch nicht entschieden, wie sie ihre Aufgaben verteilen würden. Es gab vier Zielpersonen: Eichborn, dessen Ehefrau, Patrick Ebel und ein gewisser Günter Maria Helmes. Wären diese vier ausgeschaltet, käme die gesamte Maschinerie zum Stoppen. Sowohl im Kanzleramt als auch im Unternehmen der Eichborns.

So weit waren sie sich einig.

Unstrittig war auch, dass Monika sich um Helen Eichborn kümmern sollte. Eine Frau würde definitiv näher an sie herankommen als ein Mann. Vor allem dann, wenn man plante, den Anschlag beim Besuch des Frauenarztes auszuführen.

Ebel und Helmes könnte man erledigen, indem man das Gebäude sprengte. Da im oberen Geschoss die Wohnung der Eichborns war, bestand eine gewisse Aussicht, mit einer Aktion alle vier zu eliminieren. Das wäre möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.

Dann waren da noch die Personenschützer der Eichborns. Jeweils drei Zweier-Teams, die sich alle acht Stunden ablösten. Die Eichborns genossen einen Rund-um-die-Uhr-Schutz.

Das machte es nicht einfacher, und Kollateralschäden waren unumgänglich.

Vor allem dann, wenn sie tatsächlich das Gebäude in die Luft jagen würden. An den Sprengstoff heranzukommen war das kleinste Problem. Es an den richtigen Stellen zu platzieren war da schon eine vollkommen andere Herausforderung. In einem waren sich Jonathan und Monika schon nach kurzer Zeit einig: Dies war ihr bislang schwierigster Auftrag. Bisher hatten sie nur unliebsame Zeugen oder Verbündete, die zu einer Gefahr geworden waren, getötet. Darunter hatten sich auch wohlhabende und vermögende Unternehmer befunden. Aber noch nie zuvor hatten sie den Auftrag erhalten, ein hochrangiges Mitglied der Regierung eines Landes zu beseitigen.

»Man wächst mit seinen Aufgaben, nicht wahr?«, meinte Jonathan.

Monika wiegte abschätzend den Kopf hin und her. »Eine verdammt harte Nuss. Vergiss nicht, dass wir Dienstleister sind und keine Märtyrer.«

Jonathan schmunzelte, was selten vorkam. »Du hängst an deinem Leben?«

Monika sah ihn ausdruckslos an. »Du etwa nicht?«

Jonathan dachte über die Frage nach. »Einiges würde mir schon fehlen …«

»Zum Beispiel?«

»Gutes Essen, guter Rotwein …«

»Luxuriöse Hotels«, spann Monika den Gedanken weiter. »Der Ozean, kühle Sangria, Palmen, Sex …«

Jonathan verzog das Gesicht. »Sex wird überschätzt.«

Monika grinste. Sie wusste um seine Berührungsphobie. Für Jonathan waren sämtliche Lebewesen des Planeten einzig und allein Überträger von Viren und Bakterien. Ausgestattet mit dem Auftrag, andere zu infizieren. Vor allem ihn.

»Für mich ist es der ultimative Kick, mit einer Zielperson Sex zu haben, bevor ich sie töte.«

»Ich weiß.«

»Versuche es doch auch mal«, schlug Monika vor.

Jonathan drehte sich bei diesem Gedanken der Magen herum. Vor allem deshalb, weil die meisten seiner Zielpersonen männlich waren.

»Nein danke«, sagte er.

»Ich möchte auf jeden Fall diesen Ebel haben«, sagte sie. »Für den Fall, das eine Sprengung des Hauses nicht infrage kommt, überlass ihn mir.«

»Selbstverständlich«, sagte Jonathan, der ein klein wenig enttäuscht war, dass er die Frau von Eichborn nicht töten konnte. Er hatte bislang noch niemals eine Schwangere getötet. Das übte auf ihn einen großen Reiz aus.

Der Tag wird kommen, dachte er und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Grundriss.

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