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22 »Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst?«

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Nicolas Eichborn

Als ich die Vereinigten Staaten endlich verlassen konnte, hatte ich ein weiteres Treffen mit McFarlan und Tony Soprano hinter mir. Beide behaupteten, mir nette Grüße vom Präsidenten auszurichten. Ich glaubte ihnen kein Wort. Erst als das Flugzeug mitten über dem Atlantik war, fuhr ich langsam runter. Müde war ich nicht, aber erschöpft. Der Flug war nach sieben Stunden vorbei und wir erreichten den Flughafen Berlin-Brandenburg gegen 23:00 Uhr. Irgendein Beamter fuhr mich nach Hause, und gegen 1:00 Uhr in der Nacht fiel ich neben Helen ins Bett und verlor sofort das Bewusstsein.

Am nächsten Morgen saß ich um 7:00 Uhr an meinem Schreibtisch, als mein Telefon klingelte. Es war Kernberger, der mir sagte, er würde in etwa einer Stunde bei mir sein.

Es vergingen nur vierzig Minuten, da stand er vor mir. »Wir müssen reden«, sagte er.

»Das letzte Mal, dass das jemand zu mir sagte, war vor etwa fünfzehn Jahren. Ihr Name war Sonja und sie sagte mir gleich darauf, dass sie sich von mir trennen will. Willst du mich etwa verlassen?«

Kernis Gesicht blieb ausdruckslos, was ungewöhnlich war.

»Was ist los?«

Fünf Minuten später war auch mein Gesicht wie eingefroren. Kernberger hatte mir gerade die Geschichte von Marianne Volkmann erzählt, und mir war klar, was das bedeutete.

»Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass es sich bei der Frau, die sich für Volkmann ausgibt, um eine professionelle Killerin handelt?«

»Achtzig Prozent.«

Ich sackte in mich zusammen. »Aber das war ein dummer Fehler, oder? Ich meine, sie musste doch damit rechnen, dass ihre falsche Identität auffliegt«, meinte ich.

»Ich schätze, der Grund dafür ist enormer Zeitdruck«, antwortete Kernberger. »Die haben offenbar nicht viel Zeit bekommen, um ihre Aufträge auszuführen. Darüber hinaus, hättest du nicht darum gebeten, den Personenschutz von Helen auf die zwei verdeckten Beamten auszudehnen, wären wir der Frau wohl nicht auf die Schliche gekommen.«

Ich hörte ihm zu und nickte. Dann aber stutzte ich. »Du sprichst von Aufträgen, nicht von Auftrag. Ich nehme mal an, du gehst davon aus, dass sie auch mich ins Visier genommen haben, oder?«

»Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei einhundert Prozent«, bestätigte Kerni.

»Wo ist diese Frau jetzt?«

»Wir haben sie von der Arztpraxis aus bis zu einem Hotel in Berlin Mitte verfolgt. Dort ist sie in diesem Moment.«

»Wie sieht der Plan aus?«

»Wir nehmen sie fest.«

»Ohne was in den Händen zu haben, außer dass sie sich unter falschem Namen als Patientin hat eintragen lassen? Was bringt das?«

Kernberger sah mich lange schweigend an. Ich wusste, was er mir ohne Worte sagen wollte. Diese Frau würde, ohne eine Spur zu hinterlassen, in einem tiefen, schwarzen Loch verschwinden. Dort würde man sich um sie kümmern. Irgendwann würde sie reden.

Wahrscheinlich würde er Scholli zu ihr in das Loch werfen.

»Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst?«, wollte ich von ihm wissen.

»Ich sag dir jetzt mal, was ich vermute. Du hast mit deiner Entscheidung, diese Verträge auszusetzen, alle bösen Jungs aufgeschreckt. Darüber hinaus wirst du es nicht versäumt haben, bei den Typen den Eindruck zu hinterlassen, du wüsstest mehr, als es in Wahrheit der Fall ist. Das tust du nämlich immer. Ich weiß, wie du arbeitest. Und jetzt holen sie zum Gegenschlag aus. Und sie haben neben deiner Person auch Helen ins Visier genommen. Aber ich glaube, dass sie es auf deine gesamte Firma abgesehen haben. Weil sie davon ausgehen, dass ihr alle zu viel wisst. Da draußen rennen neben der Frau noch andere herum, die einen Tötungsauftrag haben. Also lautet meine Antwort auf deine Frage eindeutig Ja.«

Ich sah Kerni schweigend an. Normalerweise redete er nicht so viel an einem Stück. Er versuchte, meinem Blick auszuweichen, aber das gelang ihm nicht.

»Helen ist schwanger, Herrgott noch mal. Es muss doch Grenzen geben. Selbst bei denen.«

»Ich weiß«, sagte ich heiser.

»Ihr seid Familie«, sagte Kerni leise. »Wer die Familie angreift, hat keine Gnade zu erwarten.«

»Wir müssen mit den anderen reden«, sagte ich leise.

»Mit wem?«

»Mit allen.«

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