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14 »Diesmal kann es etwas länger dauern.«

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Jonathan Seiler

Ein unscheinbarer Mann mittleren Alters mit Hornbrille und grauem Geschäftsanzug von der Stange verließ das endlich fertiggestellte und sogar eröffnete Flughafengebäude Berlin-Brandenburg. Das Gesicht des Mannes war so durchschnittlich, dass man sich daran nicht erinnern würde. Er trug sowohl im Unter-, als auch im Oberkiefer eine sehr teure Zahnprothese aus Ungarn. So würde man ihn nicht an seinem Gebiss identifizieren können. Die Rillen seiner Fingerkuppen waren schon vor Jahren weggeätzt worden. In einem Geheimfach seiner Reisetasche trug der Mann eine Reihe von aufklebbaren Fingerabdrucken längst verstorbener Personen mit sich. Das würde in bestimmten Fällen bei den Ermittlern für Verwirrung sorgen.

Der Mann blickte sich nach einem Taxi um.

Eine kleine Schlange wartender Menschen hatte sich auf dem Fußweg gebildet.

Leiser Nieselregen hatte eingesetzt.

Der Mann schätzte seine Wartezeit auf nicht einmal zwei Minuten ein.

Zweieinhalb Minuten später saß er im Fond einer Mercedes-Limousine.

»Hotel ›Holiday Inn‹ am Alexanderplatz«, wies er den Fahrer an.

»Allet klärchen«, antwortete der Fahrer und fädelte sich in den Verkehr ein.

Zwanzig Minuten später saß Jonathan Seiler auf dem breiten Bett seines Zimmers.

Fast wirkte es, als wäre er im Sitzen eingeschlafen.

Aber er war hellwach.

Und hoch konzentriert.

Langsam ließ Jonathan sich nach hinten sinken, bis er die Horizontale erreicht hatte.

Er schloss seine Augen.

Die vor ihm liegende Aufgabe war im höchsten Maße brisant.

Und herausfordernd.

Das lag zum einen daran, dass es sich um mehr als nur eine Zielperson handelte.

Es waren vier.

Hinzu kam, dass die Zielperson mit der höchsten Priorität im Kanzleramt arbeitete und rund um die Uhr von vier Personenschützern bewacht wurde.

An sie heranzukommen, war mehr als schwer.

Es war nahezu unmöglich.

Bei den anderen drei Zielen handelte es sich um Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma, die früher einmal der Zielperson gehörte.

Sie zu eliminieren war einfach.

Eine dieser Personen war die Ehefrau des Mannes, der ganz oben auf Jonathans Liste stand.

Was für wunderbare Nebenschauplätze dieser Auftrag ihm doch bot …

Jonathan tauchte ab. In Gedanken spielte er verschiedene Szenarien durch.

Was, wenn er zuerst Zielperson Nummer eins ausschaltete?

Die Wahrscheinlichkeit, dass die anderen drei Ziele auf den Gedanken kommen würden, dass auch sie in Gefahr schwebten, ging gen Null.

Warum sollten sie auch damit rechnen?

Das Ganze sah allerdings anders aus, sobald er den ersten von ihnen getötet hatte.

Das würde die verbliebenen zwei Zielpersonen sicher warnen.

Es sei denn, er würde nach dem ersten Anschlag direkt die Frau von Zielperson eins töten.

In diesem Fall würden die anderen zwei nicht automatisch daran denken, dass auch sie auf einer Todesliste standen.

Aber sicher sein konnte Jonathan sich nicht.

Das gefiel ihm nicht.

Er würde Unterstützung benötigen.

Seine Wahl fiel auf Monika. Mit ihr hatte er schon häufiger zusammengearbeitet.

Das letzte Mal sogar für denselben Auftraggeber, für den er jetzt arbeitete.

Langsam erhob er sich und ging zu seinem Rollkoffer. Er öffnete ihn und holte ein Prepaidhandy aus einer der Seitentaschen. Nummern waren dort nicht eingespeichert.

Es gab nur eine Handvoll Menschen, die er anrufen musste.

Und deren Nummern kannte er auswendig.

Er wählte die von Monika und wartete.

Während er dem Rufton lauschte, betrachtete er die hässliche Tapete seines Zimmers.

»Ja?«

»Ich bin’s. Wie schnell kannst du in Berlin sein?«

»In zwei Tagen?«

»Gut. Ich schicke dir die Adresse des Hotels per Kurznachricht. Ab morgen wird hier ein Zimmer auf dich warten.«

»Wie lange bleibe ich?«

»Diesmal kann es etwas länger dauern.«

Caldera

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