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8 »Und, wie war dein Eindruck?«
ОглавлениеBundeskanzler Schranz
Irgendein Spaßvogel hatte das komplette Gespräch zwischen McFarlan und mir auf der Dachterrasse des Hotels mit seinem Smartphone aufgenommen und über diverse soziale Medien veröffentlicht. Isabel Schulz war so aufmerksam, mir das per Kurznachricht mitzuteilen. Ich las die Kommentare und musste erstaunt feststellen, dass die meisten davon durchaus positiv waren.
Kurze Zeit später klingelte mein Handy.
Es war Bundeskanzler Schranz.
»So spät noch wach?«, wollte ich von ihm wissen.
»Ja, Gott sei Dank. Sonst hätte ich erst morgen früh erfahren, dass du ein sehr angeregtes Gespräch mit dem Nationalen Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten hattest.«
»Rainer, es tut mir wirklich leid, aber dieser Arsch hat …«
»Wofür entschuldigst du dich? Denkst du, ich hätte nicht damit gerechnet, dass du jedem, unabhängig von Rang und Namen, die Meinung sagst?«
»Ich … also … äh …«
Schranz lachte. »Genau das ist es, was ich von dir erwarte, Nicolas.«
»Ach …«
»Ja. Deutschland hat eine neue Regierung. Und es weht ein neuer Wind.«
»Okay …«
»Das können ruhig alle erfahren. Und wenn es, wie im aktuellen Fall, auf die harte Tour geschieht, dann ist das eben so. Im Übrigen hat es da genau den Richtigen erwischt.«
»Ich bin beruhigt«, sagte ich. »Zumal der Außenminister sich da etwas anders ausgedrückt hat.«
»Köhler ist ein alter Hase in der Diplomatie. Von ihm erwarte ich natürlich schon ein subtileres Vorgehen.«
»Das kann er auch besser als ich.«
»Und, wie war dein Eindruck?«
»Von wem oder was?«
»Von McFarlan. Immerhin vermuten wir, dass auch er in die Verschwörung verstrickt ist.«
»Der Typ ist arrogant. Komischerweise hatte ich das Gefühl, meine Ansagen hätten ihn … beeindruckt.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Er sagte, dass er schon gehört hat, das ich Eier hätte.«
»Natürlich sind er und der Außenminister zuvor gebrieft worden.«
»Ist schon klar. Aber eigentlich kennt mich doch keiner.«
Schranz schwieg einen Moment. »Da hast du auch wieder recht …«
»Also, wer hat ihn über meine Klöten informiert?«
»Gute Frage …«
Kurzer Zeit später rief Helen mich an.
»Bist du wieder dicker geworden?«, wollte ich von ihr wissen.
Sie kicherte. »Ich glaube schon, ja.«
Helen war im siebten Monat schwanger und wir freuten uns wie verrückt auf unser Kind.
»Du fehlst mir«, sagte ich.
»Bist doch erst ein paar Stunden weg.«
»Na und?«
»Du warst im Fernsehen.«
Oha …
»Und, war ich gut?«
Helen zögerte mit der Antwort. »Du warst … du warst du.«
»Ist das gut oder schlecht?«
»Hast du schon mit Rainer gesprochen?«
Feigling!
»Der Kanzler fands gut.«
»Na dann …«
»Wie jetzt, ›na dann‹?«
»Du hast dem armen Kerl ganz schön zugesetzt.«
»Wenn er mir blöd kommt.«
»Hast ja recht.« Pause. »Und Rainer fand das wirklich gut?«
»Jaha.«
»Ich fand’s auch klasse.«
»Und was haben die im Fernsehen gesagt?«
»Was anderes …«