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10 »Also, wie ist die Strategie?«
ОглавлениеMelanie Möller
Zuerst riefen sie die jeweiligen Staatssekretäre der Ministerien an. Die hatten schließlich zu Beginn die Verträge mit ihnen verhandelt. Als sie dort nicht weiterkamen, ließen sie sich zu den Ministern durchstellen.
Ohne Erfolg.
Also wählten die Anzugträger die Nummer des Bundeskanzlers.
Dort wurden sie an mich verwiesen.
Was zur Folge hatte, dass meine Sekretärin schon um 10:00 Uhr in der Früh vor meinem Schreibtisch stand.
»Kann es sein, dass Sie sämtliche Verträge, die mit externen Dienstleistern geschlossen worden sind, gekündigt haben?«
»Nein.«
»Es kommt mir aber so vor, da deren Vertreter ständig anrufen. Sie wollen mit Ihnen sprechen. Wir brauchen eine Strategie, wie wir mit den Beraterfirmen umgehen wollen.«
Ich sah sie an. »Also zunächst einmal habe ich keine Verträge gekündigt. Vielmehr habe ich die Verträge, die sehr sensible Bereiche betreffen, ausgesetzt. Das ist ein Unterschied.«
Sie nickte. »Ja, da gebe ich Ihnen recht. Dennoch brauchen wir eine Strategie.«
»Das ist die Strategie.«
»Was ist die Strategie?«
»Die Verträge auszusetzen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist keine Strategie. Das ist eine Maßnahme.«
Ich lehnte mich zurück. »Okay, was schlagen Sie vor.«
Sie wies mit dem Kinn auf einen der Besucherstühle. »Darf ich?«
»Frau Möller, Sie müssen doch nicht um Erlaubnis fragen, wenn Sie sich setzen wollen.«
Ein knappes Lächeln, dann setzte sie sich. »Ich habe von diesen Beraterverträgen gehört«, sagte sie. »Jeder hat das. Und glauben Sie mir, das hat für einiges Kopfschütteln gesorgt. Man sollte doch meinen, dass unter den Zigtausenden von Mitarbeitern in jedem Ministerium auch ein paar darunter sind, die sich auskennen, oder? Die was in der Birne haben.«
Ich nickte. »Vollkommene Zustimmung.«
»Also, Sie haben da etwas getan, was schon längst jemand hätte tun sollen. Aber es gibt natürlich einen Grund, warum dieses heiße Eisen von jedem umschifft wurde.«
»Und dieser Grund ist …?«
»Deren Verbindungen. Und in Berlin bedeutet Verbindungen zu haben, Macht zu besitzen. Keiner wollte sich mit denen anlegen, weil das gleichbedeutend mit Jobverlust gewesen wäre.«
»Wow …«
»Ja.«
»Mich können die nicht feuern.«
»Und den Kanzler auch nicht.« Sie sah mich forschend an. »Der Kanzler weiß doch, dass Sie die Verträge ausgesetzt haben, oder?«
»Der Kanzler weiß eigentlich immer, was ich vorhabe oder tue.«
Sie atmete erleichtert aus. »Das ist gut.« Dann wurde sie wieder sie selbst. »Also, wie ist die Strategie?«
»Machen Sie Termine.«
»Okay … mit wem?«
»Mit den Bossen der Beraterfirmen. Ich will nur mit denen reden.«
Sie lächelte. »Ausgezeichnete Idee.«
Frau Möller rief an und vereinbarte Termine.
Es kamen aber nicht die Deutschland-Chefs.
Stattdessen kamen die Verkaufschefs, die wir wieder fortschickten.
Zuerst riefen die Bosse die jeweiligen Staatssekretäre der Ministerien an, um sich über mich zu beschweren.
Als sie dort nicht weiterkamen, ließen sie sich zu den Ministern durchstellen.
Ohne Erfolg.
Also wählten die Anzugträger erneut die Nummer des Bundeskanzlers.
Dort wurden sie wieder an mich verwiesen.
Jetzt riefen die Bosse an, um Termine zu vereinbaren.
Sie bekamen ihn.
Alle drei
Zu selben Zeit.
Bei mir.