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Oleh Pokaltschuk

„Der Offizier zeigte Mama, wie Deutschland seinen Lebensraum erweitern würde“

Für meine Eltern begann der Krieg so, wie für die Mehrheit der Ukrainer: deutsche Flugzeuge in der Luft, flüchtende Sowjets, Bewohner in Panik …

Meine Mutter, Oksana Tuschkan, wurde in der Oblast Katerynoslaw (heute Dnipropetrowsk) in die Familie des Staatsrats und Professors für Agrarwissenschaften Pawlo Tuschkan hineingeboren. Sie kam nach Kyjiw, als ihr Vater eine Stelle in der Regierung der Ukrainischen Volksrepublik bekam und mit der Erstellung des Liegenschaftskatasters beauftragt wurde.

Wolodymyr Pokaltschuk, kämpfte der in der Armee der Ukrainischen Volksrepublik, war Doktorand des Professors Mykola Serow und saß im Lukjaniwska-Gefängnis im Zuge des Prozesses gegen die Organisation „Vereinigung für die Befreiung der Ukraine“. Danach war es ihm verboten, irgendetwas mit der ukrainischen Sprache und Literatur zu tun zu haben.

Mein Vater, Wolodymyr Pokaltschuk, ist in der Oblast Schytomyr geboren, hat das Luzker Gymnasium abgeschlossen und kämpfte in der Armee der Volksrepublik unter dem Hundertschaftsführer Omeljanowytsch-Pawlenko. In Kyjiw war er Doktorand bei Professor Mykola Serow. Zu dieser Zeit lernte er meine Mutter kennen.

Nachdem er seine Strafe im Lukjaniwska-Gefängnis abgesessen hatte, die er im Zuge des Prozesses gegen die Organisation „Vereinigung für die Befreiung der Ukraine“1 bekommen hatte (ein Kommilitone, der spätere sowjetische Dramaturg Kornijtschuk, hatte ihn angezeigt), war es Papa verboten, irgendetwas mit der ukrainischen Sprache und Literatur zu tun zu haben.

Einstellen wollte ihn niemand, erst 1939 fand er eine Arbeit in der neu angegliederten Oblast Ternopil, und auch nur als Russischlehrer. Dort, in Kremenez, ereilte sie alle der Krieg.

Der Krieg begann für sie so, wie für die Mehrheit der Ukrainer: deutsche Flugzeuge in der Luft, die nach Osten flogen; Sowjets, die still und heimlich aus der Stadt geflüchtet waren; Panik unter den Bewohnern; ein Versuch der Evakuierung. Meine Eltern rollten hastig einige auf die Schnelle gefundene Habseligkeiten und Familienerbstücke in ihren letzten Teppich. Sie schmissen alles auf den Wagen und versuchten, mit anderen nach Osten zu fliehen – sie planten, nach Charkiw zu kommen, wo Mamas Vater als Professor arbeitete.

Doch ihnen kamen Leute entgegen, die sagten, dass dort schon lange die Front sei und erbitterte Schlachten wüteten – sie würden nicht durchkommen. Vor ihnen hörten sie Bomben, deutsche LKWs mit Soldaten fuhren an ihnen vorbei, und deutsche Soldaten riefen Zivilisten zu, dass sie nicht weitergehen sollten, es sei zu gefährlich. Sie verstanden damals Deutsch, denn es war so bekannt wie heute Englisch: die Mehrheit lernte es in der Schule.

Seit der Ankunft der deutschen Armee in Kremenez herrschte eine temporäre ukrainisch-deutsche Administration. Es gab eine funktionierende Post, Polizei usw. Die Deutschen suchten nach sowjetischen Aktivisten, prüften Dokumente, stellten Ausweise aus ...

Sie kehrten nach Kremenez zurück, wo bereits eine temporäre ukrainisch-deutsche Administration herrschte. Mama wollte eine Abkürzung nehmen: sie fand später heraus, dass sie durch ein Minenfeld gegangen war – unbeschadet.

In Kremenez fragte man nach ihren Ausweisen, die Deutschen suchten nach sowjetischen Aktivisten. Meinen Vater hielten sie zuerst an, da er kein Einheimischer war, doch sie ließen ihn schnell laufen. Sie fragten nach ihren Plänen – Papa antwortete, dass er zu seinem Vater und seinen Schwestern nach Luzk fahren wollte, und man stellte ihm einen deutschen Ausweis und eine Bescheinigung aus, auf der stand, wohin er mit seiner Familie reiste und warum.


Papa und Mama. Anfang der 1950er

Die deutsche Bürokratie funktionierte einwandfrei: am nächsten Tag öffnete bereits die Post, die Polizei usw. Mein Vater bekam einen Brief aus Wolyn, dass dort alles gut sei und er kommen könne. Mein Opa Feofan Karpowytsch Pokaltschuk lebte auf einem Hof bei Luzk. Die Deutschen hatten allen Einheimischen Besitzrechte erteilt, daher hatte Opa Papiere auf Deutsch und Ukrainisch erhalten, dass das Land und der Hof ihm gehören, ein Dokument aus der Schreibmaschine mit roter Tinte, das Siegel war auch rot, auf jedem Text ein eigenes. Ich habe dieses Papier selbst gesehen.

In Luzk öffneten die Deutschen die Tore des örtlichen Gefängnisses und brachten einige tausend verstorbene Wolyner hinaus. Das NKWD hatte sie erschossen, und wenn sie keine Zeit hatten, einfach Granaten in die Zellen geworfen. Es gab auch Gefangene, die bestialisch gefoltert worden waren. Die Deutschen erlaubten den Bewohnern, unter den Leichen ihre Verwandten zu suchen und diese zu beerdigen.

Vater kam erst nach Luzk, als die Deutschen die Tore des örtlichen Gefängnisses geöffnet und die Toten hinausgetragen hatten – einige Tausende Menschen aus der ganzen Oblast Wolyn. Das Schrecklichste war nicht einmal, dass sie erschossen oder von Granaten zerfetzt worden waren, welche das NKWD2 einfach in die Zellen warf, wenn sie keine Zeit für Erschießungen hatten; sondern, wie bestialisch die Roten die Gefangenen gefoltert hatten. Die Leute reisten einige Tage aus der ganzen Oblast an, suchten nach ihren Verwandten und fanden sie. In den Kirchen (die Deutschen öffneten alle Kirchen und Klöster, die die Sowjets geschlossen hatten) schlugen die Glocken zur Trauer.

Das passierte in der ganzen Westukraine – ich erwähne es nur, um darauf hinzuweisen, dass hiernach die Bewohner die Deutschen nicht bloß als Retter oder Befreier wahrnahmen: die Leute baten darum, sich der Deutschen Armee anzuschließen oder um Waffen.

Die Leute waren so wütend, dass sie bereit waren, selbst nach Osten zu gehen und sich zu rächen. Sie waren zuerst sogar neidisch auf die Leute aus Galizien: ihnen erlaubten die Deutschen, eine Division aus Ukrainern aufzustellen. Alle Historiker sind der einhelligen Meinung, dass die erste Dummheit Hitlers darin bestand, diese Massenbewegung zu ignorieren.

Zur nationalen Frage: zu Beginn des Krieges sind die polnischen Siedler in Massen nach Westen geflohen, die kommunistischen Juden nach Osten. Opa sagte, dass, als 1939 die Roten kamen, die Juden und Polen die Ukrainer an die Sowjets verrieten, und als die Deutschen kamen, die Ukrainer wiederum die Juden und Polen verrieten.

Es gab keine ethnischen Konflikte, dafür Streit, Schießereien und Denunziationen über Eigentum und Land, denn jeder Staat – der sowjetische, polnische und deutsche – hatte für seine Anhänger von seinen Gegnern Gutes abgezwackt, und dann wurde es unweigerlich über die ethnische Linie weitergegeben. Dort, wo es keinen Eigentumsstreit gab, gingen alle miteinander um wie vor dem Krieg, denn es gab nichts aufzuteilen. Man tauschte Lebensmittel, gab sich gegenseitig Verdienstmöglichkeiten usw.

Etwa bis 1943 war die Situation in Luzk relativ ruhig, man konnte die Stadt nicht im heutigen Sinn „okkupiert“ nennen. Es wurde sofort eine Ordnung hergestellt, Verbrecher wurden auf der Stelle erschossen oder öffentlich gehängt, für die dritte Verspätung bei der Arbeit konnte man mit einer Lederpeitsche geschlagen werden (so eine Form der Strafe gab es); ich glaube, auch die Polizei hatte das Recht dazu.

Vater war es nicht vergönnt, auf dem Hof zu bleiben: man „bot ihm nachdrücklich an“, Lehrer für ukrainische Sprache an einem ukrainischen Gymnasium zu werden, das Professor Bilezkyj leitete. Doch als sich wegen Bandera das Verhältnis zwischen Ukrainern und Deutschen verschlechterte, wurde das Gymnasium geschlossen. Es blieben nur noch ukrainische Matura-Kurse (de facto Grundschulniveau) und Vater wurde zum Leiter dieser Kurse.

Aus der historischen Sicht der OUN gehörte Wolyn eher zum Flügel Melnyks, und die Wolyner Nationalisten – von denen es noch seit der Volksrepublik genug gab – betrachteten die Banderiwzi als „galizische Bettler“ und „Abtrünnige“, doch sie unterschätzten deren Beharrlichkeit. Als die Deutschen Bandera ins Lager steckten, war die gesamte ukrainische Polizei über Nacht aus den ehemaligen polnischen Kasernen verschwunden, wo sie untergebracht war. Sie desertierten mit ihren Waffen und gingen zum Bandera-Flügel der OUN. Die Banderiwzi haben oft mit Waffengewalt Melnykiwzi rekrutiert: sie umzingelten und überredeten sie, und wenn diese sich weigerten, wurden sie erschossen.

In der ukrainischen Gesellschaft gab es zwei Meinungen: entweder man kämpfte gegen die Deutschen, oder man kollaborierte. Man glaubte, dass diese den Aufbau eines unabhängigen ukrainischen Staates zulassen würden. Doch die Taten der SS und der Gestapo stimmten sie dahingehend um, dass die Deutschen, genau wie die sowjetischen Machthaber, aus der Ukraine vertrieben werden müssen.

In der ukrainischen Gesellschaft von Luzk, wie auch überall, gab es zwei Meinungen: entweder man kämpfte gegen die Deutschen, oder man kollaborierte, denn sie ließen die Gründung einer unabhängigen Ukraine zu. Die Abwehr- und Wehrmachtsoffiziere glaubten es selbst und sagten es den Ukrainern, wobei sie sich auf die Ideen Kanaris‘ und Rosenbergs stützten.

Der Gestapo und SS dagegen waren die Ukrainer egal, und ihre Taten machten deutlich, dass die Deutschen aus der Ukraine vertrieben werden mussten, wie man es mit den Sowjets getan hatte.

Zu der Zeit gab es keine Sympathisanten mit Moskau mehr – die Sowjets hatten die gesamte Kommunistische Partei der Westukraine schon 1939 erschossen, die Überlebenden waren zu den Nationalisten übergelaufen und wurden überwiegend zu radikalen Banderiwzi.

Meine Mutter erzählte, wie ein deutscher Offizier ihr auf einer Karte gezeigt hatte, wie das Dritte Reich vorhatte, den Lebensraum für sich zu „säubern“, und sie begriff, dass er Menschen als Müll betrachtete. Aus dem, wie er es erklärte – umsichtig, gründlich und sogar freundlich – wurde deutlich: er ließ nicht einmal den Gedanken zu, dass die Frau, bei der er hauste, sich mit diesem „überflüssigen“ Teil des Volkes identifizieren könnte.

Die Ukrainer in den Wäldern fingen langsam an, auf die Deutschen einzuschlagen, und das machte sich im fast kompletten Zusammenbruch des ukrainischen Lebens in Luzk bemerkbar. An der Front ging es den Deutschen zunehmend schlechter, und die gesamten hinteren Reihen verwandelten sich in eine bloße Ressourcenbasis, ohne kulturelle Kinkerlitzchen. Mein Vater arbeitete in einer Art Konsumgenossenschaft des Rajons – ein Beschaffungsbetrieb für Pilze, Beeren, allerlei Heilkräuter.

Meine Eltern haben die Soldaten der Wehrmacht als sehr ordentlich, extrem pünktlich und sogar etwas naiv in Erinnerung, die im Alltag stets ihr Wort hielten.

SS-Mitglieder gab es wenige in Luzk, doch alle hatten Angst vor den „Männern in schwarz“: sie waren immer bemüht, vor den gewöhnlichen Soldaten zu zeigen, wie wichtig sie waren, und konnten einen Menschen für eine Kleinigkeit mitten auf der Straße demonstrativ erschießen.

Den Begriff „UPA“ verwendete damals niemand, man sagte einfach: „Partisanen“, „unsere Jungs“ usw. Die Bewohner schickten ihnen währenddessen Hilfsgüter „in die Wälder“.

Die deutschen Wehrmachtsoldaten mochten die SS ebenfalls nicht. Für sie war sie eine übermäßig aufgeblasene, arrogante „Rückhand“.

Als mein Vater bei der Beschaffung arbeitete, leitete er regelmäßig einen Teil des „Beschafften“ und Essen „in die Wälder“ um. Der Begriff „UPA“ und das ganze moderne politische Geschwätz waren nicht in Gebrauch. Sie sagten „Partisanen“, „unsere Jungs“ usw. Das ging so. Im Erdkeller unter den Stufen machten sie ein Versteck, das mit Ziegeln zugemauert wurde, wo einige Leute kauernd ausharren konnten. Abgesehen von Lebensmitteln versteckte man dort auch ein Röhrenradio von Grundig. Auf dem Boden lagen Ziegeln der gleichen Farbe wie die Mauer – damit konnte man das Versteck schnell verbergen und die Lücken mit Erde füllen. Die „Jungs“ gingen nachts selbst ein und aus, die Türen standen offen. Als Signal diente eine Kerze am Fenster, das zum Feld hinausging, hinter dem der Wald war.

In diesem Netzwerk war auch unser Nachbar verwickelt, der Dorfpfarrer der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche mit dem Nachnamen Tkatsch. Sein Sohn, der genauso alt ist wie ich, hatte einmal versehentlich auf seinem Grundstück eine Pistole ausgegraben – wenn ich mich richtig erinnere, sah sie einer „Walter PPK“ ähnlich – wofür er sich zu Hause eine ordentliche Tracht Prügel einfing; die Pistole versenkte man in einem Brunnen.

Einige Zeit habe ich auch auf meinem Grundstück gegraben, hatte jedoch kein Glück. Damals wusste ich noch nicht, dass Papa nichts damit zu zu tun gehabt hatte – er hatte irgendwelche aufständischen Flugblätter editiert. Das habe ich zufällig erfahren, erst als Jugendlicher, als ich aus dem Keller einen Haufen schmutziger Ziegel räumen wollte – und Papa und Mama führten eine Diskussion, ob man das noch einmal gebrauchen könne.

Als die Deutschen sich zurückzogen, boten sie meinem Vater an, mit ihnen zu kommen. Er beriet sich mit Opa und lehnte ab. Sie zuckten mit den Schultern, äußerten ihr Bedauern und gingen. Bis heute weiß ich nicht, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat, denn Anfang der 1990er kamen seine ehemaligen Schüler aus dem Westen, wo sie mit den Deutschen hingegangen waren. Sie dachten, Papa wäre noch am Leben, und wollten ihm danken – so gut war es ihnen im Leben ergangen.

Der Einmarsch der Roten Armee war rasant, und das hat de facto das Leben meines Vaters gerettet. Denn bei der zweiten Roten Okkupation – „unter den zweiten Sowjets“, wie man in Luzk sagte – wurde er von Nachrichtendienstlern der Armee verhört. Auf die Frage, wie er mit den Deutschen kollaboriert habe, antwortete Papa, er habe bloß Menschen Lesen und Schreiben beigebracht, und wenn er sich weigerte, getrocknete Pilze zu zählen, wäre er erschossen worden, und das sei es nicht wert gewesen. Andere konnten das bezeugen. Der Hauptmann, der das Verhör führte, kam aus Poltawa. Er seufzte und riet meinem Vater leise, was genau er zu sagen habe, wenn das NKWD kommen würde. Er stellte ihm ein Schreiben aus, dass er vom Nachrichtendienst bereits gründlich verhört worden war – und dass man ihm kein Verbrechen nachweisen könnte.

Als ihn eine Woche später das NKWD holte, sagte er ruhig: ihr könnt mich verhaften, ich habe bereits euretwegen gesessen und habe nicht so viel Angst, aber dass ihr einen Konflikt zwischen den Abteilungen verursacht, kreide ich euch an, denn ich wurde bereits vom Militär verhört, hier ist die Bescheinigung, und sie haben alles notiert. „Glaubt ihr etwa der siegreichen Roten Armee nicht? Was, wenn Genosse Stalin davon erfährt?“

Der NKWDler jagte ihn mit Flüchen und Fußtritten davon.

In der Nachkriegszeit führte man in der Schule sogenannten „Erinnerungs­unterricht“ ein, in dem „Kommunistenveteranen“ „vom Krieg“ erzählten. Sprechen sollten sie dabei unbedingt a) von den deutschen Unmenschen und den Schrecken der Besatzung, b) vom Heldentum der Kommunisten und den Verbrechen der Nationalisten und c) von der siegreichen Lehre Lenins.

In den 60er Jahren, als die echten Kriegsveteranen fast alle an Verletzungen und anderen Kriegsleiden gestorben waren, mobilisierten die Kommunisten alle, die mehr oder weniger das richtige Alter hatten, damit sie in den Schulen im „Erinnerungsunterricht“ irgendwelche Geschichten über den Krieg erzählten, ob aus Büchern oder Heften. Sprechen sollten sie dabei unbedingt a) von den deutschen Unmenschen und den Schrecken der Besatzung, b) vom Heldentum der Kommunisten und den Verbrechen der Nationalisten und c) von der siegreichen Lehre Lenins. Mein Vater war parteilos, und man konnte es ihm nicht befehlen, doch er wurde so „nachdrücklich darum gebeten“ wie in der Gestapo. Man sagte ihm, wenn er nicht ginge, würde man ihm für den Anfang die Stromzufuhr im Haus abschneiden und sein Grundstück wegnehmen.

Zu Hause beriet man sich hinter zugezogenen Vorhängen – was tun? Es fand sich ein genialer Ausweg. Papa sagte, er würde es nicht schaffen, alles zu lernen und es wäre doch schlimmer, wenn er sich in den „Erinnerungen“ an den 9. Mai verhedderte. Stattdessen könnte er den Kindern aber am Tag der Oktoberrevolution vom Bürgerkrieg erzählen …

Meine Klassenkameraden fragten ihn, wie es damals üblich war, ob er selbst Lenin gesehen hätte. Mein Vater, der damals noch in der Armee der OUN war, bekam einen langen Hustenanfall und verdeckte sein Gesicht, um sein Lachen zu verbergen. Er sagte, er habe ihn nicht gesehen, aber viel von ihm gehört.

Denn in Wirklichkeit hatte er Symon Petljura gesehen3.

1 Anm. d. Übers.: Ein Schauprozess der sowjetischen Regierung Ende der 1920er Jahre, der sich gegen eine fiktive „antisowjetische Vereinigung“ richtete. Das Ziel war die Diskreditierung ukrainischer Akademiker und Kulturschaffender, darunter viele ehemalige Politiker. 45 Personen wurden angeklagt, von denen 30 zu einer Gefängnisstrafe von bis zu 10 Jahren verurteilt wurden.

2 Anm. d. Übers.: Das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten der UdSSR, also der sowjetische Geheimdienst und Vorläufer des KGB.

3 Anm. d. Übers.: Ukrainischer Politiker und letzter Präsident der Volksrepublik. Heute wird er als einer der Gründer der unabhängigen Ukraine gefeiert.

Der Zweite Weltkrieg in der Ukraine

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