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Romko Malko

Der Krieg begann für meine Familie 1939 …

Die Familie meiner Oma Wira hat der Krieg in ihrem neuen Haus in Ternopil ereilt. Das war nicht im Juni 1941, sondern im September 1939. Eines Nachts hämmerte es an der Tür: „Aufmachen! Eine halbe Stunde zum Packen. Nur das Nötigste mitnehmen …“


Der Zweite Weltkrieg kam nicht erst im Juni 1941 in die Ukraine, sondern bereits im September 1939. Zumindest die Westukrainer – ihr Land gehörte damals noch zu Polen – erinnern sich genau an dieses Datum. Das polnische Heer war schwach und demoralisiert, daher hatte es keinen Sinn, gegen zwei Millionenarmeen – die deutsche und die sowjetische – zu kämpfen. „Die polnische Armee auf Fahrrädern“, scherzten die Ukrainer, und das spiegelte fast vollständig die Wahrheit wider.

Die Deutschen griffen Polen zuerst an, und da es keinen Widerstand gab, drangen sie viel weiter vor, als zuvor im Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vereinbart worden war. Doch dann erschien die Rote Armee, und die Deutschen mussten sich zurückziehen.

Zuerst marschierten die Deutschen in Polen ein, und da es keinen bedeutenden Widerstand gab, konnten sie recht weit vordringen – weiter, als zuvor mit den Sowjets im Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vereinbart worden war. Doch dann erschien schnell die „glorreiche“ Rote Armee, und die Deutschen mussten sich zurückziehen.

Dass jemand die Deutschen oder die Bolschewiki besonders freudig empfangen hatte, entspricht nicht der Wahrheit. Die Mehrheit empfand ihr Auftauchen als Besatzerwechsel, mehr nicht. Möglicherweise hat der ein oder andere ihnen Brot und Salz gebracht, doch das war eher die Ausnahme als die Regel. In der Gesellschaft herrschten Unsicherheit und Angst. Die Leute wussten genau, wer die Bolschewiki waren, erinnerten sich gut an den kürzlich überstandenen Holodomor1 in der Großen Ukraine und an Hunderte geschwollener Ukrainer von jenseits des Sbrutsch2, die es für ein Stück Brot nach Galizien geschafft hatten. Man hatte keine Illusionen. Zu den Deutschen war die Einstellung etwas besser: Schließlich war das europäische Deutschland nicht mit den lumpigen Bolschewiki gleichzusetzen. Doch insgesamt lag eine böse Vorahnung schwerer Ereignisse in der Luft, und die Menschen versuchten schlicht, zu überleben. Sehr schnell sollte das, was sie geahnt hatten, jede Erwartung übertreffen …


Die Familie meiner Oma Wira lebte in Ternopil. Der Krieg ereilte sie in ihrem neuen Haus, das ihre Eltern kurz zuvor nach vielen Jahren der Umzüge zwischen den Dörfern Galiziens gebaut hatten. Früher war mein Uropa – ein Mensch, der sieben Sprachen flüssig beherrschte – als Lehrer tätig, aber er konnte keine Arbeit in Ternopil finden, weil er nicht Polnisch sprechen und kein Pole werden wollte.

Oma ging damals in die Unterstufe des Gymnasiums und ihr Bruder Rodjo (Rodion) stand kurz vor dem Abschluss. Doch dann kamen die Bolschewiki und verwandelten das Gymnasium sogleich in eine normale zehnjährige Gesamtschule. Ehemalige Gymnasiasten, die nur 8 Klassen hatten, bekamen die Gelegenheit, ein Jahr länger zur Schule zu gehen. Vielleicht, um sich die neue Lebensweisheit besser anzueignen.

Die Ankunft der Sowjets brachte zunächst keine nennenswerten Veränderungen mit sich und Leute dachten sogar, ihre Sorgen seien unberechtigt. Es gab natürlich Verständnislosigkeit und Verwunderung, was die sowjetischen Besatzer betraf, doch man maß dem keine besondere Bedeutung zu. Nun, die Leute wunderten sich eben über zerlumpte sowjetische Soldaten, die im Vergleich zu den deutschen oder polnischen wie Bettler wirkten, die Ehefrauen der Offiziere gingen nun mal in den Nachthemden polnischer Damen ins Theater, die sie in verlassenen Anwesen gefunden hatten, und stellten Blumen in Nachttöpfe … Es gab so einiges, aber schlimm war es ja nicht …

Die Leute wunderten sich über zerlumpte sowjetische Soldaten und Offiziersgattinnen, die in Nachthemden polnischer Damen ins Theater gingen und Blumen in Nachttöpfe stellten ...

Es gab bald Gerüchte, dass Leute verschwanden und nach Sibirien deportiert wurden. Menschen wurden zum Schulleiter bestellt oder einfach auf der Straße in ein schwarzes Auto gezerrt, und waren dann einfach weg.

Doch sehr bald änderte sich die Realität. Die Schrauben wurden allmählich angezogen. Schon bald verbreiteten sich Gerüchte über das Verschwinden von Menschen und Deportationen nach Sibirien.

Eines Tages im Frühjahr 1941, nach einer Feier anlässlich des Geburtstags Taras Schewtschenkos3 in der Schule, passierten den Schülern plötzlich merkwürdige Dinge. Einer wurde zum Schulleiter bestellt und kam nicht mehr zurück, ein anderer wurde auf der Straße in ein schwarzes Auto gezerrt und war weg, wieder andere verschwanden einfach spurlos. Auf ähnliche Weise wurde ein Junge mit dem Nachnamen Hrynkiw, dessen Familie in der Umgebung meines Urgroßvaters wohnte, entführt. Die besorgten Eltern suchten nach ihren Kindern, doch weder im Gefängnis noch bei der Polizei konnte man ihnen helfen. Die Angst kroch nach und nach unter die Haut …

Eines Morgens weigerte Rodjo sich, zur Schule zu gehen: „Mir geht es irgendwie nicht gut. Ich fühle mich krank.“

Die Mutter, sprich meine Urgroßmutter, zeigte Verständnis für ihren Sohn und erlaubte ihm, zu Hause zu bleiben.

Mittags kam eine besorgte Klassenkameradin vorbei und berichtete, dass Rodjo und andere Jungs zum Direktor gerufen worden waren. Alle Aufgerufenen, die in der Schule gewesen waren, seien nicht mehr in den Unterricht zurückgekehrt. Man habe sie in ein schwarzes Auto gesetzt und irgendwo hingefahren. Es war klar, dass danach niemand mehr zur Schule geschickt wurde. Rodjo blieb noch einige Zeit zu Hause und ging eines Abends ins benachbarte Städtchen zu seinen Verwandten, um unterzutauchen. Ob Uroma Maria ahnte, dass sie ihren Sohn an diesem Abend zum letzten Mal sehen würde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich schon.

Es vergingen ein paar Wochen, und eines nachts, am 21. Mai, hämmerte es an der Tür und jemand brüllte auf Russisch: „Aufmachen! Eine halbe Stunde zum Packen. Nur das Nötigste mitnehmen …“

Uropa Prokip – der, der sieben Sprachen konnte, ein raffinierter Gelehrter, der sich hervorragend in Recht und Gesetz auskannte und alle seine Schüler ausnahmslos siezte – konnte nicht glauben, dass ihm so etwas überhaupt widerfahren könnte. Er stand wie erschlagen mit zwei Bürsten in den Händen da und wiederholte: „Das kann doch gar nicht sein … Wir haben doch nichts falsch gemacht …“

Wenn meine Uroma nicht gewesen wäre, die die Situation nüchtern einschätzte und schnell anfing zu packen, hätten sie in den Sachen nach Sibirien fahren müssen, in denen sie geschlafen hatten, und mit zwei Kleiderbürsten dazu.

Als ganze Familien in Wagen gehievt wurden, gingen die Verschonten hinaus und verabschiedeten ihre Nachbarn. Die Deportieren wurden zuerst nach Ternopil gebracht, dann zum Bahnhof. Dort sperrte man sie in Güterwaggons, die für den Viehtransport bestimmt waren, und schickte sie massenhaft ins Ungewisse ...

Oma Wira sollte bleiben. Sie schlief mit einer studentischen Untermieterin auf dem Heuboden, und man hatte gar nicht vor, nach ihr zu suchen. Uroma sprach beim Packen bewusst laut, damit Wira hörte, was im Haus vor sich ging, dass ihre Eltern weggebracht wurden, und leise war. Sie nahm nicht einmal Wiras Sachen mit – sie hoffte, dass sie bleiben würde. Doch Oma hielt es nicht aus. Im letzten Moment, als das Auto bereits rollte, sprang sie aus ihrem Versteck und stürmte zu ihren Eltern. Die Soldaten wollten sie zuerst nicht mitnehmen, denn sie dachten, sie wäre eine Fremde, doch sie gelangte trotzdem auf die Ladefläche und klammerte sich an die Hand ihrer Mutter. Die Straße war voller schrecklicher Wehklagen – es wurden gleichzeitig mehrere Familien deportiert. Die Leute weinten wie bei einer Beerdigung. Diejenigen, die zurückblieben, waren aus den Häusern getreten und verabschiedeten ihre Nachbarn ins Ungewisse.

Die Ausgesiedelten wurden zum Bahnhof Ternopil gebracht und in Güterwaggons gesperrt, die für den Viehtransport gedacht waren. Man behielt sie einige Tage dort, bis man eine ganze Truppe zusammen hatte, und fuhr los …


Die Familie Tkatschuk. Vater Prokip, Mutter Maria (geboren Korduba), Sohn Rodjo (Rodion), Tochter Wira. Ternopil, 1929 oder 1930

Am 30. Juni 1939 wurde in Lwiw der Ukrainische Nationalstaat erneut ausgerufen. Doch die Existenz der Ukraine passte nicht in Hitlers Pläne, daher wurden viele Beteiligte sehr bald verhaftet.

Es war Frühjahr 1941. Das Ziel der Reise meiner Oma, Uroma und meines Uropas war Salechard. Danach ging es mit dem Lastschiff irgendwo zur Mündung des Flusses Ob, hinter den Polarkreis. Eine hungrige und kalte Existenz, lange Jahre der Waldrodung, zwei Kubikmeter pro Tag (meine Oma war damals dreizehn), die Verhaftung meiner Uroma für den Diebstahl eines Fisches (um nicht zu verhungern) und noch viel mehr … Das alles für den heroischen Sieg des „großen“ Stalin und des nicht minder „großen“ sowjetischen Volkes über die bösen Faschisten.

Währenddessen hatte Deutschland die UdSSR angegriffen. Deutsche marschierten in Ternopil ein und öffneten das Gefängnis. Ein solches Grauen hatten weder die Einwohner noch die Deutschen selbst je zuvor gesehen. Das Gefängnis war buchstäblich voller Leichen. Das geronnene Blut stand in Pfützen. Die Toten waren hier und da mit Kalk zugeschüttet, aber die meisten hatte man einfach auf einen Haufen geworfen. Die „glorreichen“ sowjetischen Behörden, die die Gefangenen nicht deportieren wollten, hatten sie einfach massenweise direkt im Gefängnis erschossen. Genauer gesagt, nicht einfach erschossen, sondern mit einer besonderen „Behandlung“: Sie hatten sie gefoltert, gequält, Stücke vom Fleisch abgeschnitten und erst anschließend ermordet. Unter den Tausenden Körpern fanden sich auch die sterblichen Überreste von Schülern des Ternopiler Gymnasiums – Rodjos Klassenkameraden. An der Wand des Gymnasiums hängt nun eine Tafel mit ihren Nachnamen und ihrem Todesdatum: 21. – 26. Juni 1941.

Aus der ganzen Oblast Ternopil reisten Verwandte der Verschwundenen und Verhafteten in die Stadt, um ihre Leichen zu identifizieren und würdig zu beerdigen. Die Flüche und Tränen kannten kein Ende. Das Gleiche passierte in allen großen und kleinen Städten der Westukraine. Ein solches Leid hatte das Land seit dem Einmarsch der mongolischen Tataren nicht mehr erfahren …

Gleich nach der Invasion der Deutschen und der erneuten Ausrufung des ukrainischen Nationalstaats am 30. Juni in Lwiw fuhr Omas Bruder Rodjo nach Lwiw und stellte sich nun als Mitglied der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) freiwillig der ukrainischen Regierung zu Diensten. Aber ein ukrainischer Staat gehörte nicht zu Hitlers Plänen, daher fing man sehr bald an, alle Beteiligten zu verhaften. Unter anderem auch Rodjo. Möglicherweise wäre ihm das Schicksal vieler ukrainischer Patrioten zuteilgeworden und er hätte seine Kugel bereits in den ersten Tagen des Krieges erhalten, doch seine Bestimmung hielt eine andere Mission für ihn bereit. Der Junge schaffte es irgendwie, den Wärtern zu entkommen und nach Ternopil zurückzukehren. Leider liegen die Einzelheiten dieser Flucht nach wie vor im Dunkeln, denn heute ist niemand mehr da, der davon berichten kann. In Ternopil kam Rodjo semilegal im Elternhaus unter, das von sowjetischer Miliz ausgeraubt worden war, und machte sich daran, ein Organisationsnetzwerk aufzubauen. Dabei half ihm maßgeblich die Schwester seiner Mutter, Tante Stefka, die nebenan wohnte. Sie hatte keine eigenen Kinder, daher war Rodjo für sie wie ein Sohn. Ständig kamen Leute ins Haus, aßen etwas, ruhten sich aus oder übernachteten und gingen dann wieder. Die Frau kochte für sie, erfüllte nach Bedarf die Rolle der Verbindungsfrau, beschaffte Informationen, kaufte Zugfahrkarten, empfing Übergaben. Nach der Überlieferung meiner Familie war Rodjo der regionale Leiter der OUN. Das bestätigten auch Leute, die ihm während des Krieges begegnet waren. Leider konnte man keine privaten Dokumente finden: Im Untergrund griff man kaum zu Bürokratie, und bis Ende 1943, als die Ukrainische Aufständische Armee (UPA) entstand, wurde allgemein sehr wenig dokumentiert.


Rodion Tkatschuk. Ternopil, 1942

Etwa gegen Ende 1942 hängte die Gestapo in Ternopil öffentlich einige Mitglieder der OUN. Die Organisation beschloss, sich für die Gebrüder zu rächen und plante eine kühne Operation. Damals gab es im Zentrum von Ternopil das Restaurant „Polonia“, das vor allem höherrangige deutsche Beamte und Volksdeutsche besuchten. An der Tür hing das Schild „Nur für Deutsche“, deshalb war dem Normalsterblichen der Zutritt verwehrt. Eines schönen Tages betraten zwei Offiziere der Wehrmacht das Restaurant. Nachdem sie sich im Saal umgeschaut hatten, verfeuerten sie einige Magazine in die anwesenden Nationalsozialisten. Sie hinterließen eine blutige Masse aus erlesenen Speisen, Getränken und Soldaten des Führers, bevor sie genauso seelenruhig wieder auf die Straße traten. Dort hielten sie eine Kutsche an, stiegen ein und verschwanden um die Ecke, als hätten sie sich in der Luft aufgelöst. Zu sagen, dass für die Besatzer eine derart dreiste Aktion ein Schock war, wäre eine Untertreibung.

In der Stadt veranstaltete man sogleich eine wahre Menschenjagd, versperrte alle Ein- und Ausgänge, durchkämmte jede Ecke, doch man konnte die beiden Draufgänger in Offiziersuniformen nicht finden. Diese saßen derweil entspannt einige Blocks vom Tatort entfernt im Haus meiner Uroma. Einer davon war Rodjo, doch der Name des anderen bleibt leider unbekannt.

Die organisierte Aktion vor der Nase der Gestapo konnte nicht unbemerkt bleiben, und einige Zeit später fahndete man nach Rodjo.

Er war gezwungen, die Stadt zu verlassen und die Arbeit woanders in einem ihm zugeteilten Gebiet fortzusetzen. Eines Nachts, als er von einem Dorf zum anderen ging, traf er auf eine deutsche Patrouille. Auf dem Wagen, den ein ihm aus Ternopil bekannter Pole lenkte, saßen Deutsche. Als sie den nächtlichen Passanten erblickten, verlangten sie nach seinem Ausweis. Der Mann sah demjenigen ähnlich, den die Gestapo schon mehrere Monate vergeblich suchte. Rodjo griff nach seiner Tasche mit den Dokumenten, doch zog stattdessen eine Pistole heraus und streckte die Deutschen auf der Stelle nieder. Den polnischen Kutscher ließ er unangetastet.

Nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, verabschiedeten sie sich und gingen ihrer Wege. Doch der Pole erwies sich als weniger freundlich und großzügig. Er zückte sein Gewehr und schoss Rodjo in den Rücken.

In Ternopil verhaftete man Tante Stefka und brachte sie zur Identifizierung. Interessant war, dass man niemandem erlaubte, den Leichnam von der Straße zu entfernen. Stattdessen stellte man eine Wache daneben. Als die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen waren, blieb Rodjos Körper an der Straße liegen, und die Tante wurde von der Gestapo eingesperrt. Irgendwie gelang es den Jungs von der OUN, sie herauszuholen, und einige Wochen später kehrte sie zurück nach Hause, wo sie damit weitermachte, dem Untergrund zu helfen.

Derweil hatten Bewohner des Nachbardorfes Rodjo in der Nacht auf ihrem Friedhof feierlich beerdigt. Auf Befehl der Organisation fanden in der ganzen Oblast, in allen Kirchen, Gedenkfeiern zu Ehren Rodjos statt und die Glocken läuteten trauernd …

Diejenigen, die das Glück hatten, aus Sibirien zurückzukehren, konnten oft nicht in ihrem eigenen Haus leben - dort wohnten bereits die Familien von Beamten der sowjetischen Regierung. Daher mussten sie ihre Verwandten oder Nachbarn um Obdach bitten.

Als Oma, Uroma und Uropa aus Sibirien zurückkamen, wohnte in ihrem Haus bereits ein sowjetischer Beamter mit seiner Familie. Darum mussten sie ihre Verwandten um ein Dach über dem Kopf bitten.

Glücklicherweise lebte Tante Stefka noch und erzählte ihnen von Rodjos Schicksal. Uroma ging lange durch die Dörfer und fragte die Leute nach dem Grab ihres Sohnes. Diese hatten Angst, darüber zu sprechen. Die Zeiten waren grausam, doch Uroma suchte trotzdem weiter. Das Schicksal führte sie mit einer Frau zusammen, deren Vater seinerzeit die Beerdigung organisiert hatte, und die Frau zeigte ihr Rodjos Grab. Uroma stellte für ihren Sohn ein Kreuz auf, doch bis zum Zerfall der Sowjetunion hatte sich doch niemand getraut, seinen Namen auf die Gedenktafel zu schreiben.

So geht die Geschichte. Vieles würde ich gern ergänzen, doch leider kann das heute niemand mehr …

1 Anm. d. Übers.: Eine 1932 – 33 vom sowjetischen Regime verursachte Hungersnot in der Ukraine, bei der fast vier Millionen Menschen ums Leben kamen.

2 Anm. d. Übers.: Der Fluss Sbrutsch im Westen der Ukraine trennte bis 1939 die Zweite Polnische Republik von der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

3 Anm. d. Übers.: Taras Schewtschenko (1814 – 1861) war ein bedeutender ukrainischer Lyriker und Maler sowie Wegbereiter der modernen ukrainischen Nationalliteratur.

Der Zweite Weltkrieg in der Ukraine

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