Читать книгу Schattenwerk - Veit Lindau - Страница 13
SCHATTENTRIGGER
ОглавлениеWoran erkennst du nun, dass dein Schatten getriggert wurde? Prinzipiell können wir sagen: Wenn du wach und entspannt bist, ruht dein Schatten. Ich bin auch nicht der Meinung, dass wir ihn ständig provozieren müssen. Du kannst es ruhig genießen, wenn er gerade mal Pause macht. Doch immer dann, wenn du emotional, körperlich oder geistig intensiv auf etwas reagierst, ist sehr wahrscheinlich dein Schatten getriggert.
Es gibt verschiedene Weisen, auf die dein Schatten bei dir anklopfen kann. Vielleicht fängst du an, dich in Gedanken intensiv mit einem anderen Menschen zu beschäftigen. Oder du ringst mit Selbstzweifeln, Ängsten oder Fantasien. Manchmal spürst du starke Emotionen wie Wut oder Trauer. Körperliche Reaktionen wie Unruhe, Kopfschmerzen, Verspannungen, Krankheiten können ebenfalls ein Anzeichen sein. Oder du merkst, dass immer wieder ähnliche Botschaften aus deiner Umgebung kommen. Ein Klassiker ist zum Beispiel, wenn dir jedes Mal, kurz bevor du ein Erfolgserlebnis hast, irgendwelche Pannen passieren und dich auf deinem Weg zurückwerfen. Dann ist es an der Zeit, dich zu fragen, wie dein Verhältnis zu Erfolg beschaffen ist. Vielleicht steckt in dir ein Glaubenssatz, der besagt, dass dir kein Erfolg zusteht. Durch Schattenarbeit kannst du eine solche Negativprogrammierung lösen. Manchmal benutzt der Schatten einen besonders raffinierten Trick: Wir werden just in einem für uns sehr spannenden Moment schlagartig müde und pennen ein. So ein Zufall!
Wie bereits erwähnt, gibt es individuelle und kollektive Schattendynamiken. Die starke Bewegung von #blacklivesmatter deutet auf einen gewaltigen Schatten des Rassismus hin und möchte ihn sichtbar machen – das betrifft uns alle. Die Deutschen weigern sich bis heute zu akzeptieren, dass wir das, was im Nationalsozialismus geschah, nicht einfach abschließen können, und so holt uns dieser Schatten immer wieder ein. Die Menschenmassen, die sich aus dem ärmeren Süden in Richtung der reicheren Länder in Bewegung setzen, sind auch der Schatten von Kolonialismus und den daraus entsprungenen Ungerechtigkeiten. Israelis und Palästinenser, Heteros und LTBTQ+, ich könnte ewig so fortfahren … Wir werden für all diese Spannungen nur dann eine friedliche Lösung finden, wenn wir sie nicht nur an der Oberfläche betrachten, sondern persönlich nehmen.
Fällt es dir auf, wenn du getriggert wirst? Oder bist du vielleicht jemand, der gelernt hat, unangenehme Gefühle so stark zu unterdrücken, dass du die durch deinen Schatten ausgelösten Spannungen nicht mehr wahrnimmst? In dem Fall hilft dir der ehrliche Kontakt zu deinen Mitmenschen. Lass dich näher auf sie ein. Zieh in eine Wohngemeinschaft; geh eine Liebesbeziehung ein; habt ehrliche und tiefe Gespräche. Selbst wenn du deinen Schatten zunächst nicht fühlst, wird dein Umfeld ihn spüren und ihn dir spiegeln. Eine gründliche Schattenarbeit braucht deine Bereitschaft, dem Feedback der anderen zu lauschen. Wenn sich ein ähnliches Feedback immer wieder wiederholt, wird wohl etwas dran sein, auch wenn du es selbst noch nicht siehst. Wir reden dann von einem sogenannten Blindspot. Wenn ein ungeliebter Aspekt so weit in deinen Schatten gerutscht ist, dass alle anderen ihn sehen können, du selbst aber nicht mehr.
DAS ALLES KANN DEINEN SCHATTEN HERVORLOCKEN:
andere Menschen in ihrer Gesamtheit oder Eigenschaften an ihnen wie Ehrgeiz, gutes Aussehen
bestimmte Eigenschaften anderer Menschen
Worte; zum Beispiel »Gott«, »Wahrheit«, »Rechthaben«
Dinge, Objekte; teure Autos, Kleidung, Kunstobjekte
Ereignisse; zum Beispiel Weihnachten, Fußballspiele
Aspekte an dir selbst; Neid, Unsicherheit
CHALLENGE:
Schattenbeobachtungen
Taste dich langsam in die Schattenarbeit hinein. Nimm dich in den kommenden Tagen achtsamer wahr. Wo merkst du, dass du stark auf etwas im Außen oder in dir reagierst? Bei welcher Gelegenheit schnellen heftige Urteile in dir hoch? Spürst du bestimmte körperliche Reaktionen? Ich empfehle dir, ein Schattentagebuch anzulegen. Lege auf einer Doppelseite fünf Spalten für die folgenden Beobachtungen und Fragen an und beantworte sie ehrlich am Ende eines Tages.
Spalte 1: Ich habe heute stark reagiert auf:
Spalte 2: Positiv oder negativ?
Spalte 3: Welche Gefühle wurden in mir ausgelöst?
Spalte 4: Welche Gedanken wurden in mir ausgelöst?
Spalte 5: Meine Fragen und Assoziationen dazu: