Читать книгу Verdächtige Stille - Veronika Wetzig - Страница 35

17. Kapitel

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Das dumpfe Dröhnen wird lauter und beginnt, an Maries Nerven zu zehren. Nur mühsam findet sie aus dem Sumpf des Schlafes zurück in die Wirklichkeit. Am liebsten würde sie wieder in dessen verlockender Tiefe versinken, doch das Hämmern zwingt sie zum Aufwachen. Irritiert öffnet sie die Augen und fast augenblicklich kehrt die Erinnerung zurück. Sie dreht sich zur Seite und rollt sich zusammen. Es ist entsetzlich kalt und die Tatsache, dass sie sich wieder auf dem Obduktionstisch befindet, macht die Lage nicht besser. Zumindest hat das Dröhnen aufgehört. Marie hält die Luft an und setzt sich mühsam auf. Das Schwindelgefühl droht sie zurückzuwerfen, doch sie kneift die Augen fest zusammen und schiebt sich langsam in eine sitzende Position. Als sie es gerade geschafft hat, ertönt erneut ein dröhnender Schlag. Mit einem Ruck öffnet Marie die Augen und sieht in das grinsende Gesicht eines Mannes. Das heißt, eigentlich sieht sie nur seinen Mund. Er hat den Kopf leicht nach unten geneigt und ein Basecap verdeckt seine Augen. Lässig lehnt er an der Wand neben der Tür, in seiner Rechten eine dicke Eisenstange. Wie zur Bestätigung schlägt er noch einmal gegen das Metall der Tür und ein dröhnender Donner erfüllt den Raum. Instinktiv hält sich Marie die Ohren zu, während sie den Mann weiter anstarrt.

„Na, endlich ausgeschlafen?“ Das Grinsen wird breiter. Geschmeidig stößt er sich von der Wand ab und steht nun breitbeinig, mit beiden Händen die Eisenstange umfassend, im Raum.

„Was wollen Sie von mir?“ Marie erkennt ihre eigene Stimme nicht wieder. Es ist nur ein heiseres Krächzen, was ihr entfährt und sofort greift sie sich mit der Hand an den Hals als könne sie so das Brennen verhindern.

„Klingst ja ganz schön angerostet.“ Der Mann scheint noch immer bestens gelaunt. „Vielleicht solltest du einen Schluck trinken?“ Marie starrt von ihm auf die halbleere Wasserflasche am Fußende der Bahre. Mühsam streckt sie das Bein danach aus und wirft diese mit letzter Kraft um. Sofort ergießt sich das Wasser auf dem Fußboden und sucht in kleinen Rinnsalen seinen Weg zum Abfluss im Boden.

„Dachte mir schon, dass du jetzt skeptischer sein würdest.“ Er greift in die tiefen Taschen seiner gefütterten Jacke und befördert eine neue Flasche zutage. „Hier, noch fest verschlossen. Kannst du ruhig überprüfen. Und damit du wieder zu Kräften kommst, gibt’s sogar noch was obendrauf!“ Diesmal greift er in die andere Seitentasche und holt einen Müsliriegel heraus. Beides legt er vor sich auf den Boden. „Ich hab jetzt noch was zu erledigen, aber ich rate dir, sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst. In deinem jetzigen Zustand nützt du mir nämlich nichts. Schließlich wollen wir doch noch ein bisschen Spaß miteinander haben, oder?“ Mit einem schmallippigen Grinsen im Gesicht geht er einen Schritt auf Marie zu und streckt seine Hand nach ihr aus. Dann scheint er es sich jedoch anders zu überlegen, lässt die Hand wieder sinken und das Lächeln verschwindet.

„Also, mach keine Dummheiten!“ Mit diesen Worten ist er aus der Tür, die mit einem lauten Krachen ins Schloss fällt. Marie sackt in sich zusammen und hat das Gefühl, seit einer Ewigkeit den ersten Atemzug zu machen.

Verdächtige Stille

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