Читать книгу Roberta, mein Tagebuch und ich - Viveca Lärn - Страница 10

10. September

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Mein Papa muß sehr viel laufen bei seiner Arbeit. Das müssen fast alle Briefträger. Nun sollte man glauben, daß er genug gelaufen ist, wenn er abends nach Hause kommt. Aber das stimmt ganz und gar nicht. Sobald wir mit dem Essen fertig sind, muß er spazierengehen. Sonst fühlt er sich eingesperrt. Wenn ich ihm eine Freude machen will, dann geh ich mit. Und heute abend wollte ich ihm eine Freude machen.

Es war ein klarer Herbstabend. Wir gingen spazieren, und wir hatten fast die ganze Zeit die Hände auf dem Rücken. An jedem langweiligen Garten blieb Papa stehen und guckte hinein.

»Wenn wir doch einen Garten hätten«, sagte er. »Dann würde ich Dill säen und Mohrrüben, und dann hätten wir einen Birnbaum.«

»Und warum haben wir keinen Garten?« fragte ich.

»Es ist ziemlich schwer, an einen ranzukommen«, sagte Papa. »Viele Leute möchten einen Garten. Aber wenn ich mal einen habe, dann sitz ich auf einem weißen Stuhl unter dem Birnbaum und les die Abendzeitung und rieche alle Düfte des Sommers.«

»Das klingt ziemlich langweilig«, sagte ich. Aber er tat mir leid. Wenn er doch so gern einen Garten haben wollte, dann sollte er ihn auch kriegen!

Auf dem Rückweg gingen wir über den Marktplatz. In Enoks Laden brannte noch Licht!

»Guck mal«, sagte ich und zog Papa zum Schuhgeschäft. »Da ist noch Licht.«

»Sehr merkwürdig«, sagte Papa. »Es ist schon acht Uhr. Er verkauft doch jetzt keine Schuhe mehr!«

Mein Herz schlug, als wir näher kamen. Vielleicht sah ich ja was, das Roberta in ihr Notizbuch schreiben konnte.

Aber im Laden war nichts Ungewöhnliches zu entdecken, obwohl wir die Nasen gegen die Schaufensterscheibe preßten. Im Büro war auch Licht, und die Tür war angelehnt.

»Still, ich hör was«, sagte ich und legte das Ohr gegen die Scheibe. Musik!

Papa machte es mir nach.

Da hörten wir, wie sich jemand hinter uns räusperte. Es war Ingenieur James G. Persson, der seinen Hund ausführte.

Er starrte uns an.

»Die Fensterscheiben sind doch sehr kalt im Herbst«, sagte Papa. »Enok sollte sie isolieren.«

James G. Persson schüttelte den Kopf und ging weiter mit seinem Hund. Als er weit genug entfernt war, fingen Papa und ich an zu lachen.

»Vielleicht feiert Enok ein kleines Fest«, sagte Papa. »Und um seine Nachbarn zu Hause nicht zu stören, feiert er im Geschäft.«

Roberta, mein Tagebuch und ich

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