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3. September Ganz früh am Morgen

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Gestern abend konnte ich nicht einschlafen. Ich mußte erst über Enok nachdenken. Vielleicht hatte Roberta recht. Irgendwas ist komisch mit ihm. Er scheint Schuhe gar nicht zu mögen. Und er selbst trägt nie richtige Schuhe. Keine braunen Schuhe mit kleinen Löchern wie unser Hausmeister in der Schule, keine Turnschuhe wie Papa und keine Schnürschuhe.

Im Sommer hat er komische Sandalen und Strümpfe an. Und im Winter geht er in Fellpantoffeln. Manchmal, wenn ich ihn mit seiner Angel zum Fischen gehen seh, trägt er grüne Gummistiefel mit Schleifen an den Knien. Niemals wirklich richtige Schuhe.

Mama kam herein und setzte sich zu mir auf die Bettkante. Es kommt so selten vor, daß sie abends mal frei hat und mir gute Nacht sagen kann. Das ist dann besonders schön.

»Woran denkst du?« fragte sie. »Denkst du daran, daß du jetzt in die zweite Klasse gehst?«

»Nein, ich denk an Enok«, antwortete ich.

»Als ich in die zweite Klasse ging«, sagte Mama, »da fühlte ich mich schon richtig groß. Am ersten Tag trug ich ein Kleid aus Kordsamt. Es war braun. Und außerdem hatte ich Pflaster auf den Knien. Ich war richtig stolz darauf, daß ich zum Ende der Sommerferien so oft hingefallen war. Meine ersten Sommerferien ...«

»Was meinst du, Mama, mag Enok Schuhe?« fragte ich.

»Wieso – Enok?« fragte Mama. »Klar mag er Schuhe. Er hat doch ein Schuhgeschäft. Warum fragst du das?«

»Ich glaub nicht, daß er Schuhe mag«, sagte ich. »Erinnerst du dich, als du im Frühling die hochhackigen Schuhe aus Schlangenleder gekauft hast? Er hat dich richtig böse angeguckt.«

Mama dachte eine Weile nach. »Du hast recht«, sagte sie schließlich. »›lch begreif nicht, wie jemand solche Schuhe anziehen kann‹, hat er gesagt. So was sagt man doch nicht, wenn man Schuhe verkaufen will.«

»Und dann hat er noch gesagt, daß sie bald kaputtgehen werden, weil sie in Kalmar hergestellt wurden.«

»In Kalmar?«

»Ja, Kalmar. Erinnerst du dich nicht?«

»Nein, es war Taiwan«, sagte Mama. »Er hat gesagt, daß sie keine guten Schuhe machen in Taiwan.«

»Ein starkes Stück«, sagte ich. »Wenn das nun mal jemand aus Kalmar gehört hätte!«

»Schlaf jetzt«, sagte Mama, »vergiß die Schule nicht. Was habt ihr morgen?«

»Wir fangen mit Abraham an«, sagte ich.

»Oh«, sagte Mama. »Als ich klein war, kannte ich einen Jungen, der hatte eine Schildkröte, und die hieß Abraham Svensson ...«

Dann sagte sie nichts mehr und blieb sitzen und starrte zum Fenster, obwohl das Rollo runtergezogen war. Und als ich eben aufgewacht bin, da war sie weg.

Roberta, mein Tagebuch und ich

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