Читать книгу Roberta, mein Tagebuch und ich - Viveca Lärn - Страница 12

13. September

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Als ich heute zur Schule ging, hab ich mir Wörter mit dem Sch-Laut ausgedacht. »Schinken, Schuhe, Schubkarre, Schwimmbad, Schei ...« Aber das Wort durfte ich nicht sagen.

Plötzlich, ohne daß ich gemerkt hatte, wie ich dahin gekommen war, war ich auf dem Schulhof. Er ist immer fast leer, wenn ich komme, denn ich bin immer sehr früh da. Und auch jetzt waren fast keine Kinder zu sehen. Aber dafür sah ich etwas anderes! Nämlich zwei Polizeiautos! Sie standen so herum, ohne Polizisten, und die Sirene heulte auch nicht.

Mir wurde eiskalt. Ich weiß nicht, warum. Ich bin nur ein einziges Mal bei Rot über die Kreuzung gegangen, und das auch nur, weil ich so schnell nach Hause mußte. Warum, das kann ich dir nicht sagen ... Das kannst du dir ja denken. Wenn ich nicht bei Rot über die Straße gegangen wäre, wäre eine Katastrophe passiert, wenn du nun weißt, was das ist. Das ist, wenn man ganz plötzlich in einer Pfütze steht, obwohl es nicht regnet.

Natürlich standen einige Jungen um die Polizeiautos herum und beguckten sich alle die komischen Knöpfe und Apparate. Als Janna kam, gingen wir auch ganz nah heran. Ich fragte sie, ob es schlimm sei, daß ich bei Rot über die Straße gegangen war. Aber sie lachte nur. Sie sagte, daß ihr Opa immer bei Rot über die Straße geht, weil er findet, daß es zu viele Gesetze und Bestimmungen bei uns in Schweden gibt.

Als wir da noch so herumstanden, kam Roberta angelaufen. Sie zupfte mich an der Jacke und zog mich ein Stück mit sich.

»Weißt du, warum die Polizei in der Schule ist?« fragte sie.

Nein, das wußte ich nicht.

»Weil sie Fingerabdrücke in Enoks Laden gefunden haben. Deine Fingerabdrücke!« sagte sie, und ihre Augen waren ganz groß und rund.

»Pah«, sagte ich. »Da gibt’s massenhaft Fingerabdrücke. Deine zum Beispiel.«

»Ich bin doch kein Amateur«, sagte Roberta lachend. »Ich hatte Handschuhe an, als ich mich neulich bei Enok reingeschlichen hab.«

»Was ist ein Amateur?« fragte ich.

»So einer wie du«, sagte Roberta und lief weg.

Aber als ich ins Klassenzimmer kam, dachte ich, daß Roberta vielleicht doch recht hatte.

Unsere Lehrerin saß auf ihrem Platz, und neben dem Harmonium standen zwei richtige Polizisten in Uniform. Ein Herr-Polizist und eine Frau-Polizist.

Kaum hatten wir uns gesetzt, da meldete ich mich. Die Lehrerin tat so, als ob sie es nicht sähe.

»Jetzt, Kinder«, sagte sie, »wollen wir unsere Gäste von der Polizei ordentlich willkommen heißen. Laßt mal hören!«

»Will-kom-men!« schrien wir, wie sie es uns beigebracht hatte.

Die beiden lächelten. Sie waren ziemlich süß, aber ich nahm meinen Meldefinger nicht runter.

»Ja, Mimi?« fragte die Lehrerin seufzend.

»Was ist ein Amateur?« fragte ich.

Die Lehrerin sah gereizt aus, obwohl sie doch gesagt hatte, wir könnten sie alles fragen. Die Frau-Polizist lachte.

»Das kann ich erklären«, sagte sie. »Ein Amateur ist das Gegenteil von einem Profi. Ich bin ein Amateur, wenn ich singe, denn Singen ist nicht mein Beruf. Aber ich singe oft samstags in Restaurants und so. Michael Jackson ist ein Profi im Singen, und ich bin Amateur. Aber als Polizistin bin ich Profi ...«

Der Herr-Polizist wieherte los. »Das denkst du, ja!« sagte er.

Es waren sehr nette Polizisten. Sie sagten kein Wort von den Fingerabdrücken oder Enok. Ich frag mich langsam, ob Enok wirklich ein Verbrecher ist.

Aber von roten und grünen Ampeln, davon redeten sie viel.

Ich meldete mich wieder. »Darf man bei Rot über die Straße gehen, wenn man es sehr eilig hat und an einem bestimmten Ort sein muß und wenn keine Autos kommen?« fragte ich.

Die anderen in der Klasse lachten blöd.

Die Polizisten sahen sehr ernst aus.

»Nein«, sagten sie beide gleichzeitig, »das darf man auf Keinen fall.«

Aber die Lehrerin lächelte mich an. Vielleicht hat sie auch nicht gewußt, was ein Amateur ist.

Roberta, mein Tagebuch und ich

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