Читать книгу Roberta, mein Tagebuch und ich - Viveca Lärn - Страница 4

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19. August

Morgen fängt die Schule wieder an. Papa hat versprochen, mit mir zusammen ein Lineal zu kaufen. Wenn man in die zweite Klasse kommt, braucht man ein rosa Lineal mit weißen Wolken drauf.

Oh, es klingelt gerade. Tschüs, Botilda.

Später

Es war Roberta. Ein Glück, daß ich zur Tür gegangen bin. Wenn Papa aufmacht, vergißt Roberta immer, ihm guten Tag zu sagen. Sie rennt einfach an ihm vorbei und hinein in mein Zimmer. Darüber ärgert sich Papa jedesmal.

»Beeil dich!« rief Roberta, kaum, daß ich geöffnet hatte. »Wir müssen was ganz Wichtiges tun, und es ist schrecklich eilig.«

»Das geht nicht«, sagte ich. »Papa und ich wollen gleich ein Lineal für mich kaufen.«

Roberta rollte mit den Augen und legte ihre Hand auf meine Stirn. »Hast du Fieber?« fragte sie. »Die Schule fängt doch erst morgen an. Willst du dir die ganzen Sommerferien verderben und jetzt ein Lineal kaufen?«

Papa freute sich überhaupt nicht, als ich sagte, ich wolle mit Roberta weggehen statt mit ihm ein Lineal zu kaufen.

»Aber Roberta und ich haben was ganz Wichtiges vor«, sagte ich. »Das Lineal können wir ein andermal kaufen. Wir wollen uns doch nicht die Sommerferien verderben.«

Papa sah erstaunt aus, aber dann setzte er sich hin und fing an, in einem seiner geliebten Kataloge zu blättern. Es sind lauter Zwiebeln drin abgebildet. Solche, die man im Herbst in die Erde steckt, und im Frühling kommen Tulpen heraus. Obwohl wir keine Erde haben. Trotzdem liest Papa alles über Zwiebeln.

Ich lief hinter Roberta her, und sie blieb erst vor Enoks Schuhgeschäft stehen. Dort legte sie mir die Arme um den Hals und blies warme Luft ins Ohr. Ich glaub, es war das linke. Oder vielleicht das rechte. Man grüßt mit der rechten Hand. Also war es das linke Ohr? Oder doch das rechte?

Was für einen Schreck ich kriegte, Botilda, als ich einen Augenblick lang glaubte, ich hätte während der langen Sommerferien vergessen, wie das mit rechts und links ist! Was würde meine Lehrerin dazu sagen?

Ich machte die Augen zu und versuchte mir vorzustellen, wie sie aussieht. Es ging nicht! Es ist wirklich schrecklich, wenn man so lange Ferien hat. Wenn meine Lehrerin nun mal die Straße entlangkam, und ich erkannte sie nicht wieder!

Sie würde sagen: »Guten Tag, kleine Mimi!«

Und ich würde nicht antworten, denn ich darf nicht mit fremden Leuten reden. Furchtbar!

Jetzt stampfte Roberta mit dem Fuß auf.

»Was ist los mit dir, Mimi?« schrie sie. »Du hörst mir ja gar nicht zu! Dabei ist es so wichtig.«

»Oje«, antwortete ich. »Sag’s noch mal. Ich hab grad an meine Lehrerin gedacht.«

Roberta seufzte, aber dann drückte sie ihren Mund wieder gegen mein Ohr. Es war ganz bestimmt das rechte.

»Wir müssen Enok beobachten«, sagte sie. »Er ist sehr merkwürdig. Wir wollen ihm nachschleichen.«

Enok! Dann hätte ich ebensogut mit Papa ein Lineal kaufen können. Womöglich sind die Lineale morgen ausverkauft. Dann ist es Robertas Schuld.

»Enok«, sagte ich, »das ist doch nur ein alter Mann, der Schuhe verkauft.«

»Enok«, quietschte Roberta, »ist überhaupt kein gewöhnlicher alter Mann. Ich hab ihn beobachtet. Er macht undurchsichtige Sachen. Gestern hat er seinen Laden mitten am Tag geschlossen, und dann ist er mit seiner Angel um die Ecke da verschwunden.«

»Vielleicht wollte er angeln gehen«, sagte ich böse.

»Der See liegt aber in der anderen Richtung«, sagte Roberta.

»Es ist wirklich blöd, wenn man sich mit so einer Nuckelflasche aus der ersten Klasse wie dir abgeben muß.«

»Ich komme morgen in die zweite Klasse«, sagte ich.

Es war ein tolles Gefühl im Bauch, zweite Klasse zu sagen.

»Wir schleichen Enok nach«, sagte Roberta, »nur du und ich.«

Es ist nicht zu fassen, wie nett sie ist!

Roberta, mein Tagebuch und ich

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