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20. August

Es ist gerade sechs Uhr morgens, und ich kann nicht wieder einschlafen, obwohl ich es schon viermal versucht hab. Um zehn beginnt die Schule, und ich hab vor vier Sachen Angst:

1 Wenn meine Lehrerin nicht mehr meine Lehrerin ist, sondern eine andere – vielleicht eine Punkerin mit viereckigen Nasenlöchern. Das hab ich heut nacht geträumt.

2 Wenn alle anderen Lineal und Papier auf dem Tisch haben und ich nicht.

3 Wenn der Hausmeister mich nicht wiedererkennt und Linda mit »Hallo, Mimi!« begrüßt.

4 Wenn alle anderen große weiße richtige Zähne gekriegt haben in den Sommerferien.

Später

Der Schulanfang war wunderbar. Du hättest dabeisein sollen, Botilda. Wir sollen Schönschrift und alles mögliche lernen. Björn Axelsson hat vorne riesengroße Zähne gekriegt. Wie Zuckerstückchen. Er hat sich auf den Bauch geklopft und gesagt, daß er diesen Sommer viel Eis gegessen hat. Davon sind seine Zähne so groß geworden.

»Wieviel Eis?« hat Linda gefragt.

Das wußte Björn nicht. Er stellte sich eine Weile auf die Hände. Aber Linda hat bloß die Nase kraus gezogen.

Sie hat ein besonderes Notizbuch von ihrem Papa gekriegt, und in dem hat sie jedes Eis aufgeschrieben, das sie im Sommer gegessen hat.

Die Lehrerin fragte, ob wir in den Ferien auch viel Eis gegessen haben.

Da meldete Linda sich. »Ich hab jeden Tag Eis gegessen, außer am 24. Juni«, sagte sie. »Da hatte ich Bauchschmerzen.«

Wie leicht es war, »Hier« zu sagen, als wir aufgerufen wurden! Ich bekam nicht mal einen Schluckauf.

Lindas Mama und Papa saßen in ihren besten Kleidern am Fenster und lächelten. Sonst waren keine Mamas und keine Papas da.

Meine Mama wollte eigentlich auch kommen. Aber ich wollte es nicht, obwohl sie sich ihre blauen langen Hosen und den blauen Pullover und die gewöhnlichen blauen Schuhe angezogen hatte. Damit sieht sie ja fast aus, wie eine richtige Mama aussehen sollte.

»Ich bin doch keine Nuckelflasche aus der ersten Klasse, Mama«, hab ich gesagt.

»Ich weiß«, sagte sie seufzend und zog wieder ihr Lieblingskleid mit dem Tigermuster an.

Unsere Lehrerin war so süß. Sie hat im Sommer lauter Sommersprossen auf den Backen und an den Händen bekommen. Sommerferien müssen langweilig sein, wenn man Lehrerin ist. Dann hat man gar nichts zu tun. Wenn ich Lehrerin werde, dann werd ich während der Sommerferien Schwimmlehrerin. Ich langweile mich bestimmt nicht. Aber vielleicht werde ich auch Bäcker. Bäcker oder Hirnchirurg, das ist die Frage.

Ich mußte einen Haufen komischer Papiere mit nach Hause nehmen. Auf einem stand der Essensplan der Schulküche für die Woche. Wir sollten zweimal Hühnerfrikassee und dreimal Leber essen. Wenn es Leber gibt, bin ich wahrscheinlich krank. Furchtbar krank. Verflixt krank. Hast du gemerkt, daß ich geflucht habe, Botilda? Man ist schließlich nicht mehr so eine Nuckelflasche aus der ersten Klasse. Aber ich hab sie gesehen. Huh. Die Nuckelflaschen, mein ich. Sie standen auf dem Schulhof herum. Kaum zu glauben, wie klein die sind. Wie Erdnüsse.

Aber den Hausmeister hab ich nicht gesehen. Hoffentlich ist er nicht gestorben.

Roberta, mein Tagebuch und ich

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