Читать книгу Mimi und der Millionärsklub - Viveca Lärn - Страница 3
Erstes Kapitel
ОглавлениеDie Luft war voller April, als wir Arnes kleinen Bruder Eddie von seiner Tagesmama abholten. Wir, das waren Arne, Maria Magnusson und ich.
Und April – das ist ein wunderbares Gefühl! Es war noch ganz hell, obwohl es schon fünf Uhr war, und ich fand, es duftete nach Frühling. Und das sagte ich auch.
«Ich finde, es riecht nach Steak mit Zwiebeln», sagte Maria Magnusson.
Wir guckten in jedes Küchenfenster entlang der Straße, und wir sahen mehrere Leute, die beim Essenmachen waren.
Maria Magnusson schnupperte sich sachkundig von Küche zu Küche. Neben jedem Küchenfenster ist ja so ein kleines Gitter, durch das die Dünste aus der Küche abziehen. Aber Steak mit Zwiebeln fand sie nicht.
«Fischstäbchen», sagte sie, «und beim letzten Abzug ist es Blutpudding, da bin ich ganz sicher. Wartet, hier riecht es – nein, das sind bloß Hamburger.»
«Holst du mich jetzt immer von der Tagesmama ab?», fragte Eddie und hob sein kleines Gesicht zu mir.
Mir wurde ganz warm, denn wenn ich eine Schwäche hab, dann für Arnes kleinen Bruder Eddie.
«Klar», sagte ich, «wenn du willst.»
«Das will ich aber nicht», sagte Eddie. «Du hast so eine blöde Nase.»
Ich seufzte ein bisschen, aber nicht sehr tief. Viele Jungs sind eben so.
«Ich weiß was», sagte Maria Magnusson. «Wir gehen zu Mimi nach Hause und essen Restaurantessen.»
Manchmal bringt meine Mama etwas zu essen aus dem «Goldenen Schwan», wo sie als Kellnerin arbeitet, mit nach Hause. Einmal, als sie chinesisches Allerlei mitgebracht hatte, kam Maria Magnusson vorbei, weil sie glaubte, ich hätte ihr Lineal in der Schule geklaut. Stattdessen kriegte sie etwas vom Allerlei ab, und da sagte sie, das mit dem Lineal mache nichts.
Das war eigentlich gemein, denn ich hatte ihr blödes Lineal ja gar nicht.
«Immer haben wir kein Restaurantessen zu Hause», sagte ich. «Manchmal gibt es auch was Selbstgemachtes.»
«Ach, und was zum Beispiel?», fragte Maria Magnusson interessiert. «Frikadellen mit sauren Gurken?»
«Kenn ich nicht», sagte ich. «Ich meine Fischstäbchen und schwedisches Allerlei.»
«Wir gehen lieber runter zum Fluss!», rief Arne plötzlich. «Da ist hoffentlich was los!» Arne gehört nicht zu denen, die stehen bleiben und abwarten, was die anderen meinen. Er haute einfach ab, und wir hinterher.
«Harne, Harne, warte!», rief Eddie.
Arne blieb stehen und drehte sich wütend um. «Du darfst nicht mit, wenn du nicht ordentlich redest, du Blödmann!», brüllte er Eddie an. «Du darfst im Herbst nicht in die Schule gehen, wenn du Harne statt Arne und heklig statt eklig sagst.»
Eddie fing an zu weinen und setzte sich, platsch, mitten auf den Gehweg mit seiner kaputten grauen Kordhose.
«Ich hab ja überhaupt nicht heklig gesagt», sagte er schluchzend.
«Komm, Eddie», sagte ich und zog ihn hoch. «Wir gucken mal nach, ob Indianer am Fluss sind.»
«Hindianer?» Eddies Gesicht leuchtete auf.
«Hindianer!», sagte Arne und verdrehte die Augen.
«Hist hier hüberhaupt jemand bei Verstand?»