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Viertes Kapitel

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Manchmal wache ich morgens früher auf als alle Menschen auf der Welt.

Dann kann ich so gut denken.

Ich kann in meinem Bett liegen und auf die drei Punkte an der Decke gucken und mir wer weiß was für kluge und intelligente Sachen ausdenken.

Wenn ich allerdings fertig gedacht habe, überkommt mich eine große Schläfrigkeit und versetzt mir einen Schlag auf den Kopf, sodass ich innerhalb einer Sekunde tief einschlafe. Dann ist es immer Viertel vor sieben, und das ist in dem Augenblick, wenn mein Papa an meinem Bett steht und mich schüttelt und sagt, dass ich ein Langschläfer bin. Das ist ziemlich ungerecht.

Heute war so ein Morgen. Draußen war es ganz schwarz, als ich aufwachte, obwohl es April und alles und ganz still auf der Straße war.

Ich dachte an Arne und Eddie und ob sie schliefen. Sie wohnen in einem kleinen komischen kaputten Haus draußen auf dem Lande. Manchmal ist ihr Papa zu Hause, manchmal ist er nicht zu Hause, und dann kocht Arne und bringt den Abfall weg. Sein Papa hat einen blauen Laster, der ziemlich geil ist. Damit arbeitet er. Manchmal schlafen Arne und Eddie ganz allein da draußen im Wilden Westen. Das ist ja lebensgefährlich! Aber Arne wird furchtbar wütend, wenn ich ihn frage, ob er Angst hat. Er sagt, er steckt mich in den Basketballkorb in der Turnhalle, wenn ich ihn nochmal so was Blödes frage.

Während ich so toll nachdachte, fiel mir ein, dass Arne und Eddie, wenn wir Millionäre werden, die ganze Nacht die Lampen im Haus anlassen können, obwohl das so teuer ist. Dann schlief ich ein.

Auf dem Weg zur Schule dachte ich darüber nach, wie anders alles wird, wenn ich Millionärin bin und auf derselben Straße gehe.

Wenn ich zum Beispiel einen Zehnkronenscheina in meinem Rucksack als Spende für irgendeinen Verein hätte und wenn der Schein plötzlich aus meinem Rucksack flattert und auf der Straße landet ... Wenn mir das heute passierte, würde ich mich furchtbar aufregen und hinterherjagen und ihn wieder in meinen Rucksack stecken. Aber wenn ich Millionärin wäre, würde ich nur rufen: «Tschüs, du oller Zehner!»

Es ist ein großer Unterschied, ob man Millionär ist oder ob man keiner ist.

Aber in der Schule hatten wir nicht die kleinste Chance, an Geld und wichtige Sachen zu denken, denn unsere Lehrerin wollte, dass wir das Frühlingsfest planen.

«Klassenelternvertreter sind, wie ihr wisst, Eltern, die bestimmen, dass alle ein Frühlingsfest feiern und miteinander Spaß haben sollen», sagte Frau Svensson säuerlich. «Jetzt haben sie entschieden, dass das Fest am Sonntag, dem 10. April stattfinden soll. Das ist zufällig der Geburtstag meiner Mutter. Aber ich kann sie ja Weihnachten besuchen. Ja also», fuhr sie fort und stöhnte, «jetzt sollen wir entscheiden, wer eine Schnitzeljagd will und wer gegrillte Würstchen essen oder wer einen echten Bauernhof besuchen möchte, obwohl, das kann Johan wohl nicht, denn er ist ja allergisch ...»

Frau Svensson ließ sich schwer auf ihren Stuhl fallen, und Janna hob die Hand.

«Müssen wir so was jetzt planen?», fragte sie. «Können wir nicht lieber Mathe haben?»

Da lächelte Frau Svensson. Das war das erste Mal seit zwei Monaten.

«Ja», sagte sie. «Eigentlich sollte das ganz und gar die Sorge der Eltern sein. Ich hasse nämlich Würstchen.»

In der Pause kam Leben in uns.

Arne drückte mich in eine Ecke zwischen den Büschen bei der Turnhalle. «Hast du nachgedacht?», fragte er und starrte mich mit seinen dunklen Augen an.

«Klar», sagte ich. «Ich finde, wir können hundert Kronen für die Armen in Brasilien spenden.»

Er lächelte zufrieden. «Gut», sagte er, «dass du weißt, wovon wir reden. Nur du und ich wissen davon und irgendwie auch Eddie, weil er doch dabei war.»

«Ich mag Eddie», sagte ich.

«Himmel!», stöhnte Arne. «Können wir nicht endlich anfangen zu arbeiten?»

Wir krochen ins Gebüsch. Es war ziemlich feucht und scheußlich, denn die Aprilsonne war warm und holte jeden kleinen Eiszapfen herunter, der sich unterm Schuldach versteckte. Es tropfte in unsere Nacken.

«Wir müssen uns eine Methode einfallen lassen», sagte Arne.

«Was ist das denn? Hat das was mit Computern zu tun?», fragte ich.

«Nein, nein, nein», brüllte Arne. «Eine Methode ist das, was wir anstellen müssen, um Millionäre zu werden. Ob wir klauen, eine Bank überfallen, ein Hochhaus bauen oder beim Pferderennen gewinnen.»

«Und dann müssen wir entscheiden, wie wir damit leben werden», sagte ich. «Wenn wir fertige Millionäre sind.»

Arne guckte mich bewundernd an. Ich fiel fast in Ohnmacht.

«Gut», sagte er. «Wir fangen damit an, dass wir uns Geld leihen, damit wir uns ein Notizbuch kaufen können. Und dann nennen wir uns Millionär Martinsson.»

In dem Augenblick gab es keine Sonne mehr, sondern nur noch Schatten.

Das lag daran, dass sich Roberta Karlssons Kopf zwischen uns und der Sonne befand. Sie geht in die Fünfte und ist ziemlich groß.

«Was ist das denn?», fragte sie und zeigte auf Arne.

«Nichts», sagte ich.

Da haute Arne ab.

Mimi und der Millionärsklub

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