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Zweites Kapitel

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Der Fluss, der durch unsere Stadt fließt, ist das ganze Jahr aufregend, und am gefährlichsten ist er im Frühling. Deswegen fangen alle Mamas an zu schreien, wenn man sagt, man will mal schnell runter zum Fluss.

Und die Papas schreien noch schlimmer, besonders die, die selbst an Flüssen gespielt haben, als sie klein waren.

Mein Papa hat ein sehr gutes Gedächtnis, wenn es um so was geht. Aber wenn er Schnupftabak genommen hat, dann erinnert er sich eine Minute später schon nicht mehr, wohin er ihn gelegt hat.

Wir taten also das Allereinfachste, Arne, Eddie, Maria Magnusson und ich. Wir gingen runter zum Fluss, ohne zu fragen. «Ich will meiner Mama keine Sorgen machen», sagte Maria Magnusson.

«Ich auch nicht», sagte ich.

Arne tippte sich an die Stirn. Er hat nie jemanden, den er fragen kann. Er ist sozusagen seine eigene Mama.

Am Flussufer war es kälter, und es war zu spüren, dass es bald Abend und dunkel werden würde. Große, eckige Eisschollen schwammen still vorbei. Zwischen ihnen war kaum Wasser, und manchmal klirrte es, wenn sie gegeneinander stießen. «Prost», sagte Eddie,«prost, prost!»

«Er hat leider einen Knall», sagte Arne.

«Prost! Prost! Prost, ihr alten Schnapsnasen!», schrie Eddie jedes Mal, wenn die Eisschollen gegeneinander klirrten. «Wenn man doch eine Keksfabrik hätte», sagte Maria Magnusson sehnsuchtsvoll und atmete den süßen Duft von Henrys Keks- und Brotfabrik ein, die oberhalb unserer Stelle am Flussufer liegt.

«Dann würde ich eine Billion Kekse am Tag essen», sagte Eddie.

«Quatsch, so viel kannst du gar nicht essen», zischte Arne.

«Halles, was ich sage, hist falsch», sagte Eddie und fing wieder an zu weinen.

«Äh», sagte Arne, «warum hältst du dann nicht die Klappe, statt die ganze Zeit dummes Zeug zu reden.»

«Guckt mal!», schrie Maria Magnusson und zeigte.

Die Abendsonne blitzte nicht nur in den Fensterreihen der Keksfabrik, sondern auch auf einem großen glänzenden Rolls-Royce, der vorm Haupttor vorgefahren war.

«Jetzt macht Henry eine kleine Abendspazierfahrt», sagte Arne. «Echt stark, wenn man mal eben bis nach Malmö oder so fahren könnte.»

«Malmö?», sagte Eddie und hörte auf zu weinen. «Was sollen wir in Malmö?»

«Ich hab ja nicht gesagt, dass du mitsollst», sagte Arne.

Eddie stürzte sich auf ihn und fing an, nach ihm zu treten und mit den Fäusten auf ihn einzutrommeln.

«Nee», sagte Maria Magnusson, «das reicht mir mit der Prügelei für heute. Ich geh jetzt nach Hause, essen.»

«Ich will auch nach Hause», sagte Eddie.

«Du bist doch blöd», sagte Arne. «Wir müssen bis sieben in der Stadt bleiben, bis Papa von Stockholm zurückkommt. Dann treffen wir uns bei der Kneipe.»

Wie traurig das klang! Allein die Vorstellung, man hätte keinen Ort, wohin man gehen könnte.

«Wisst ihr nicht, wo ihr hin sollt?», fragte ich seufzend.

«Der ganze Erdball gehört uns», sagte Arne und warf einen Stein durch Henrys Zaun, «falls du das noch nicht wusstest. Wo ich stehe, da gehöre ich hin. Da sind meine Wurzeln.»

«Hast du Wurzeln an den Füßen?», fragte Eddie erschrocken und starrte auf Arnes Gummistiefel.

Jetzt startete Henry, und der Kies knirschte unter seinen neuen Reifen.

«Wenn ich eine Million habe, kauf ich mir ein Wohnmobil mit tausend PS, und darin werde ich wohnen», sagte Arne.

«Die Frage des Tages ist nur, wie wir Millionäre werden sollen!», rief ich eifrig.

Arne stöhnte. «Die Frage des Tages» ist das Schlimmste in der Schule. Man muss sich Fragen ausdenken, nachdem man langweilige Artikel in der Tageszeitung gelesen hat, und dann müssen die anderen antworten. Wie heißt der Präsident? und so was Blödes. Janna sagt, Frau Svensson denkt sich so gemeine Sachen wie «Die Frage des Tages» bloß aus, weil sie schwanger ist. Schwangere, die Mörtel essen, sind nicht so anstrengend, sagt Janna. Mörtel zu essen, das ist ganz normal bei Schwangeren. Janna ist Expertin in solchen Fragen. Sie hat nämlich ungefähr neunzehn Geschwister und einen Kanarienvogel.

Mimi und der Millionärsklub

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