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Eine Falle und eine seltene Gabe

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Grimmig stapfte Milan in der Dämmerung vor sich hin. Er würde es nur mit viel Glück schaffen, dessen war er sich sicher. Mittlerweile kannte er in etwa die Gegend, durch die er ging, und wusste, dass er das Unmögliche möglich machen musste. Zum nächsten Sonnenaufgang würde er sicher nicht ankommen, aber vielleicht schaffte er es bis zum Einbruch der Nacht. Hoffentlich war das nicht zu spät.

Es gab nur eine Möglichkeit: notfalls querfeldein und ohne Pause weitermarschieren. Hinter dem Höhenzug, an dessen ansteigender Flanke er sich gerade befand, war ein Weg, der fast gerade in Richtung Filitosa führte. Wenn alles gut ging, konnte er in zwei Stunden drüben sein. Dann würde er wesentlich schneller vorwärtskommen. Das änderte allerdings nichts daran, dass seine Ankunft am nächsten Tag trotzdem auf Messers Schneide stand.

Die Nacht brach herein. Obwohl er im Wald war, verringerte Milan sein Tempo nicht. Der Mond war aufgegangen und warf geisterhafte Schatten durch die Bäume. Plötzlich ertönte irgendwo links von ihm ein langgezogenes Heulen. Oh nein, nicht auch noch Wölfe!, schoss es Milan durch den Kopf. Das erste Heulen wurde von einer anderen Stelle weiter vor ihm erwidert.

Zum Glück waren die Wölfe offenbar in einiger Entfernung. Wie alle anderen Magier kam zwar auch Milan mit allen Tieren gut aus, aber bei Wölfen konnte man sich nie so ganz sicher sein. Da war es besser, wenn man nicht allein unterwegs war. Hastig lief er durch die weit auseinanderstehenden Buchen und hoffte, bald auf der anderen Seite des Bergkamms anzukommen.

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Das war ein prächtiges Abendessen gewesen! Quentin wollte Finja beim Wegräumen der Sachen helfen, aber sie schickte ihn schlafen. Kaum in seiner Kammer angekommen, fiel Quentin mit kugelrundem Bauch in sein Bett.

Falk und Finja saßen noch gemeinsam am herunterbrennenden Feuer und sprachen leise darüber, was für eine Freude der Junge doch war. Fleißig, höflich und immer hilfsbereit. Sie waren sehr zufrieden mit ihm und mochten ihn sehr. So wie Quentin hätten sie sich auch eigene Kinder gewünscht, die ihnen aber nie vergönnt gewesen waren. Ihre Enttäuschung darüber war lange vorbei, fast vergessen. Finja lehnte sich an Falks Schulter, und gemeinsam betrachteten sie den aufgehenden Mond, der fast voll war. Hoffentlich würde Quentin lange bei ihnen bleiben!

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Endlich ging es wieder abwärts. Ein gutes Stück unterhalb der Stelle, an der er war, konnte Milan schon den Weg als schwach schimmerndes Band vor sich sehen. Er beschleunigte ein wenig und schlitterte den laubbedeckten Hang hinab.

Plötzlich war der Boden unter seinen Füßen verschwunden. Einen Augenblick später schlug er hart auf dem Boden einer tiefen stockfinsteren Grube auf. Laut fluchend rappelte Milan sich hoch und suchte in seiner Gürteltasche nach Zündhölzern. Das hätte ich doch sehen müssen!, schimpfte Milan lautlos vor sich hin. Was bin ich für ein Idiot!

Endlich hatte er ein Zündholz gefunden, riss es an und sah sich um. Jetzt wusste er, warum er vorher nichts gesehen hatte: Er war in eine gut getarnte Wolfsfalle gestürzt! Die Kanten so hoch, dass er sie nicht einmal im Sprung erreichen konnte. Kein Vorsprung, an dem er sich hätte hochziehen können. Die Wände so glatt, dass sie keinen Halt boten. Und die Hölzer, mit denen die Grube abgedeckt gewesen war, so dünn, dass er sie nicht als Behelfsleiter benutzen konnte.

Das Zündholz verlosch. Völlig enttäuscht ließ Milan sich auf den Boden sinken und lehnte sich an die Wand zurück. Die letzte kleine Chance, die er noch gehabt hatte, um Filitosa rechtzeitig zu erreichen, war wie eine Seifenblase zerplatzt.

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Amina schreckte aus dem Schlaf hoch. Wieder hatte sie das Gefühl, irgendwie mit Milan verbunden zu sein. Er wollte nach Filitosa kommen, konnte aber nicht. Irgendetwas hinderte ihn. Aber was?

Amina versuchte angestrengt, weiter in die Ahnung vorzudringen, aber sie spürte nur Dunkelheit und Milans Enttäuschung.

Fieberhaft überlegte sie, was passiert sein könnte, aber nichts wollte ihr einfallen. Dann hatte sie eine verrückte Idee. Sie hatte zwar gehört, dass eine Gedankenverbindung zwischen Magiern auch über weite Strecken möglich sein sollte, aber in ihrer Lehrzeit war das Thema nur beiläufig erwähnt worden. Natürlich spürte ein magischer Mensch einen anderen, wenn er in dessen Nähe war. Aber so einen gewollten gedanklichen Kontakt über eine große Entfernung hinweg hatten sie nie wirklich behandelt. Selbst ausprobiert hatte sie es sowieso noch nie, aber: Ein Versuch konnte nicht schaden, oder? Schließlich gab es in ihrer Kammer niemanden, der sie auslachen würde, wenn es misslang! Sie rappelte sich in ihrem Bett auf und konzentrierte sich auf ihr Gefühl. Dann versuchte sie, mit Milan in Kontakt zu treten.

Zuerst dachte sie angestrengt an Milans Gesicht, so wie sie es in Erinnerung hatte. Nichts. Dann an seine Arbeit in der Schmiede. Nichts. Sie spürte seine Gegenwart nicht, irgendetwas machte sie falsch. Sie probierte es über Gedanken an die eine oder andere flüchtige Begegnung. Immer noch nichts. Aber Amina gab nicht auf.

Schließlich stellte sie sich die gedankliche Verbindung als einen Weg durch blühende Wiesen vor, an dessen Ende Milan stand. Dann rief sie ihm in Gedanken immer wieder eine Frage zu: Kann ich Dir helfen? ? Kann ich Dir helfen?

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Milan sprang auf und sah nach oben an den Rand der Grube, die sich im Mondlicht deutlich abzeichnete. Da musste jemand sein! Gerade noch hatte er einen Gedanken an Amina gehabt, als er ein Mädchen fragen hörte, ob sie ihm helfen könne.

Aber da oben war nichts. Trotzdem hörte er immer wieder diese Frage. Er rief laut: „Ich bin hier unten in der Wolfsfalle! In der Wolfsfalle! Hier unten!“ Nichts tat sich. Außer, dass er plötzlich eine weitere Frage hörte: Eine Wolfsfalle?

Als er begriff, dass die Stimme nicht von oben kam, sondern in seinem Kopf war, musste Milan sich erst einmal wieder setzen. Dann versuchte er sich auf die Stimme zu konzentrieren. Er schloss die Augen, atmete tief durch und dachte: Wer bist Du?

Auf die Antwort brauchte er nicht zu warten, denn plötzlich sah er in seinen Gedanken mitten auf einer blühenden Wiese Amina vor sich stehen.

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Das Bild in Aminas Gedanken war plötzlich ganz klar. Milan stand vor ihr. Mit zerrissenen, dreckigen Sachen und Abschürfungen an Händen und Knien.

Bist Du verletzt?

Nein, es geht mir ganz gut. Ich bin mitten im Wald in eine Wolfsfalle gestürzt. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier herauskommen soll, die Wände sind zu hoch und zu steil! Wie kommst Du überhaupt in meinen Kopf?

Das weiß ich auch nicht so genau. Ich habe mich einfach konzentriert, und irgendwie ging es dann. Wo bist Du?

Von Filitosa aus etwa eine Tagesreise entfernt im Nordosten. Ich werde es nicht rechtzeitig schaffen! Was ist überhaupt bei Euch los?

Das spielt jetzt erst einmal keine Rolle. Wie kann ich Dich finden?

Von Filitosa aus geht ein Weg schnurgerade nach Nordosten. Den kennst Du bestimmt. Wenn der Weg nach etwas über einem Tagesmarsch am Fuß eines Höhenzuges nach Osten abbiegt, bist Du fast da. Ich bin in dem Wald direkt oberhalb des Weges. Ich konnte ihn schon sehen, bevor ich in dieses verdammte Loch gefallen bin!

Hör zu: Ich komme und helfe Dir da raus! Ich weiß noch nicht genau, wann ich da sein kann, aber ich werde kommen. Versprochen!

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Das Bild verblasste und war dann ganz verschwunden. Amina atmete tief durch. Ihr Herz raste, als wenn sie gerade durch das ganze Dorf gelaufen wäre. Sie war klatschnass geschwitzt. War das anstrengend gewesen! Sie griff zu dem Krug mit Wasser auf ihrem Nachttisch, goss sich ein großes Glas ein und leerte es mit langen Zügen.

Was nun? Wie sollte sie zu Milan gelangen? Den Weg kannte sie gut, auch den Höhenzug, von dem Milan gesprochen hatte. Aber es war so weit weg! Zu Fuß über einen Tag, das war unmöglich.

Dann kam ihr die rettende Idee. Im Norden des Dorfes befanden sich auf einer Koppel die Pferde der Magier. Sie würde sich einfach eines ausleihen. Dann konnte sie in wenigen Stunden bei Milan sein!

In Windeseile war sie angezogen und lief hinüber zur Metzgerei. Schnell suchte sie einen Trinkschlauch, ein Seil, etwas Wurst und Schinken und eine Decke zusammen. Hastig schrieb sie ein paar Sätze für ihre Schwester auf ein leeres Blatt Papier. Adina würde es sicher am nächsten Morgen finden, wenn sie nicht rechtzeitig zum Frühstück erschien und ihre Schwester nach ihr suchen kam. Dann löschte sie das Licht und lief in Richtung der Koppel los.

So leise wie möglich führte Amina den Rappen durch das Dorf. Filitosa lag still und friedlich in der Dunkelheit, nur der fast volle Mond beschien den Weg, als sie sich zielstrebig dem nordöstlichen Ausgang zuwandte. Dort angekommen murmelte sie leise den Zugangszauber und verließ das Dorf unbemerkt.

Sie schwang sich auf den Rücken des Pferdes, ließ es erst im Schritt gehen und später, als sie besser sehen konnte, in Trab fallen. Hoffentlich schaffte sie es, bis zur Abendversammlung zurück zu sein!

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„Was? Wohin ist sie? Was für ein dummer Einfall!“, polterte Korbinian los. Adina stand mit rotem Kopf im Türrahmen und drehte das Papier mit Aminas Zeilen in den Händen. Korbinian bewegte schnell die Finger, und an der Wand erschien eine Karte, die den Nordosten von Filitosa zeigte. Milan war als kleiner unbeweglicher Punkt am Höhenzug zu erkennen, ein anderer kleiner Punkt bewegte sich auf dem nordöstlichen Weg darauf zu – Amina.

„Schau Dir das an“, forderte Korbinian Adina auf, und zeigte auf die Karte, „das schafft sie nie, bis heute Abend zurück zu sein!“ Aufgebracht stapfte er in seinem Kontor auf und ab. „Was denkt Amina sich dabei? Sie hat wie jeder andere auch einen festen Platz in der Suchmannschaft. Sie kann doch nicht so einfach verschwinden! Wie hat sie überhaupt erfahren, dass Milan dort festsitzt?“

Adina zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht so genau, aber vor ein paar Tagen kam sie spät abends zu mir und erzählte etwas davon, dass sie eine Art von Gedankenkontakt zu Milan gehabt hätte. Ich kann es auch nicht so richtig erklären, sie war an dem Abend sehr aufgeregt.“

Korbinian lief immer noch auf und ab. „Das schafft sie nie und – was hast Du gerade gesagt?“ Er war wie angewurzelt stehen geblieben.

Adina blickte ihn verständnislos an. „Sie war sehr aufgeregt, habe ich gesagt.“

„Nein, vorher. Hast Du gesagt Gedankenkontakt?“

„Ja, sie kam zu mir und sagte, sie hätte irgendeine Verbindung zu Milan gehabt und ...“

„Schon gut, schon gut“, unterbrach sie Korbinian. „Hat sie das vorher schon einmal gehabt?“

„Nicht, dass ich davon wüsste. Ist das denn wichtig?“ Adina war verwirrt.

„Nun, vielleicht. Lass mich jetzt bitte allein, Adina. Ich muss über etwas nachdenken. Richte bitte Samuel aus, er möge Ersatz in der Metzgerei organisieren, bis Amina wieder da ist.“

„Hab ich schon“, unterbrach ihn Adina.

„Sehr gut“, lobte Korbinian den Lehrling. „Und mach Dir keine Sorgen, sie wird sicher bald zurückkommen.“ Mit diesen Worten schob er Adina auf den Gang hinaus.

Als die schwere Eichentür ins Schloss gefallen war, stand Adina noch einen Augenblick überrascht davor. So hatte Korbinian sie noch nie rausgeworfen! Naja, er wird schon seinen Grund haben, dachte sie schließlich und ging los, um in der Bäckerei alles für den Tag vorzubereiten. Als sie gemerkt hatte, dass Amina nicht da war, hatte sie natürlich alles stehen und liegen gelassen. Das Frühstück würde noch eine Weile warten müssen.

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Noch vor Sonnenaufgang war Meara aufgestanden. Sie traf die sechs Hexen- und Zauberergesellen aus ihrem Abschlussjahr wie vereinbart im Speisesaal. Alle sieben hatten am gestrigen Tag eilig ihre Besorgungen abgeschlossen, nachdem sie erfahren hatten, dass sie zusammen die Versammlung vorbereiten sollten. Meara hatte Gereon davon überzeugen können, dass sie ihre Kleidung einige Stunden früher brauchte als ursprünglich abgesprochen. Gereon hatte die Hose und das Oberteil selbst bis weit in den Abend hinein fertiggestellt. Als er dann bei Mearas Unterkunft erschien, um die Sachen zu übergeben, ließ er nicht locker, bis Meara sie anprobierte.

Alles saß wie angegossen. Die Hose eng in der Taille, locker über die Oberschenkel fallend und sich nach unten wieder verengend, sodass sie gut mit den Stiefeln abschloss, die Meara sich ausgesucht hatte. Die kurze Jacke war am Hals weit geschnitten, damit der Kragen ihres Hemdes gut zur Geltung kam. Zur Hüfte hin verengte sich der Schnitt, und betonte Mearas ohnehin schon schlanke Figur zusätzlich. An der Vorderseite war anstatt einer Knopfleiste eine Schnürung mit Lederbändern angebracht. Alle Stellen, die für gewöhnlich stark beansprucht waren – Schultern, Ellenbogen, Gesäß und hintere Oberschenkelseite sowie die Knie – waren anstatt aus Leinen aus einem fast naturfarbenen weichen Leder gearbeitet, das sich unauffällig in den Stoff einfügte. Alles in allem: ein Meisterwerk.

Meara war begeistert. Und als Gereon sie im Licht der Öllampe bat, sich einmal um sich selbst zu drehen, lächelte auch er zufrieden. Ohne jeden Zweifel würde Gereon es einmal sehr weit in seinem Handwerksberuf bringen!

Als Meara so gekleidet am Frühstückstisch erschien, verschlug es ihren männlichen Mitgesellen erst einmal die Sprache. Staunend betrachteten sie die Hexe von oben bis unten. „Vielen Dank, Ihr könnt jetzt weiteratmen“, grinste Meara keck und setzte sich.

Dann wurde der Aufbau der Bestuhlung, des Podestes und anderer Kleinigkeiten durchgesprochen. Samuel würde mit ihnen zufrieden sein.

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An einem kleinen Wäldchen mit einer fröhlich sprudelnden Quelle gönnte Amina sich und dem Rappen eine Pause. Sie betrachtete das treue Pferd. Es graste in der Nähe des Baches, Schaumflocken hatten sich auf dem letzten Stück des Weges an seinem Hals gebildet.

In dem Tempo konnte sie nicht weitermachen. Wenn sie nicht den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen wollte, musste sie das Pferd schonen. Also zwang sie sich trotz ihrer Ungeduld zu einer guten halben Stunde Ruhe.

Obwohl sie seit dem letzten Morgen auf den Beinen war, stellte sich keine Müdigkeit ein. Amina war viel zu aufgeregt. Die ganze Zeit kreisten ihre Gedanken um Milan und ob er sich nicht vielleicht doch verletzt haben könnte. In Gedanken schalt sie sich eine dumme Pute, weil sie vergessen hatte, Verbandszeug mitzunehmen. Immerhin wuchsen in der Nähe der Quelle einige nützliche Kräuter, die sie für alle Fälle einsammelte.

Dann nahm sie ihren Trinkschlauch, goss den Inhalt über den Hals des Pferdes und wusch den Schweiß ab. Sie füllte den Schlauch an der Quelle neu und machte mit den Flanken weiter, so lange, bis sie das Gefühl hatte, dass der Rappe wieder einigermaßen erfrischt war. Dann schwang sie sich auf seinen Rücken, tätschelte ihm noch einmal den Hals und setzte ihren Weg nach Nordosten fort.

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Falk stand in Quentins Kammer und lachte. „Was ist, Du Langschläfer? Willst Du den ganzen Tag im Bett verbringen?“ Quentin öffnete verschlafen die Augen. Dann setzte er sich mit einem Ruck und einem schuldbewussten Gesicht auf. „Wie spät ist es? Wie lange habe ich verschlafen?“

„Immer ruhig mit den jungen Pferden!“ Falk lachte immer noch, und langsam wich die Angst von Quentin, er könnte etwas falsch gemacht haben. „Ich hatte gedacht, wir könnten heute mit dem Gespann aufs Land fahren und ein Picknick machen. Aber wenn Du lieber im Bett bleiben willst ...“

Da dämmerte Quentin endlich, dass Sonntag war. Dass sie heute nicht arbeiten mussten. Und dass Falk schon am gestrigen Abend von einer Überraschung gesprochen hatte.

Picknick! Quentin sprang aus dem Bett. „Ich bin sofort unten!“, rief er und griff nach seinen Sachen.

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Milan hatte Rückenschmerzen. Die Nacht über hatte er in einer unbequemen Haltung auf dem kalten Boden der Grube versucht zu schlafen. Dazu kam ein ziehender Schmerz in seinem linken Knöchel. Offensichtlich war sein Sturz in die Wolfsfalle doch nicht ganz ohne Folgen geblieben.

Nach dem Licht, das von oben in sein Gefängnis fiel, konnte er abschätzen, dass es ungefähr Mittag sein musste. Gegessen hatte er schon seit dem vergangenen Abend nichts mehr. Immerhin war noch ein kleiner Schluck Wasser in seinem Schlauch, aber den wollte er sich für später aufheben.

Ob Amina tatsächlich kommen würde? Immer wieder stellte er sich diese Frage, und inzwischen war er sich manchmal nicht ganz sicher, ob er nicht vielleicht beim Sturz mit dem Kopf angeschlagen war und das alles nur geträumt hatte. Er hatte sogar versucht, den Kontakt zu Amina wiederherzustellen, aber außer dass er sich an die seltsame Erfahrung der vergangenen Nacht erinnerte, war dabei nichts herausgekommen.

Aus eigener Kraft konnte er der Falle nicht entkommen, das hatte er bei Tagesanbruch schnell festgestellt. Die Wände waren zu glatt und zu steil, als dass er irgendwo ausreichend Halt gefunden hätte. Er hatte zwar trotzdem versucht, an den Wänden hinaufzuklettern, aber das hatte ihm lediglich einen abgerissenen Fingernagel und mehrere schmerzhafte Landungen auf seinem ohnehin schon verletzten linken Fuß eingebracht. Irgendwann hatte er aufgegeben.

So saß Milan grübelnd und hungrig in der Wolfsfalle und tat das Einzige, was möglich war: Er wartete.

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Alle Bänke und Stühle standen in langen Reihen und bedeckten etwa ein Viertel des sanft abfallenden Hanges, das Podium für Korbinian hatten sie im Uferbereich des Sees auf mehreren Booten vertäut auf dem Wasser platziert. Meara war mächtig stolz auf ihre Arbeit, schließlich waren sie nur zu siebt gewesen!

Das i-Tüpfelchen sollte die Beleuchtung werden. Gemeinsam hatten sie beim Mittagessen darüber beraten, und Sebastian war auf die Idee mit den Fackeln gekommen. Diese sollten zwischen den Bankreihen so aufgestellt werden, dass sie sich strahlenförmig vom Podium durch die Zuhörer ausbreiteten und so ein sehr stimmungsvolles Bild erzeugten.

Meara war schon ganz gespannt, was Samuel dazu sagen würde!

Der 7. Lehrling

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