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ZWEITER TEIL: Die drei Speichen

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Im Morgengrauen verließen bunt gemischte Gruppen von Zauberern, Hexen, Gesellen und Lehrlingen in drei Richtungen das Dorf. Die mit den weitesten Wegen zu Pferd, die anderen zu Fuß. Alle mit vollen Rucksäcken bepackt und eine entschlossene Miene aufgesetzt.

Samuel überprüfte noch einmal jede einzelne Karte, Korbinian verabschiedete jeden persönlich und wünschte ihnen eine erfolgreiche Reise.

Die Suche hatte begonnen.

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Die Arbeit ging Quentin gut von der Hand. Nebenbei dachte er immer wieder ein bisschen an das gestrige Picknick. Es war ein großer Spaß gewesen! Sie waren nach Nordwesten gefahren, bis sie am Ufer eines großen Sees angekommen waren.

Dort hatte Falk aus einem Versteck ein kleines Boot gezogen, und mit Angeln ausgestattet waren er und Quentin auf den See hinaus gerudert. Finja richtete in der Zwischenzeit den Picknickplatz und schwamm, als sie fertig war, ein wenig im See umher.

Nach etwa einer Stunde, die Falk und Quentin überwiegend schweigend auf dem See verbracht hatten, um die Fische nicht zu verschrecken, kamen sie mit reicher Beute zum Ufer zurück. Falk zeigte Quentin, wie man einen Fisch richtig säubert und welche Kräuter man hineintun muss, um einen leckeren Geschmack zu bekommen. Das war schon etwas anderes als der Karpfen im Lehmmantel, den Quentin auf seinem Weg nach Balsberg zubereitet hatte!

Dann hatten sie zu dritt am Feuer gesessen, den Fischen beim Grillen zugeschaut und sich über allerlei unterhalten. Später waren sie alle noch einmal schwimmen gegangen. Als der Abend nahte, fuhren sie zurück nach Balsberg.

Zufrieden war Quentin ins Bett gefallen und träumte von einem Leben, das aus nichts anderem bestand als Fische zu fangen, zu grillen und faul am Ufer eines Sees zu liegen.

Nun war seine zweite Woche als Müllerlehrling angebrochen. Quentin hatte richtig Spaß an der Arbeit und strengte sich an, um seinen Meister nicht zu enttäuschen. Eines Tages würde er ein guter Geselle sein!

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Etwa in der Mitte des Vormittages erreichten Milan und Amina das Dorf. Sie hatten beide das gleiche Ziel: Korbinians Kontor. Milan, um sich verspätet zur Suche zu melden, Amina, um sich außerdem für ihr Ausreißen zu entschuldigen. In seinem Kontor trafen sie Korbinian allerdings nicht an. Sie fragten eine Hexe, die gerade vorbeikam, ob sie wisse, wo Korbinian sein könnte.

„Im Convenium wahrscheinlich. Dort sind alle, die gerade nichts Besseres zu tun haben“, antwortete sie und ging weiter.

Leise zog Amina die Tür zum großen Versammlungssaal auf. Im Convenium saßen sicherlich zwanzig bis fünfundzwanzig Magier und Lehrlinge um den Tisch herum und betrachteten sich leise unterhaltend die große Karte an der Wand. Dort breiteten sich kleine rote Punkte in drei Richtungen aus.

Korbinian stand mit dem Rücken zur Tür. Die beiden Ankömmlinge näherten sich leise, Amina mit zu Boden gesenktem Blick. Sie hüstelte verlegen. „Korbinian, ich ... ich wollte ...“ Mit ernster Miene drehte sich das Oberhaupt der Magier um und sah Amina an.

„Was wolltest Du, Amina? Mir zusätzliche Arbeit verschaffen, indem Du einfach so losrennst und keinem Bescheid gibst? Ich musste Deine Position in der Suchkette durch jemand anderen ersetzen. Das war nicht so leicht, denn die Verteilung war bereits abgeschlossen. Oder hast Du ernsthaft geglaubt, Du könntest bis zum Beginn der Suche wieder zurück sein?“

„Ich war in eine Falle gestürzt, und wenn Amina nicht gekommen wäre ...“, schaltete sich Milan dazwischen.

Korbinian brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen. „Es ehrt Dich, dass Du Amina zur Seite springen willst, Milan. Aber ist es nicht so, dass auch jeder andere Lehrling, zum Beispiel einer, den wir nicht so dringend für die Suche gebraucht hätten, Dir ebenso gut hätte helfen können? Doch zunächst: Herzlich willkommen. Ich sehe Dir an, dass Dein Weg hart und gefährlich war. Umso schöner, dass Du es geschafft hast. Du wirst ein paar Tage zur Erholung haben, bis auch Du zur Suche aufbrechen wirst. Ich habe einige Positionen freigelassen, um sie mit den Nachzüglern zu besetzen. Außer Dir fehlen noch ein knappes Dutzend andere. Geh jetzt bitte zur Heilerin und lass Deine Wunden versorgen. Wir sehen uns beim Abendessen, dann werde ich mit Dir Deinen Auftrag besprechen.“

Als Milan sich zum Gehen umwandte, drückte er im Vorbeigehen kurz und unauffällig Aminas Hand und versuchte, ihr so ein wenig Mut zu geben.

Korbinian wandte sich wieder an das verlegene Mädchen. „Komm, Amina, begleite mich auf einen Spaziergang. Ich habe etwas mit Dir zu besprechen.“ Er schmunzelte heimlich in sich hinein. Ihm war die flüchtige Berührung nicht entgangen.

Der 7. Lehrling

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