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Kläffende Hunde und bodenlose Tiefen

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Für Quentin begann der Morgen mit einem leckeren Frühstück, das Finja, die Müllersfrau, zubereitet hatte. Dann ging es nach nebenan in die Mühle. Falk, der Müller, war schon dort und legte gerade den Hebel um, der das Wasserrad über Nacht festgehalten hatte. Langsam fing die Welle an sich zu drehen, und die Mühlsteine begannen mit ihrem immer gleichen Lied.

Quentin wusste noch von zuhause ganz genau, was jetzt zu tun war. Er schnappte sich einen Handfeger und fing an, die Mühlsteine akribisch zu reinigen. Dies musste jeden Morgen getan werden, damit nicht Mäusedreck und anderer Staub in das frische Mehl gelangten.

Falk nickte Quentin anerkennend zu. Für ausgedehnte Unterhaltungen war es einfach zu laut in der Mühle. Quentin errötete verlegen grinsend und fegte noch emsiger auf den Steinen herum.

Nachdem die Steine gereinigt waren, mussten die ersten Kornsäcke auf die Bühne gebracht werden. Quentin suchte nach einem Seil und fand es in der Nähe der Mühlsteine von der Decke hängend. Aber als Quentin das Seil nahm und zu den Kornsäcken ging, war irgendetwas anders als bei seinem Vater zuhause: Das Seil schien ihm zu folgen.

Quentins irritierter Blick glitt an dem Seil nach oben. Ein Flaschenzug hing unter der Decke, genau wie bei seinem Vater. Dieser Flaschenzug hier war allerdings mit einer Rolle an einer Metallschiene angebracht, damit man eine angehobene Last auch hin- und herschieben konnte.

Falk sah Quentins erstaunten Blick und rief: „Das ist meine Idee gewesen! Ich dachte mir eines Tages, warum soll man sich ständig alles auf den Buckel laden, wenn’s auch einfacher geht! Da habe ich einfach dem Schmied gesagt, er soll unter der Decke eine Schiene vom Eingang bis zu den Mühlsteinen machen. Das war schon alles!“

Wahnsinn! Das ging alles viel leichter als zuhause! Quentin nahm sich vor, seinem Vater von dieser Mechanik zu erzählen, wenn er einmal wieder daheim sein würde. Aber das lag sicher sehr, sehr weit in der Zukunft…

Falk scheuchte ihn aus seinen Gedanken auf: „He, Quentin, das Korn kommt nicht von allein hier hoch! Zeit zum Träumen hast Du heute Nacht ausreichend gehabt!“

Hastig knotete Quentin das Seil um den ersten Sack und beeilte sich, ihn in Richtung der Bühne zu transportieren. Falk hatte recht: Er war zum arbeiten hier. Und er wollte seine Arbeit gut machen!

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Milan war zufrieden. Er war wirklich gut vorangekommen. So gut, dass er an einem wilden Mirabellenbaum erst einmal anhielt und einige Zeit darauf verwandte, den Baum von der Last seiner reifen Früchten zu befreien – und sich diese in den Rucksack zu stopfen.

Im ersten Morgengrauen war er erwacht und hatte sich gleich auf den Weg gemacht. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weiterging, konnte er tatsächlich einen Tag früher in Filitosa sein. Das wäre nicht schlecht, denn dann könnte er auch einmal wieder bei Amina vorbeischauen. Bestimmt war sie inzwischen Leiterin der Metzgerei, so fleißig, wie sie immer war.

Milan machte sich kauend wieder auf den Weg. Und er schritt noch ein wenig schneller aus als vorher – der Gedanke an Amina hatte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend verursacht und beflügelte seine Füße.

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Der Torfstecher war ein netter Mann. Er hatte Meara zum Frühstück noch einen Tee angeboten, den sie dankend angenommen hatte. Der Mann hatte so viel gekocht, dass sie sogar noch ihre Trinkflasche füllen konnte. Dann war sie nach einem kurzen Gespräch und einem herzlichen „Lebewohl“ wieder losmarschiert. Der Torfstecher hatte sein Werkzeug geschultert und war mit seinem Maultier ins Moor aufgebrochen.

Meara kam heute gut voran. Es war ihr am Vormittag kein Hindernis mehr in die Quere gekommen, und sie hoffte, dass das auch so bleiben würde. Sie beeilte sich, weil sie bis zum Abend die eine oder andere Meile wieder aufholen wollte.

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Quentin saß vor der Mühle. Nach einem arbeitsreichen Vormittag hatte Finja das Mittagessen aufgetragen. Jetzt war Pause.

Am Nachmittag sollte ein Kunde kommen, daher hatten sie in den letzten Stunden ohne Pause durcharbeiten müssen. Die drei Säcke Mehl standen sauber nebeneinander aufgereiht an der Tür.

Lauter werdendes Pferdegetrappel weckte Quentin aus seinem leichten Schlummer. Er blinzelte in die Richtung, aus der sich die Geräusche näherten, und sah einen Einspänner die Straße heraufkommen. Auf dem Kutschbock saß ein untersetzter Mann mit weißer Kleidung. Das musste der Kunde sein, ein Bäcker aus der Stadt. Quentin stand auf, um den Meister zu holen.

Ein paar Minuten später war das Fuhrwerk da. Der Bäcker sprang erstaunlich behände von seinem hohen Sitz herunter und wurde von Falk freundlich begrüßt. Auch Finja war aus dem Haus gekommen. Der Bäcker machte eine kleine Verbeugung vor ihr, woraufhin Finja lachend errötete und sich dann Quentin zuwandte: „Quentin, Du kannst das Gespann rückwärts in die Mühle dirigieren und dann das Mehl aufladen! Und Ihr, Meister Charmeur“, wandte sie sich an den Bäcker, „kommt herein und trinkt eine Kleinigkeit mit uns!“

Quentin ging zu dem Zugpferd und streichelte ihm über die Nüstern. Das Pferd stupste mit seinem Kopf an Quentins Brust und ließ sich willig streicheln. Seltsam, Tiere hatten immer sofort Vertrauen zu ihm. Aber besser so als andersherum, dachte sich Quentin und schickte sich an, das Gespann zur Tür zu bugsieren.

Als die Mitte des Wagens unter dem Ende der Laufschiene angekommen war, hielt er und kurbelte die Bremse fest. Dann hängte er dem Pferd einen Hafersack über den Kopf, damit es fressen konnte, während er den Wagen belud.

Es war eine echte Knochenarbeit. Wer schon dachte, dass ein Sack Getreide schwer war, der sollte sich mal an einem Sack Mehl versuchen! Quentin schwitzte und ächzte. Nach einer Weile war es geschafft, und Quentin genehmigte sich einen großen Schluck Wasser.

Er nahm dem Pferd den Hafersack ab und führte das Gespann in den Schatten. Dann ging er ins Haus, um Bescheid zu geben, dass die Arbeit erledigt sei.

Gemeinsam kamen alle wieder heraus. Der Bäcker verabschiedete sich von den Müllersleuten und bestieg seinen Kutschbock. Er winkte Quentin zu sich und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand. „Kleines Trinkgeld für die Schufterei. Aber nicht gleich in die Schänke bringen“, grinste er ihm breit zu. Quentin bedankte sich artig und trat von dem Wagen zurück.

Plötzlich ertönte wütendes Hundegebell aus einer Seitengasse. Um die Ecke kamen zwei Hunde geschossen, einer davon mit eingezogenem Schwanz offensichtlich auf der Flucht, der andere mit hochgezogenen Lefzen laut kläffend hinterher. Sie achteten bei ihrer Jagd auf nichts und niemanden und rasten mit Höchstgeschwindigkeit dicht am Pferdegespann vorbei. Das war dem gemütlichen Zugpferd dann doch zu viel! Es stieg auf die Hinterhand und wieherte verängstigt.

Finja hatte vorn am Zaumzeug gestanden und das Pferd gehalten, während der Bäcker aufgestiegen war. Jetzt hatte das Pferd sie umgeworfen. Finja lag auf dem Rücken halb unter dem Tier, das vor Angst und Schrecken wild um sich schlug, und hielt sich die Arme schützend vors Gesicht.

Der Bäcker hielt die Zügel so fest, wie er nur konnte. Zum Glück war die Bremse noch angezogen, sonst wäre das Pferd mitsamt Wagen und Ladung durchgegangen und hätte Finja am Ende noch überrollt.

Quentin sprang herbei. Er griff der völlig verängstigten Finja unter die Achseln und zog sie aus der Gefahrenzone. Dann lief er zum Pferd zurück und sprach beruhigend auf das Tier ein. Seine Stimme brachte das Pferd langsam wieder zur Vernunft. Zitternd rieb das Tier schließlich seinen Kopf an Quentins Schulter.

Falk war zu Finja gerannt, nachdem Quentin sie unter dem Pferd weggezogen hatte, und neben ihr niedergekniet. Von dort aus hatte er der Situation ungläubig zugeschaut. „Wie hast Du das gemacht, Quentin?“, fragte er den Jungen. Quentin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, aber ich hatte noch nie Probleme mit Tieren“, antwortete er. Falk schüttelte den Kopf. „Es ist schon merkwürdig. Cedrik, mein letzter zweiter Geselle konnte auch so gut mit Tieren umgehen. Ihr beide müsst aus dem gleichen Holz geschnitzt sein!“

Wenn Falk gewusst hätte …

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Milans Weg war immer ungemütlicher geworden. Am Vormittag war das Gelände nur bewaldet und hügelig gewesen, aber jetzt lag eine richtige Bergkette vor ihm. Zu dumm, dass er querfeldein gewandert war! Jetzt sah er nirgendwo einen Weg oder eine Straße, die ihn zu einem Pass geführt hätten.

Das würde kein Zuckerschlecken werden, so viel war sicher. Er schätzte, dass es noch etwa vier Stunden bis zum Bergkamm waren – wenn alles gut lief. Allerdings würde es nach weiteren zwei Stunden anfangen zu dämmern. Hoffentlich war er bis dahin auf der anderen Seite wieder herabgestiegen. Ansonsten würde es bestimmt eine ziemlich kalte Nacht werden.

Milan zog die Trageriemen seines Rucksacks ein wenig fester und machte sich an den Aufstieg. Das Gelände vor ihm war schwierig: Überall lagen mannshohe Felsblöcke, die ihm die Sicht versperrten, dazwischen tückisches Geröll. Mehrmals rutschte er zwischen den losen Steinen aus. Dabei hatte sich bereits die ersten blauen Flecken eingefangen und die Hände aufgeschürft.

Milan zwang sich zur Besonnenheit. Er durfte nicht riskieren, sich ernsthaft zu verletzen, nur weil er zu ungeduldig war! Es gibt immer mehrere Wege, über einen Berg hinüberzukommen, er hatte nur offensichtlich das Pech, nicht gerade die komfortabelste Möglichkeit erwischt zu haben.

Langsamer als bisher setzte er seinen Aufstieg fort. Mittlerweile hatte er schon eine beachtliche Höhe erreicht, aber der Bergkamm war immer noch weit entfernt. Die Sonne hatte schon die Hälfte ihrer Strecke vom Mittag zur Abenddämmerung zurückgelegt, aber Milan ließ sich nicht entmutigen. Mit eisernem Willen erklomm er Felsvorsprünge, überwand Geröllfelder, sprang über eiskalte Gebirgsbäche und kämpfte sich so Stück für Stück den Berg hinauf.

Endlich war Milan oben angekommen. Aber das, was er jetzt sah, beseitigte seine Euphorie mit einem Schlag. Vor ihm breitete sich von Horizont zu Horizont eine Hochebene aus. Und mitten durch dieses Plateau zog sich von links nach rechts und damit genau durch seinen Weg eine breite Schlucht.

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Falk hatte Finjas Knöchel schon den ganzen Nachmittag mit feuchten Tüchern gekühlt. Nachdem der erste Schreck vorbei gewesen war, hatte Finja festgestellt, dass das Pferd ihr ordentlich ans Bein getreten hatte, als sie darunter lag. Der Knöchel war zwar nicht gebrochen, aber die Prellung so schmerzhaft, dass sie kaum auftreten konnte.

In der Zwischenzeit war der erste Geselle mit einem kleinen Fuhrwerk angekommen. Er hieß Medard und war schon einige Jahre bei Falk. Medard war ein wortkarger, fast schon griesgrämiger Zeitgenosse, aber Falk schien seine Arbeit zu schätzen. Außer einem kurzen „Hallo!“ und einem knappen Bericht über seine Reise hatte Medard bisher kein Wort herausgebracht. Falk hatte ihn mit Mehl in ein Dorf geschickt, das zwei Tagesreisen mit dem Gespann entfernt war. Nun war Medard wieder zurückgekehrt.

Stumm übernahm er die Arbeit des Müllers, der sich im Moment um seine Frau kümmerte. Quentin ging ihm dabei zur Hand. Er hatte zweimal versucht, mit Medard ins Gespräch zu kommen, aber der hatte einfach nicht geantwortet. Auch gut, dachte Quentin bei sich, dann eben nicht.

Sie arbeiteten auch ohne Worte recht gut zusammen. Quentin wusste ja von zuhause alle Arbeitsschritte ganz genau und konnte sich so immer vorstellen, was Medard als Nächstes tun oder brauchen würde. Falk hatte ein paar Mal in die Mühle hineingeschaut, aber als er sah, dass die beiden alles richtig machten, war er schnell wieder verschwunden.

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Enttäuscht setzte sich Milan an den Rand des Abgrundes und dachte nach. Die Schlucht war viel zu breit, um hinüberzuspringen. Die Wände waren zu steil und zu tief, um ohne Seil hinab- und wieder hinaufzuklettern. Ein Ende der Schlucht war in beiden Richtungen nicht zu erkennen. Wie sollte er es nur rechtzeitig nach Filitosa schaffen?

Dem Stand der Sonne nach zu urteilen würde es in zwei Stunden dunkel sein. Ein heftiger Wind pfiff über die kahle Hochfläche und ließ Milan frösteln. Auch das noch! Nicht nur, dass er keine Idee hatte, wie er über die Schlucht kommen sollte, jetzt stand ihm auch noch eine eisige Nacht bevor!

Wütend sprang er auf, nahm einen Stein und warf ihn mit aller Kraft. Den Aufprall des Steins sah er allerdings nicht, denn sein Blick war beim Werfen zufällig an einer entfernten Stelle der Schlucht hängen geblieben. Und dort sah Milan etwas, das ihm den Glauben an eine rechtzeitige Ankunft in Filitosa wiedergab: Eine Seilbrücke spannte sich etwa eine Meile rechts von ihm über den Abgrund!

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Nach dem Abendessen sagte Falk zu Quentin, dass er zu seiner Arbeit als Müllerlehrling vorübergehend noch eine andere Aufgabe übernehmen müsse. „Durch den geschwollenen Knöchel kann Finja im Moment keine Besorgungen in der Stadt machen. Und daher“, sagte Falk, „musst Du Finja so lange helfen, bis sie wieder richtig laufen kann!“

Quentin glaubte, er traue seinen Ohren nicht: Besorgungen in der Stadt machen! Da konnte er sich alles anschauen! Ein riesiger Markt, vielleicht sogar ein Wanderzirkus, Gaukler, Feuerspucker! Jetzt dachte er ernsthaft, er würde das alles nur träumen und morgen früh von seiner Mutter geweckt werden. Erst als er sich so heftig in die Wange kniff, dass ihm die Tränen in die Augen schossen, wusste er, dass alles real war.

Falks Bemerkung brachte ihn schnell in die Wirklichkeit zurück: „Aber glaub nicht, dass Du den ganzen Tag durch die Stadt bummeln kannst. In der Mühle gibt es mehr als genug zu tun!“ „Natürlich, Meister“, antwortete Quentin brav. Er würde sicher nicht seine neue Arbeit durch Dummheiten gefährden.

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Völlig außer Atem kam Milan oberhalb der Seilbrücke an. Etwa fünf Meter unter ihm ragte ein natürliches Podest aus der Wand. Auf der anderen Seite der Schlucht sah er einen ähnlichen Vorsprung. Die Brücke bestand aus vier Seilen, die zwischen den Podesten paarweise übereinander über den Abgrund gespannt waren. Zwischen den unteren zwei Seilen waren Hölzer quer befestigt. Die oberen beiden Seile dienten scheinbar zum Festhalten.

Milan ließ seinen Blick über die Brücke schweifen. In unregelmäßigen Abständen fehlten einige Querhölzer. Sicher war die Brücke schon sehr alt. Darauf deutete auch die verwitterte, in den Stein gehauene Treppe hin, die sich zu seinen Füßen zum Podest hinunterschlängelte.

Einen kurzen Moment zweifelte Milan, ob er sein Leben dieser alten Konstruktion anvertrauen sollte. Alternativen gab es allerdings auch nicht – jedenfalls keine, die ihm ein rechtzeitiges Eintreffen in Filitosa ermöglicht hätten.

Also ergab sich Milan in sein Schicksal und stieg die Stufen zur Brücke hinunter.

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Meara fiel auf den Laubhaufen, den sie sich unter einer mächtigen Blutbuche zusammengerafft hatte. Ihre Beine schmerzten, ihre Füße brannten wie Feuer. Stöhnend zog sie ihre Schuhe aus. Zum Glück hatte sie sich keine Blase gelaufen! Sie hielt die geröteten Füße in den kleinen Bach, der an ihrem Lager vorbeifloss, und seufzte erleichtert.

Sie lauschte in den Wald hinein. Die Vögel sangen noch einmal in den Strahlen der untergehenden Sonne, bevor auch sie sich zur Ruhe begaben.

Meara hatte ein gutes Stück geschafft. Sicher hatte sie ein Teil des verlorenen Weges vom letzten Tag wieder aufgeholt. Sie nahm ihre Füße aus dem Bach und trocknete sie ordentlich ab. Dann suchte sie sich trockenes Holz zusammen und machte ein Feuer. Verträumt sah sie dem Sonnenuntergang zu, während sie einen süßen reifen Apfel kaute, den sie unterwegs gepflückt hatte.

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Träge schaukelte die Brücke im Wind hin und her. Die Seile ächzten und knirschten bei jeder Bewegung. Milan zögerte. Was, wenn die Brücke nicht hielt? Es sah aus, als hätte seit Generationen niemand mehr einen Fuß auf diese Hölzer gesetzt.

Aber vom Warten wurde es nicht besser. Wenn er die Entscheidung noch bis zum nächsten Morgen verschob, würde er sicher niemals über dieses Überbleibsel einer Brücke gehen. Also los!

Vorsichtig setzte Milan den Fuß auf das erste Querholz. Beide Hände hatte er fest um die oberen Seile gelegt. Wenn er jetzt den rechten Fuß anhob, dann befand er sich endgültig über der tiefen Schlucht. Alles Weitere würde davon abhängen, ob das Glück auf seiner Seite war.

Langsam verlagerte Milan sein Gewicht auf den linken Fuß. Das Holz quittierte die ungewohnte Belastung mit einem lauten Ächzen. Aber es hielt.

Milan nahm den rechten Fuß vom sicheren Podest und trat über den Abgrund hinaus. Sein Herz schlug wie wild. Nur nicht die Nerven verlieren! Schritt für Schritt ging er auf die andere Seite zu. Die Seile hingen unter Milans Gewicht tief durch.

Etwa zehn Querhölzer lagen hinter ihm, als die erste Lücke kam. Jetzt musste Milan einen großen Schritt machen. Langsam ging er in die Hocke und verlagerte sein Gewicht auf das rechte Bein. Das Holz knackte bedenklich. Milan streckte vorsichtig das linke Bein aus und stellte es auf das nächste Querholz. Als er einigermaßen Halt gefunden hatte, schob er sich Zentimeter für Zentimeter über die Lücke.

Krach! In einer Wolke gab die wurmstichige Strebe unter seinem hinteren Fuß nach und zerfiel in Splitter und Staub. Milans Hände krallten sich wie Schraubstöcke um die oberen Seile. Nur seine Geistesgegenwart rettete ihn vor dem Sturz in den Abgrund. Zum Glück hatte das vordere Querholz gehalten, auf dem sein linker Fuß stand!

Zitternd setzte Milan seinen rechten Fuß auf das Tragseil und richtete sich langsam wieder auf. Er musste die Technik ändern. Dem brüchigen Holz wollte er keinen weiteren Schritt anvertrauen. Ab jetzt würde er nur noch die Seile benutzen und ganz auf die Querhölzer verzichten. Vorsichtig ging er weiter.

Je weiter Milan vorwärtskam, umso mehr wich seine Unsicherheit der Gewissheit, dass er es schaffen würde. Jetzt war er fast bei der Hälfte der Brücke angekommen und blickte zurück. Wenn er auf der anderen Seite war, hatte er noch genug Licht, um vielleicht eine knappe Stunde zu marschieren. Er würde es rechtzeitig nach Filitosa schaffen!

Mit einem Knall wie von einer Peitsche riss unter seinem Fuß das morsche rechte Tragseil und löste eine Kettenreaktion aus. Die anderen Seile waren genauso alt und brüchig und konnten der plötzlichen Belastung nicht mehr standhalten. Innerhalb eines Sekundenbruchteils rissen auch das linke und das rechte obere Seil und schließlich das linke Tragseil. In den roten Strahlen der untergehenden Sonne stürzte Milan schreiend mit den Resten der Brücke in die Tiefe.

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Aminas Kopf ruckte hoch. Was war das gewesen? War jemand hereingekommen? Schnell warf sie einen Blick um sich, aber in dem kleinen Kontor, in dem sie über den Papieren der Metzgerei saß, war sonst niemand. Heruntergefallen war auch nichts.

Merkwürdigerweise schoss ihr immer wieder das Bild von Milan durch den Kopf. War er etwa schon da? Sie lief zur Tür und schaute hinaus. Nichts. Aber das merkwürdige Gefühl, das von ihr Besitz ergriffen hatte, blieb. Verstört ging sie zu dem kleinen Herd im Aufenthaltsraum und setzte den Kessel auf. Ein Tee würde bestimmt gegen die komischen Gedanken helfen.

Während Amina darauf wartete, dass das Wasser kochte, flackerten ihr immer wieder Bilder von Milan durch den Kopf. Dazwischen mischten sich vage Andeutungen von Schrecken und Schmerz. Aber es gab nichts Konkretes, nichts Greifbares. Dann fingen die Bilder langsam an zu verblassen. Schließlich war es vorbei.

Amina wusste nicht, wie sie dieses Erlebnis bewerten sollte. Hatte sie das gehabt, was die älteren Magier ganz schlicht „Ahnung“ nannten? War Milan etwas passiert? War er verletzt oder in Gefahr? Amina war schon auf dem Weg zur Tür, um Adina alles zu berichten, aber dann blieb sie stehen. Was, wenn sie sich das alles nur einbildete? Sie konnte jetzt schon sehen, wie Adina sich vor Lachen den Bauch hielt. Vielleicht ging ja wirklich nur ihre Fantasie mit ihr durch …

Als das Wasser kochte, goss Amina es in die Teekanne. Sie schüttelte noch einmal den Kopf, ging zurück zu den Listen und machte sich wieder an die Arbeit. Richtig konzentrieren konnte sie sich allerdings nicht mehr.

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Sie waren noch einmal in die Mühle gegangen. Der Flaschenzug hatte sich am Nachmittag auf der Schiene verhakt und ging weder vorwärts noch zurück. Falk rieb sich das Kinn. „Irgendjemand muss da rauf, so viel ist klar. Und“, sagte er zu Quentin gewandt, „was glaubst Du wohl, wer das sein wird?“

Quentin verdrehte die Augen. „Bitte Meister, muss das sein? Mir wird so weit oben immer schwindelig. Kann das nicht Medard übernehmen?“

Medard saß auf einem Getreidesack und grinste Quentin an. „Nö, kann ich nicht. Erstens bin ich zu schwer für das dünne Holz, und zweitens ist es ein größerer Schaden für den Meister, wenn ich runterfalle, als wenn Du das Vögelchen machst.“ Er grinste noch breiter. „Also zier Dich nicht, zeig mal, was in Dir steckt, tapferer Müllerssohn!“

Falk sah zu Medard hinüber. „Nun lass mal gut sein, Medard. Quentin wird das schon machen.“ Und zu Quentin gewandt fuhr er fort: „Ich habe die lange Leiter an die Baustelle nebenan ausgeliehen, da ist jetzt aber keiner mehr. Also müssen wir uns selbst behelfen. Und da bleibt leider nur der Weg an der Wand hinauf und dann in der Schräge hinüber zur Schiene. Medard und ich werden hier unten aufpassen und Dich auffangen, falls Du abstürzt. Aber das glaube ich nicht. Du bist doch ein gelenkiger und kräftiger Kerl!“ Aufmunternd klopfte er Quentin auf die Schulter. „Na dann mal los!“

Zweifelnd blickte Quentin an der Wand hinauf und die Schräge entlang zur Laufschiene. Die Wand würde wohl kein Problem sein, schließlich war er schon auf unzählige Bäume geklettert. Aber die Schräge! Nicht nur, dass er nicht einfach gerade hinüber, sondern gleichzeitig auch noch weiter ins Dach hinauf klettern musste, um zur Schiene zu gelangen – er musste diese Strecke auch noch allein mit den Händen bewältigen! Seine Füße würden die ganze Zeit nutzlos unter ihm in der Luft baumeln, während sein ganzes Gewicht an seinen Händen hing. Quentin sprach sich selbst noch einmal Mut zu, holte tief Luft und machte sich dann an den Aufstieg.

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Er hatte sich geirrt, sogar das erste Stück war schon schwierig. Die Bretter waren im unteren Teil gut verfugt, damit es in der Mühle keinen Durchzug gab. Immerhin hatte Quentin noch einen Pfosten zu seiner Rechten, an dem er sich zusätzlichen Halt suchen konnte. Aber nach jedem Griff musste er wieder Vorsprünge oder Astlöcher suchen, die ihm den weiteren Weg ermöglichten. Stück für Stück arbeitete Quentin sich hinauf. Seine Arme fingen bereits an zu schmerzen, dabei war er noch nicht einmal am Ende der senkrechten Wand angekommen.

Dann endlich hatte er die erste Pfette erreicht. Ächzend zog er sich nach oben und schwang die Beine auf den stabilen Längsbalken. Jetzt lag er lang ausgestreckt in dem schmalen Winkel zwischen Pfette und Dach. Staub kitzelte in seiner Nase. Von unten kam Applaus. „Gut gemacht, Kleiner! Wenn Du den Rest der Strecke in der gleichen Geschwindigkeit schaffst, solltest Du ernsthaft überlegen, ob Du nicht lieber als Affe zum Zirkus gehen willst“, spottete Medard herauf. Quentin war jetzt schon mehr als dreimal so hoch, wie Medard groß war. Aber bis zur Schiene war es noch sehr weit.

„Ruh Dich erst einmal ein bisschen aus, schüttele die Hände und Arme, dann kann das Blut besser zirkulieren!“ Falk schaute ruhig und zuversichtlich zu ihm hinauf. Das machte wieder ein wenig Mut. Quentin befolgte den Rat des Müllers und bewegte die Hände und Arme, um sich etwas zu entspannen. Tatsächlich spürte er schnell, wie sich die verkrampften Muskeln wieder lösten.

Hier oben fingen die Sparren an, die das Dach trugen. Die Bretter der Wandseite wurden von Latten abgelöst, auf der Außenseite der Lattung lagen die Dachziegel. Quentin musste sich jetzt an den Latten nach oben ziehen und alle paar Handgriffe um einen Dachsparren herumgreifen.

Er atmete noch einmal tief durch. Dann suchte er mit den Augen nach der ersten günstigen Latte und zog sich hoch. Er hatte sich überlegt, pro Sparren immer drei Latten aufwärts zu klettern. Dann würde er ungefähr in gerader Linie auf sein Ziel zusteuern und brauchte sich nicht immer neu zu orientieren.

Die ersten Sparren hatte er noch recht zügig überwunden. Aber Quentin merkte sehr schnell, dass er nur mit eisernem Willen sein Ziel erreichen würde. Der untere Abschnitt hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er gedacht hatte.

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Bei jedem Griff, mit jedem Hochziehen wurde er schwächer. Seine Seiten glühten, seine Arme brannten. Sein ganzer Körper war schweißgebadet. Manchmal lief ihm ein Tropfen in die Augen und entfachte dort ein zusätzliches, salziges Feuer.

Die Hände konnten irgendwann vor Schmerz kaum noch greifen. Trotzdem schlossen sie sich die Finger wie mechanisch immer wieder um das nächste Holz. Bis nach oben war es immer noch ein gutes Stück, aber er konnte sein Ziel schon erkennen. Nur nicht nachlassen! Weiter! Weiter!

Eine Pause konnte er sich nicht leisten, das wusste er genau. Wenn er auch nur eine einzige Sekunde zögerte, würde sein ausgebrannter Körper seinem Willen nicht weiter gehorchen. Die unweigerliche Folge wäre ein Absturz in die gähnende Tiefe, aus der er sich bis hierher hochgekämpft hatte. Und wenn er aus dieser Höhe fiel, dann würde er sich beim Aufprall garantiert jeden einzelnen Knochen im Leib brechen.

Jetzt konnte er das letzte Querholz deutlich sehen.

Nur noch wenige Griffe.

Ein letztes Mal noch den ganzen Willen aufbringen.

Der ganze Körper ein einziger brennender Schmerz.

Die Hände nicht mehr spüren, nur noch sehen, wie sie trotz allem immer noch funktionieren.

Dann war er oben. Mit einer letzten Anstrengung zog er sich über die Kante. Anschließend lag er minutenlang regungslos mit dem Gesicht im Staub. Sein ganzer Körper zitterte von der fast übermenschlichen Anstrengung.

Seine Hände kamen nach vorn auf Höhe der Schultern. Die Arme drückten zitternd den Oberkörper hoch, dann zog er erst das eine, dann das andere Knie an und setzte sich auf seine Fersen. Vorsichtig und immer noch heftig zitternd brachte er einen Fuß nach vorn und ging in die Hocke. Endlich richtete er sich mit einem gequälten Stöhnen auf.

Mit einem langen Jubelschrei, in dem all der Schmerz und alle überstandene Anstrengung vereint waren, schleuderte Milan seinen Triumph über den Abgrund hinweg den letzten Strahlen der untergehenden Sonne entgegen.

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Das merkwürdige Gefühl war noch einmal wiedergekommen. Wieder war es verbunden mit Bildern von Milan. Aber dieses Mal kündete das Gefühl von unendlicher Anstrengung, Erschöpfung und schließlich von Sieg.

Amina konnte nicht dagegen ankämpfen. Zu intensiv waren die Wogen von Gefühlen, die ihren Geist durchfluteten. Die Feder, mit der sie geschrieben hatte, lag neben der angefangenen Liste, ein Tintentropfen fiel auf das Blatt Papier. Unbeweglich starrte Amina auf einen Punkt, der weit außerhalb ihres kleinen Kontors liegen musste.

Am Schluss, als die Bilder wieder verblassten, war ihr Gesicht nass von Tränen. Nun war sie sich sicher: Sie hatte eine Ahnung gehabt. Milan hatte etwas Schreckliches erlebt, war dem Tode nahe gewesen, aber schließlich hatte er die Gefahr überwunden.

Mit aller Kraft sandte sie Milan einen Gedanken. In diesem Gedanken schickte sie ihre Erleichterung und ihre Hoffnung auf Milans baldige Ankunft durch die hereinbrechende Nacht.

Dann machte sie sich zu Adina auf den Weg. Das musste sie ihr erzählen!

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Es war doch leichter gewesen, als Quentin gedacht hatte. Die Latten lagen in einer günstigen Griffweite, und so konnte er recht schnell bis zur Schiene emporklettern. Natürlich war es anstrengend gewesen. Aber der Weg nach unten ging ja am Seil hinab.

Der Flaschenzug hatte sich nur neben die Schiene gesetzt. Quentin hatte ihn mit einem kräftigen Ruck wieder in der Spur und turnte anschließend am Seil nach unten, wo Falk ihm anerkennend auf die Schulter klopfte. Sogar Medard, der ihn sonst immer nur ärgerte, kamen ein paar lobende Worte über die Lippen.

Als alles für den nächsten Tag gerichtet war, löschten sie das Licht in der Mühle und gingen wieder zum Wohnhaus hinüber.

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Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne weckten Milan. Er zitterte vor Kälte und stöhnte vor Schmerzen, als er sich aufrichtete. Der letzte Abend schoss noch einmal in schrecklichen Bildern durch seinen Kopf. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein Gedanke an Amina gewesen; ihr hübsches Gesicht schien glücklich, aber trotzdem auch irgendwie so, als ob sie geweint hätte. An etwas anderes konnte er sich nicht erinnern. Er war offensichtlich keine drei Schritte vom Abgrund erschöpft zusammengebrochen und eingeschlafen.

Besorgt tastete Milan seinen Körper nach Brüchen ab. Zum Glück war alles mehr oder weniger heil geblieben. Ein paar tiefe Schrammen und viele schmerzhafte Prellungen waren offensichtlich alles, was vom Sturz übrig geblieben war. Mit etwas Wasser und einem halbwegs sauberen Tuch tupfte er den Schmutz aus den Wunden. Dann überprüfte er seine Habseligkeiten.

Der Trinkschlauch war noch etwa halb voll. Die Gürteltasche mit vielen nützlichen Reiseutensilien war zum Glück auch noch da. Aber sein Beutel mit dem Essen war fort.

Vorsichtig schob sich Milan an den Rand des Abgrundes heran. Die Reste der Brücke hingen schlaff an der steilen Felswand herab. Milan starrte in die gähnende Tiefe. Irgendwo weit unter sich konnte er das abgerissene Ende der Seilbrücke sehen, an dem er sich bei seinem Sturz gerade noch hatte festhalten können und das nun im Halbschatten hin- und herschwang. Einen Grund konnte er nicht ausmachen. Die Schlucht war so unglaublich tief, dass das Tageslicht es nicht schaffte, bis auf den Boden vorzudringen, und die steilen Felswände endeten einfach irgendwann im Dunkel.

Schaudernd und mit schmerzverzerrtem Gesicht stand Milan auf. Er nahm noch einen Schluck aus dem Wasserschlauch, dann machte er sich langsam und humpelnd auf den Weg.

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Meara war früh auf den Beinen. Sie hatte hervorragend geschlafen, kurz gefrühstückt und war schon wieder auf dem Weg Richtung Filitosa. Der Himmel war klar, die Morgenfrische noch nicht ganz von der Sonne verdrängt. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen ging es mit beschwingtem Schritt auf einem Weg entlang, der sich zwischen sanften Hügeln durch eine weite Ebene schlängelte.

Überall am Wegesrand wuchsen schöne Sommerblumen, roter Mohn wechselte sich mit tiefblauen Kornblumen ab, hier und da große weißgelbe Büsche von Margeriten, kurzum: Es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Zum ersten Mal, seitdem sie der „Eilt herbei!“-Ruf erreicht hatte, grübelte Meara nicht darüber, was wohl in Filitosa los war.

Langsam stieg die Sonne am Himmel empor. Der Tau verflüchtigte sich aus dem Gras, und die Grillen begannen ihr Sommerlied. Meara schritt wacker aus. Heute würde sie wieder ein gutes Stück schaffen!

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Es war Zeit für das zweite Frühstück. Quentin wusch sich am kalten Bach und lief dann eilig zum Wohnhaus hinüber. Ihm tat alles weh. Seine Hände konnten nicht richtig zupacken, seine Arme kaum einen viertelvollen Sack Mehl heben. Sein Rücken fühlte sich an, als sei ein Fuhrwerk darübergefahren. Aber Quentin grinste immer noch, wenn er an seine Klettertour vom vergangenen Abend dachte. Das hätte Medard ihm sicher nicht nachmachen können!

Finja hatte Pfannkuchen gemacht, was, wie Medard kauend bemerkte, nicht so oft beim zweiten Frühstück vorkam. Es schmeckte ganz hervorragend, und als alle Teller leergeputzt waren, schaute Quentin immer noch kauend fast ein bisschen traurig drein – einen oder zwei hätte er bestimmt noch geschafft!

„Habt Ihr heute viel zu tun?“, fragte Finja ihren Mann.

„Geht so“, antwortete Falk. „Wir sind ganz gut vorangekommen. Und Quentin stellt sich für einen Jungen in seinem Alter recht geschickt an!“

Quentin wurde mit einem Schlag puterrot im Gesicht und hätte sich fast verschluckt. Falk klopfte ihm auf die Schulter. „Da gibt es keinen Grund, rot zu werden, mein Junge. Man merkt eben, dass Du in einer Mühle groß geworden bist!“ Er wandte sich wieder zu Finja. „Warum fragst Du?“

„Es gibt da einige Sachen zu besorgen. Und da heute Markttag ist, könnte Quentin ja vielleicht zwischendurch schnell mal einkaufen gehen.“

Nun war es doch so weit. Quentin verschluckte sich am letzten Bissen und hustete, was das Zeug hielt. Lachend kam Finja zu ihm herüber und klopfte so lange auf seinem Rücken herum, bis der Husten nachgelassen hatte. Finja erklärte ihm, bei welchen Händlern er Brot, Früchte und Eier kaufen sollte, und schickte ihn mit mit einem Korb auf den Weg. Quentin strahlte über das ganze Gesicht, als er Richtung Marktplatz losmarschierte. Dass Falk hinter ihm herrief, er solle spätestens zum Mittag wieder da sein, hörte er fast nicht mehr, so sehr war er mit seinen Gedanken an den Markt beschäftigt.

Der 7. Lehrling

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