Читать книгу Beiß ins Gras, Marshal! Wichita Western Sammelband 7 Romane - W. W. Shols - Страница 50

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Virgil ließ sein Pferd im Stall des >Pearlhouse< stehen. Zu Fuß ging er über die Main Street. Passanten waren unterwegs. Um die Zeit sah man auch Frauen mit Kindern auf der Straße. Fuhrwerke rollten in beide Richtungen der Main Street. Männer trieben vollgepackte Maultiere vor sich her. Auch Cowboys preschten vorbei. Die Hufe ihrer Pferde wirbelten den Straßenstaub auf.

Virgil wollte zum Büro der Kansas Pacific Railway, um sich um einen Job als Begleitschutz zu bewerben.

Es war später Vormittag. Trotzdem hörte man Geschrei und Gelächter aus den offenen Fenstern der Spielhallen und Saloons. Aus einem Fenster drang Schusslärm und das Klirren splitternden Glases. Für einen Moment schienen die Schritte der Fußgänger zu stocken. Leute hasteten vom Bürgersteig herunter und wechselten fluchtartig die Straßenseite. Aber nichts weiter geschah. Irgendein betrunkener Cowboy tobte sich mit dem Colt am Barregal aus, schätzte Virgil.

Er kam an den Rohbau des Gefängnisses. Ochsenkarren standen davor. Zimmerleute luden schwere Vierkanthölzer ab und schoben sie ihren Kollegen auf die Kronen der hochgezogenen Mauern. Aus den Gesprächen der Umstehenden erfuhr Virgil, dass man schon das Dach des Gebäudes errichten wollte. In spätestens einer Woche sollte das neue Gefängnis fertig sein.

Während des Frühstücks im >Pearlhouse< hatte ihm der Kellner erzählt, dass der Bürgermeister ihm einen Job als Gefängniswärter angeboten hätte.

Virgil ging weiter. Von fern hörte er das Blöken der Longhornrinder und das Schnaufen der Dampflock. Eine Staubwolke erhob sich plötzlich zwischen den Häusern. Virgil sah, wie die Fußgänger auseinanderspritzten und sich auf den Bürgersteig flüchteten. Frauen zerrten kleine Kinder hinter sich her, ein alter Mann stolperte und fiel in den Straßenstaub. Kutscher brüllten und schlugen mit Peitschen auf ihre Ochsen und Pferde ein, um die Fuhrwerke an den Straßenrand zu steuern.

Auch Virgil stieg auf den Bürgersteig. Umrisse von Pferden und Reitern schälten sich aus der Staubwolke, Hufschlag dröhnte heran, tief über Pferdehälse gebeugte Männer schrien in höchster Tonlage. Fünfzehn, sechzehn Pferde donnerten vorbei. Die langen Haare der Reiter wehten im Wind und ihre Lederchaps flatterten um ihre Beine. Es waren Cowboys, die sich die Zeit mit Pferderennen vertrieben. Und damit, die braven Bürger von Abilene zu erschrecken.

Die Leute traten zurück auf die Straße. Einige fluchten laut, andere schüttelten ihre Fäuste hinter den Reitern her. "Elendes Gesindel!", brüllte ein Mann.

"Verfluchte Texaner!", jammerte eine Frau mit weinerlicher Stimme. "Wir können nichts gegen sie ausrichten."

"Es ist ein Elend", sagte eine andere, "sie treiben hier, was sie wollen. Selbst die Marshals können sie nicht bändigen!"

"Wie auch, wenn sie weglaufen, oder erschossen werden, wie Reynolds", antwortete ein Mann. "Ich frag mich, wozu wir ein neues Gefängnis brauchen, wenn niemand da ist, der Gefangene machen kann..."

Virgil schmunzelte, während er den Gesprächen rechts und links von sich zuhörte. Die Stadt hatte wirklich zu leiden unter den wilden Gesellen aus Texas. Eine richtige Plage waren sie, diese unzivilisierten Cowboys. Aber was ging es ihn an. Er würde sich von der Kansas Pacific Railway anheuern lassen, und dann konnte er dieser Stadt mit ihrem Abschaum den Rücken kehren.

Das große Eisenbahnhotel tauchte in seinem Blickfeld auf. Die >Kansas Pacific Railway Hall<. Virgil verlangsamte seinen Schritt. Suzannes Bild füllte seinen Kopf. Janets Bild drängte sich neben es. Grüne, energische Augen sahen ihn an, und bernsteinfarbene, sehnsüchtige Augen.

Plötzlich meinte er den Geruch von Janets Parfüm zu riechen und ihre Stimme zu hören. ...ich weiß genau, wo du hinsollst, flüsterte sie, und Virgils Schwanz kribbelte und schob sich langsam zwischen Hosenstoff und Haut nach oben.

Seine Blicke flogen über die offenen Fenster der >Kansas Pacific Railway Hall<. Er sah die Köpfe von Gästen, die an den Tischen saßen, er sah die Rücken von Männern, die gegen die Theke lehnten, aber die blonden Haare Suzannes sah er nicht.

Er beschleunigte seinen Schritt wieder. Das Büro der Kansas Pacific Railway lag nur ein paar Häuser weiter. "Mister Potter!" Eine Männerstimme rief ihn von hinten. Virgil blieb stehen und drehte sich um.

Im Eingangsbereich unter dem Vordach der >Kansas Pacific Railway Hall< standen sie. Etwa ein Dutzend Männer. Einige in Fräcken und mit Zylindern, andere mit blauen Arbeitsschürzen vor den Bäuchen, wieder andere in weiten Hemden und blauen Nietenhosen. Auch einen Mann in schwarzem Anzug, schwarzer Weste und mit steifem, weißem Kragen erkannte Virgil. Und den überlebenden Assistenten des getöteten Marshals.

Sie stiegen auf die Straße hinunter und kamen auf ihn zu.

Beiß ins Gras, Marshal!  Wichita Western Sammelband 7 Romane

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