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2.4 Werte und Arbeit

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Tief greifende Veränderungen

In der Wirtschaft vollziehen sich gravierende Strukturveränderungen mit folgereichen Mutationen des menschlichen Wertebewusstseins. Diese Veränderungen sind tief greifender als der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft.

Hier einige Beispiele:

Veränderungen der Arbeitswelt

1. Veränderungen in der Unternehmensumwelt:

– Zunahme der Konkurrenz

– Fortschreiten von Konzentrationsprozessen

– Verstärkte internationale Verflechtungen

– Verknappung und Erschöpfung von Rohstoffen

Komplexität

2. Komplexität:

– Aufgaben, Entscheidungen, Probleme und Bedingungen im Unternehmen werden immer komplexer.

– Sie überfordern oft herkömmliche Organisationsformen. Deshalb vollzog sich eine Umwandlung von der traditionell tayloristischen Arbeitsorganisation zu Teamarbeit und komplexen Arbeitsbereichen.

Geschwindigkeit

3. Leistung und Geschwindigkeit:

– Schnelligkeit wird neben Kapitalkraft, Produktivität, Qualität und Innovation zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.

– Der immer schneller werdende technische Fortschritt bedeutet nicht den Abschied von der industriellen Massenproduktion, sondern lediglich die durch Technik ermöglichte Verlagerung des Schwerpunktes auf den Dienstleistungsbereich.

4. Neue Struktur:

– Dezentrale Entscheidungsstrukturen

– Selbst- statt Fremdkontrolle

– Vertrauenskultur statt Misstrauensstruktur

– Proaktives statt reaktives Verhalten

– Zunehmende Abhängigkeit der Unternehmer/Arbeitgeber von den Qualifikationen der Mitarbeiter aufgrund der modernen Produktions- und Dienstleistungsarbeit

Personal

5. Personalentwicklung:

– Das Unternehmen steht aufgrund höherer Personalnebenkosten unter steigendem Kostendruck.

– Es herrscht Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften.

– Die Anforderungen an das Personal verändern sich quantitativ und qualitativ.

– Aus- und Weiterbildung sind zunehmend aufgaben- und problembezogen.

– Die Entlohnung gestaltet sich leistungsbezogener.

– Es gibt eine zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen mit hohem Bildungsniveau und spezifischen Ansprüchen an Selbstbestätigung.

Veränderungen im Bewusstsein

Parallel zum Strukturwandel in der Wirtschaft ist ein Wertewandel im Bewusstsein und im Lebensstil eingetreten, der besonders in der Arbeitswelt spürbar ist. Werte wie Disziplin, Gehorsam und Fleiß verlieren auch hier an Kraft. Eigen initiative, Kreativität und Selbstständigkeit gewinnen an Bedeutung.

Moderne Forderungen

Im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Modernisierung werden Ansprüche wie gutes Einkommen, ein sicherer Arbeitsplatz, aber auch Mitbestimmung sowie Freiräume bei der Arbeitsgestaltung gefordert.

Höhere Ansprüche

Bei Mitarbeitern in allen Berufen findet man ein immer mehr durch Selbstbewusstsein und Stolz charakterisiertes Verhältnis zur Arbeit. Am meisten Ansprüche stellen jüngere Erwachsene an ihre Arbeit. Sie suchen zum Beispiel

Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung und

einen Rückbezug zur eigenen Emotionalität.

Bei einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes von 1995 sollte die Einstellung zur Arbeit und die Arbeitszufriedenheit gemessen werden. Man stellte diese zwei Fragen:

1 Wie wichtig ist Ihre Arbeit für Ihr Wohlbefinden?

2 Wie wichtig ist Ihnen der Beruf gegenüber der Freizeit?

Arbeit ist „sehr wichtig“

Auf die erste Frage antworteten mehr als die Hälfte, dass das Wohlbefinden bei der Arbeit „sehr wichtig“ ist.

Bei der zweiten Frage ist

31 Prozent der Befragten der Beruf wichtiger,

30 Prozent die Freizeit wichtiger und

39 Prozent beides gleich wichtig.

Arbeit und Freizeit harmonisieren

„Menschen leben, um zu arbeiten.“ Diese dem Industriezeitalter entsprungene Einstellung verliert zunehmend an Geltung. Arbeit und Freizeit werden heute zwar auch noch als getrennte Lebensbereiche behandelt, doch gilt es, die Dimensionen Arbeit und Freizeit zu harmonisieren. Die Zeiten, in denen die spärliche Freizeit überwiegend der Erholung für den Beruf diente, werden durch Zeitsouveränität und Lebensqualität im gesamten Leben abgelöst.

Freizeit hat mehr Bedeutung

Es kann hier jedoch nicht von einer völligen Abkehr von der Arbeitsgesellschaft hin zur Freizeitgesellschaft gesprochen werden. Der Beruf bildet weiterhin die Grundlage zur Existenzsicherung, doch hat der Bereich Freizeit im postmodernen Zeitalter an Bedeutung gewonnen. Alte Werte der Erwerbsarbeit wie Leistung, Pflicht und Verantwortung werden dabei nicht verdrängt, sondern erhalten durch die neuen Werte Spaß, selbst aktiv zu sein, Spontaneität, soziale Kontakte sowie Freizeit einen neuen Stellenwert.

Fließende Übergänge schaffen

Leistung und Lebensgenuss sind für die junge Generation keine Gegensätze mehr. Das vollkommen neue Arbeitsverständnis, „zu arbeiten, um zu leben“, macht fließende Übergänge zwischen Berufs- und Privatleben erforderlich, die geschaffen werden müssen.

Die zum Ausdruck kommenden subjektbezogenen Ansprüche an die Arbeit sind nicht neu. Bei bestimmten Berufsgruppen haben sie schon immer eine Rolle gespielt. Neu ist nur die breite Streuung der Ansprüche in der Gesellschaft und die Offenheit beziehungsweise Selbstverständlichkeit, mit der man diese Ansprüche geltend macht.

Der Arbeitsstil der Zukunft

Blick in die Zukunft

Der Arbeitsstil der Zukunft wird folgendermaßen geprägt sein:

neue Verteilung der Lebensarbeitszeit: länger an Jahren, kürzer pro Woche

häufigerer Wechsel des Arbeitsplatzes

Zunahme von Teilzeitarbeit (auch vorübergehend), Tele- und Heimarbeit

Nachbarschafts- und Familienhilfe sowie Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen

stetig steigender Anteil an Eigenvorsorge für Pension und Rente

Mehr Flexibilität und Freiraum

Immer weniger Menschen arbeiten zudem heute noch in regelmäßigen, normalen Arbeitsstrukturen und festen Anstellungen. Die Forderung, Arbeit und Freizeit zu harmonisieren, macht flexible Beschäftigungssysteme und Arbeitszeitstrukturen nötig. Neben der Arbeitszeitverkürzung wird nach dem Motto „Mehr Freizeit, weniger Lohn“ Personalpolitik betrieben. Auf Jobsharing, Teilzeitbeschäftigung und PC-Arbeitsplätze von zu Hause aus muss sich das moderne Management einstellen. Persönlicher und unternehmerischer Freiraum am Arbeitsplatz wird zur bestimmenden Kategorie für Qualität im Berufsleben und Auswahlkriterium bei der Suche nach dem individuell passenden Arbeitgeber.

Immaterielle Bedürfnisse

Tarifverhandlungen und Einstellungsgespräche werden weniger von Geld als von Fragen der Entfaltungsmöglichkeiten, Gestaltungsspielräume und Zeitsouveränität geprägt sein. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, wird aus dem Sprachgebrauch verschwinden.

Die Kommunikationspolitik wird einen Wandel erfahren. Neueste Technologien machen es möglich, jeden Mitarbeiter zu informieren und in den Unternehmensprozess zu involvieren. Aus Mitarbeitern sollen Mitunternehmer und Mitdenker werden, die auf allen Hierarchiestufen den Erfolg des Unternehmens mit steuern und mit tragen können. Offene Kommunikation macht es möglich, eine Unternehmung einheitlich auftreten zu lassen.

GABALs großer Methodenkoffer

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