Читать книгу Gewalt des Glaubens: Kampf um die Freiheit - Werner Diefenthal - Страница 29
ОглавлениеAußerhalb von Münster, Januar 1534
Auf der anderen Seite der Stadt starrte Ferdinand von Ravensburg in den Schneeregen. Seine Kiefer mahlten und es brannte ihn ihm, endlich in die Stadt zu kommen und die Ketzer auf den Scheiterhaufen zu stellen. Noch nie hatte er es mit so schrecklicher Häresie zu tun gehabt, und er war zum Abwarten verdammt.
Steffan Rabensteiner zu Döhlau, wie sein Meister in eine schwarze Kutte gehüllt, stand neben ihm.
»Eminenz, darf ich etwas fragen?«
»Nur zu, mein junger Freund.«
In den letzten Wochen hatten sie nicht mehr über die Ereignisse im Dezember gesprochen. Steffan hatte die Wunden des Inquisitors versorgt, aber das, was geschehen war, blieb unter der Decke des Schweigens.
»Vergeuden wir hier nicht unsere Zeit? Seit Wochen sitzen wir hier, dort in der Stadt lebt der Teufel und wir können nichts tun. Sollten wir nicht an anderer Stelle das Werk des Herrn tätigen?«
Der Inquisitor seufzte.
»Du hast noch viel zu lernen. Wenn wir den Teufel besiegen wollen, müssen wir Geduld haben. Er sitzt dort«, er zeigte auf die ferne Stadt, »und lacht. Aber wir werden am Ende lachen, wenn er heulend und zähneknirschend im Staub liegt.«
»Aber wie wollt Ihr in die Stadt kommen? Alle Tore sind für uns geschlossen.«
»Steffan, ich habe mit Bischof von Waldeck geredet. Während wir uns auf unseren Kampf vorbereiten, zieht er weitere Truppen zusammen. Bald schon werden wir die Mauern erstürmen. Und«, er sah seinem Gehilfen in die Augen, »wir haben Spione in der Stadt. Sie werden uns zeigen, wo die Lücke ist. Dann werden wir durch die Reihen der Ketzer fahren wie der Schnitter durch die Ernte. Vertrau mir, bald werden die Scheiterhaufen brennen.«
Zu Döhlau nickte nur. In ihm brannte die Gier nach Folter, nach dem Geruch von verbranntem Fleisch, nach den Schreien der Geschundenen. Voller Ungeduld wartete er darauf, dass sich die Vorhersage, die er aus dem Mund des Inquisitors gehört hatte, erfüllen würde. Und er hoffte, dass er auch Markus bald auf der Streckbank sehen würde. Für ihn hatte er sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Für ihn und die rothaarige Hexe.