Читать книгу Die Witwe und der Wolf im Odenwald - Werner Kellner - Страница 14
ОглавлениеKapitel 9
Othmar Scheuermann , geboren 2.4.1951 in Michelstadt, verwitwet, pensionierter Lehrer am Gymnasium Michelstadt. Leichte Anzeichen von Demenz (Pflegegrad 4), lebt seit einem Jahr im Seniorenheim „Jungbrunnen“. Eine Tochter Ottilie, geboren am 30.9.1990, in Erbach, die am Gymnasium in Michelstadt Sport und Englisch unterrichtet.
Marbach Stausee, Mittwoch, 20.8.2020, 14:00 Uhr
Es war ein ruhiger Hochsommertag, die Sonne erwärmte die Luft vor dem offenen Fenster der Pflegeoase, das wegen der Lüftungsvorschrift im Nachklang zur ersten Corona Welle stündlich für zehn Minuten geöffnet wurde, auf milde 28 Grad Celsius – im Schatten wohlgemerkt.
Othmar hatte nach einem wie immer dürftigen Mittagessen ein kleines Schläfchen praktiziert und musste im Bett bleiben, solange die rumänische Putzfrau das Zimmer schrubbte. Daniela war eine Hübsche und noch dazu ein bisschen schüchtern, das wusste Othmar genau, auch wenn er wegen der FFP2-Gesichtsmaske ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihre weiblichen Kurven und ihr knackiger Hintern gefielen ihm ganz gut. Immerhin mussten die Damen vom Reinigungsdienst keinen Vollschutz mehr tragen, sodass er verstohlen ‚Porno‘ gucken konnte, wie er schmunzelnd seinem Kumpel Markus schon erzählt hatte. Er vertraute darauf, dass sie seine Versuche, sie zu tätscheln, tolerieren würde. Er war zu lange ein Egoist und zu alt und sehschwach dazu, als dass er die Angst in ihren Augen erkennen würde, die er für Schüchternheit hielt. Tatsächlich konnte Daniela jederzeit aus der Reichweite seiner zittrigen Finger entfliehen, was sie auch tat, und viel mehr als Tätscheln ging bei ihm sowieso kaum mehr.
Als Nastasia Korolja ihren Kopf zur Tür herein streckte, zog er schnell die Hand zurück, die sich unter Danielas Rock verirrt hatte, und Othmar wurde ziemlich rot. Eigentlich wurde er sehr rot, denn er lief an wie ein Puter und schaute schuldbewusst. Nastasia Korolja klopfte ihm auf die Finger und sagte „Herr Othmar, so geht das nicht, wir sind hier nicht im Puff. Sie sollten sich was schämen“.
Nastasia Korolja war eine eindrucksvolle Frau, ungefähr fünfzig Jahre alt, die man ihr bei weitem nicht ansah, mittelgroß, dunkelblond und mit einer tollen Figur unter dem knappen weißen Kittel der Pflegedienstleitung der Seniorenoase. So wie sie sich gab, zog sie Männerblicke magisch an, aber bei ihr traut Othmar sich das nicht mit dem Tätscheln und so.
Othmar schämte sich wegen Nastasias Ermahnung aber nur kurz und trotzig meinte er, „Daniela mag das, und ich darf das“, worauf zur Abwechslung die eingeschüchterte Daniela rot anlief und den Kopf schüttelnd aus dem Zimmer rannte.
Nastasia Korolja, die Pflegedienstleitung höchstpersönlich, hatte deutsch-russische Wurzeln so wie Maxim, ihr kaufmännischer Kollege in der Heimleitung. Als Vitalis Stiftung im Jahre 2007 die gleichnamige Seniorenoase ‚Jungbrunnen‘ im Odenwald eröffnete, übernahm sie die Pflegedienstleitung und die Familie zog südlich von Frankfurt nach Groß-Umstadt. Dort besorgte ihnen die Nummer 1 der ‚Gesellschaft‘, eine gewisser Frank Koch, eine Wohnung und Nastasia pendelte von hier zu ihrem Arbeitsplatz nach Marbach, wo sie für Notfälle auch eine Dienstwohnung hatte.
Ihre Familie und sie hatten, solange sie in Russland waren, nichts mit der ‚Bratwa‘ am Hut. Erst als sie Vitali vor fünfundzwanzig Jahren im Krankenhaus des Straflagers in Wologodski Pjatak kennenlernte, kam sie mit den ‚Dieben im Gesetz‘ in Kontakt, wie sich die Bande stolz nannte, und er ernannte sie zu einem Mitglied der Bruderschaft.
Das war ihre beste Zeit.
Sie entdeckte Gefühle und was ihr an kalt kalkulierter Härte geholfen hatte, um sich in einer brutalen Männerwelt zu behaupten, das verschwand in der Schublade von Emotionen und Gefühlsausbrüchen. Es passierte jedes Mal, wenn Vitali auftauchte und sich nahm, was er meinte, dass ihm zustünde. Sie gehörte ihm und war sich dessen bewusst, dass sie ihre Fähigkeit Männern Paroli zu bieten, ihm gegenüber aufzugeben gezwungen war.
Das ging so lange gut, bis ihn diese Schlampe bezirzte. Kaum war Alina in seinem Gesichtsfeld aufgetaucht, behandelte er Nastasia als abgehalfterte Nebenfrau. Sie musste ihm zwar immer noch zu Willen sein, wenn ihm danach war, aber die erste Geige spielte fortan Alina.
Am schlimmsten traf sie damals, dass Vitali ihr das russische Kreuz wieder abnahm, welches er ihr nach der Behandlung auf der Krankenstation schenkte, und sie damit zur Lieblingsfrau dekorierte, und es vor ihren Augen Alina schenkte. Sie platzte fast vor Eifersucht und wollte ihm ihren Zorn ins Gesicht schreien, was denn die Gravur ‚navsegda moi’ auf[Fußnote 6] der Rückseite des Kreuzes noch wert wäre. Alina, ihrerseits weigerte sich lange, es ständig zu tragen, bis es Vitali zu dumm wurde, und er sie grob daran erinnerte, dass es nicht ihre Entscheidung sei, es zu tragen, sondern er damit seine Herrschaftsansprüche markierte. Von da an trug sie trotzig den Anhänger unsichtbar an einer langen Kette, und mit der Zeit vergaß sie ihn.
Seine Einstellung ihr gegenüber änderte sich auch nicht nach dem plötzlichen Verschwinden von Alina, und sie freute sich klammheimlich, dass ihn der Verlust von Alina so beschäftigte.
Seit dieser Zeit war ihr Verhältnis ein anderes. Während Vitali immer noch, wenn er von Zeit zu Zeit die Seniorenoase inspizierte, ihre Nähe als seine Geliebte beanspruchte, war er für sie ein Partner, der sie betrogen hatte. Sie legte keinen Wert mehr darauf ihre alte Position als ‚Lieblingsfrau‘ zurückzuerobern, sondern malte sich gelegentlich Racheszenarien aus. Sie könnte ihn ja vielleicht so ‚behandeln‘, dass er von ihrer ‚Pflege‘ abhängig wurde.
Sie blickte Othmar lange an, der auch so ein sexueller Pflegefall war, und sah die Beule unter seinem Nachthemd.
Ihre spöttische Bemerkung „Sie sind ja noch ganz schön fit im Schritt, Sie alter Zausel“, freute Othmar sichtlich und seine Gesichtsfarbe wechselte in ein frisches Rosa.
„Also, wenn Sie brav sind, und es nicht weitererzählen, dann schicke ich Ihnen mal ein süßes Mädel, das sehr gut mit ihrem kleinen Mann umgehen kann. Wäre das etwas für Sie?“.
Othmars Gesichtsfarbe wanderte wieder in Richtung dunkleres Rot.
„Aber das wird nicht billig, das müssen sie wissen. Das ist pflegetechnisch eine IGeL-Leistung, denn die Krankenkasse bezahlt keine Spezialmassagen von dieser Qualität?“, grinste sie und bot ihm gleichzeitig eine plausible Ausrede an, falls jemand nachfragen sollte.
Geduldig wartete sie auf eine Reaktion von Othmar, und sie konnte deutlich sehen, wie seine Triebe mit seiner Vernunft kämpften. Sie wusste natürlich, dass auch bei Herren seines Alters die Schwanzsteuerung noch über die Ratio siegen würde, insbesondere wenn diese durch den Schleier der leichten Demenz getrübt wurde.
Die Bezahlung war dagegen eine echte Barriere, denn sie kannte die Höhe seines Taschengeldes, das ihm seine Tochter genehmigt hatte. Er war immerhin auch noch fit genug, um am Geldautomaten in der Lobby der Pflegeoase Bargeld direkt abzuheben. Die vierstellige PIN hatte er auf einem Zettel notiert, falls sie ihm entfallen sollte.
Es wäre doch gelacht, wenn sie dem alten Herren nicht zu einem ordentlichen Schuss Lebensfreude verhelfen könnte, die er sich schon irgendwie würde leisten können.
Der erste Versuchsballon mit der Kindfrau Marja, die im letzten Jahr als Pflege Azubi ihr praktisches Jahr absolvierte, war ein durchschlagender Erfolg, was das Entspannungsbedürfnis der sexuell noch aktiven Herrschaften in der Pflegeoase anbelangte.
Als nächsten Schritt hatte sie sich vorgenommen, einen Mädels-Pool aufzubauen, der sich zu einer Goldgrube entwickeln könnte. So ein Pool passte perfekt in das neue Geschäftsmodell, welches sich Maxim zusammen mit Oliver Wolff ausgedacht hatte, seit die Coronaeinschränkungen die Kosten des Heims hochtrieben und die monatliche Überweisung an die Zentrale schrumpfte. Oliver hatte einen Kanal für die Beschaffung von jungem ‚Pflegepersonal‘ osteuropäischer Provenienz aufgetan, und seit sie genügend Nachwuchs hatte, lief das Geschäft mit dem Spezialservice prima an. Außerdem ließ er sich problemlos über das Heim hinaus erweitern. Sogar Hausbesuche waren vorstellbar, und die Mädels würden ja begleitet, wenn sie ihre Kunden abklapperten. Mit dem Heilwasser aus dem Heilbrünnlein, das nach der Legende wie ein Aphrodisiakum wirken sollte, warb die Seniorenoase schon lange, auch wenn sie bei den Patienten, die das Wirkmittel dann tatsächlich zweckgebunden benutzten, ab und zu mit kleinen Drogendosen nachhalfen.
Sie hatten erst vor fünf Jahren den Wellnessflügel zur Seniorenoase fertiggestellt, der ausschließlich der Erweiterung der erotischen Geschäftsmodelle diente. Das ging vom blauen Wohlfühlbereich und den solehaltigen Thermal-Entspannungsbädern für Senioren bis zum dahinterliegenden Neubau der rosaroten WELLNESS Oase, einem öffentlichen Edel-Puff, der auch Nicht-Heimbewohnern offenstand. Das galt natürlich für Normalzeiten, aber nicht während einer Corona Pandemie, wenn praktisch das ganze Haus je nach Inzidenzgrad des Landkreises unter Quarantäne in verschiedenen Härtestufen stand. Die WELLNESS Oase war jedoch komplett geschlossen (außer für Stammkunden, die sich separat anmelden konnten).
Nastasia wusste zu gut, dass ein unzufriedener Anführer nichts war, was man sich als gut bezahltes Mitglied der ‚Gesellschaft‘ wünschte. Und aktuell war der Boss nicht gut drauf, und vor allem nicht gut auf das Heim und die Heimleitung zu sprechen. Vitali war innerhalb der Organisation seit je her für drakonische Strafen bekannt, mit denen er seine Leute disziplinierte. Und zwar unabhängig davon, wie nahe sie ihm standen, abgesehen von einer Ausnahme, und das war wieder diese Schlampe Alina.
Und sie wollte nicht darauf wetten, dass er ihretwegen die Regeln der ‚Bratwa‘ aussetzen würde.
Sie kämpfte seit Beginn der Corona Krise damit, die monatlichen Gewinnvorgaben zu erfüllen, welche ihr kaufmännischer Partner in der Heimleitung dann entweder in Übersee Steueroasen auf die diversen Konten der ‚Bratwa‘ oder auf die Treuhandkonten der Stiftung verschob.
Die Heimleitung der Senioren- und Pflegeoase „Jungbrunnen“ hatte seit langem alle Aktivitäten des Heims auf massiven Leistungsbetrug zur Gewinnmaximierung umgestellt, die teilweise sehr deutlich außerhalb der Legalität lagen. Die Pflegefälle waren, soweit es sich irgendwie darstellen ließ, in höherpreisige Pflegegrade gegenüber dem Kriterienkatalog des Bundesgesetzes für Pflegeoase hochgestuft worden.
Bisher war es ihr und ihrem Kollegen auch nahezu perfekt gelungen, alle Überprüfungsversuche der Heimaufsicht zur Situation im Heim abzuwenden. Leider hatte es in der jüngeren Vergangenheit diverse Anzeigen gegen das Heim gegeben, und mit regelmäßiger Schönheit erschienen Presseberichte im „Odenwälder Boten“ mit Negativschlagzeilen ihr Heim betreffend, welche sie rasend machten. Und obwohl Maxim ihr versprochen hatte, den Autor dieses Geschreibsels zu stoppen, war nach dem vorletzten Artikel Mitte August, gestern schon wieder einer erschienen, der nochmal mehr auf ihrer Pflegeleistung herumhackte. Maxim musste endlich etwas tun, so ging das nicht mehr weiter.
Aufgeschreckt durch die Negativschlagzeilen der Presse hatte die Heimaufsicht aus Darmstadt vor einem halben Jahr nachgefragt und einen Inspektionstermin vereinbaren wollen. Durch Vorlage gefälschter interner Auditberichte und natürlich auch durch ein paar nette Schmiergeld Zahlungen an die richtigen Adressen waren bisher alle Versuche im Sande verlaufen. Und jetzt, in diesen herrlichen Coronazeiten hätte man sich entspannt zurücklehnen können, weil die überforderten Behörden andere Sorgen hatten.
Sollte man meinen.
Exakt in diese Zeit platzte die Fortsetzung dieser unverschämten Artikelserie, die sich vor allem auf die Aussagen der Tochter des sexhungrigen Othmar, dieser Krawallschachtel[Fußnote 7], stützte. Einige renitente Heimbewohner, die sich regelmäßig über ungenießbares Essen, kleine Portionen und den Mangel an qualifizierter Pflege ihrer so pflegebedürftigen Angehörigen beschwerten. Der Autor der Artikel, der sich Investigativjournalist schimpfte, behauptete sogar, dass man in der Einrichtung überhaupt nicht von Pflege sprechen konnte. Was dieses Personal praktizierte, das verdiente den Begriff Pflege nicht, außerdem sprachen die meisten sogenannten Pflegerinnen kaum Deutsch und rumänisch verstünden die Heimbewohner nicht.
Dafür wuchsen die Mehrausgaben zur Einhaltung der Corona Beschränkungen im Heim täglich, und in der Tat hatte die Heimleitung alle Möglichkeiten, die Ausgabenseite zu entspannen, schon ausgeschöpft. Das monatliche Pflegegeld für alle Heimbewohner lag schon so weit über dem Kostendeckungsbetrag, dass eine weitere Steigerung über die jährliche Inflationsanpassung hinaus nicht mehr durchsetzbar war. Verpflegung und Betreuung waren auf ein seniorengerechtes Minimum und darunter reduziert worden, und zur Pflege hatte man ausschließlich osteuropäisches Saisonpersonal engagiert, das weit unter dem hiesigen Mindestlohn tätig war. Doch diese Maßnahmen waren ausgereizt, und die Zahl der zahlungskräftigen Pflegeoase-Insassen schwand nicht zuletzt durch einen unvorhergesehenen Coronaausbruch im April dieses Jahres. Das hatte zwar den Umsatz des örtlichen Bestatters gesteigert, aber dem Heim mehr als finanziell geschadet.
Seit Anfang Juni waren die Einschränkungen wegen Corona Schritt für Schritt gelockert worden, und so kam der Heimleitung der potenzielle Einsatz des jüngeren weiblichen Pflegepersonals für die Entspannung der männlichen Kundschaft gerade recht und rechtzeitig.
Während das alles Nastasia Korolja durch den Kopf ging, wartete sie geduldig auf Othmars Zustimmung. Und siehe da, nach einer längeren Pause, in der er die ersehnten Wohlfühleffekte gegen mögliche Risiken und Konflikte mit seiner Tochter abgewogen hatte, war er bereit, eine Probebehandlung „Kuschelsex mit junger Haut“ gegen Cash zu buchen.
Nastasia war zufrieden und kündigte an, mal zu schauen, was sie ihm in nächster Zeit so anbieten könnte. Es gäbe da ein paar junge Damen, die sich ganz besonders liebevoll um ihn kümmern würden.
Othmar nickte erfreut, wobei ihm leichte Zweifel bezüglich seiner Leistungsfähigkeit erst in den Sinn kamen, als Nastasia Korolja schon das Zimmer verlassen hatte. Eine Stunde später hatte er seine Bedenken wieder vergessen.
Kapitel 10
Steffi Schwaiger, geboren 20.6.1986 in Erbach, ledig, flippig und selbstbewusst, Hundenärrin mit Wolfsspitz Django. Abitur in Michelstadt, Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten im Gesundheitswesen, Sachbearbeiterin im Gesundheitsamt Michelstadt, beherrscht alle IT-Anwendungen und ihren Computer perfekt, wenig Glück mit Männern, aber unverzagte Optimistin.
Erbach, Donnerstag, 27.8.2020, 17:30 Uhr
Steffi winkte überrascht vom Balkon aus Hans und Emma zu. Sie war dabei, die Geranien in ihren Blumenkästen zu gießen, als sie die beiden in dem neu erworbenen Cabriolet vorfahren sah. Freudig bellend stürzte ihr Wolfsspitz ‚Django‘ aus dem Haus und begrüßte ebenfalls schwanzwedelnd die Ankömmlinge.
In Zeichen des Klimaschutzes war es zwar völlig uncool und out ein Cabrio mit Dieselmotor zu fahren, aber E-Cabrios gab es bei ‚Schrotti‘ nicht. Oliver Wolff, der prollige Autohändler, vertrieb vor allem Gebrauchte und eine Autoverschrottung, die ihm den Spitznamen eingebracht hatte. Dennoch bot er seinen Kunden eine ansprechende Modellpalette, und so war Hans mit der ‚Wenn-es-den-sein-Muss‘ Zustimmung von Emma mit dem Händler handelseinig geworden. Sein Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, dass er von dem „Ourewäller“[Fußnote 8] Hallodri nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Mundgeschützt und die Nase bedeckt sowie die Hände desinfiziert waren sie über das Ausstellungsgelände geschlendert. Emma nahm sehr verwundert den mit einer langen Goldkette, einem kleinen goldenen Ohrring mit einem Diamanten und klobigen Goldringen auf dicken tätowierten Wurstfingern protzig daherkommenden Autohändler wahr. Er hatte sie auch angestarrt, als ob er sie mit den Augen ausziehen wollte. Der Kerl war ihr sofort unheimlich, und unangenehm berührt wandte sie sich brüsk von ihm ab. Das sollte Papa mal schön alleine regeln. Sie würde ihm unauffällig zublinzeln, wenn sie das von ihm ausgesuchte Modell mochte.
Und so kam es dann auch, und das Auto gefiel ihr schon allein wegen der knalligen Farbe in Magentarot. Es hätte als Werbeträger für die Telekom durchgehen können.
Emma marschierte in ihrer üblichen coolen Art, die man für pubertär überspannt halten konnte, die Zufahrt zum Haus hoch und begrüßte Steffi wie immer etwas reserviert. Das Mädchen war mit seinen sechzehn Jahren bereits eine richtig Hübsche, die Steffi immer an das Märchen aus Tausend-und-eine-Nacht erinnerten. Sie hatte Emma sofort mit „Scheherezade“ assoziiert, mit ihren hohen, weich geformten Backenknochen, perfekter Nase und einem vollen Mund, eingerahmt von pechschwarzem schulterlangen Haar, die kein afghanisches Mädchen so offen tragen würde wie sie.
Es war gut möglich, dass Steffi die Reserviertheit unbewusst auf ihre wasserblauen Augen zurückführte, die den arabischen Eindruck des Gesichtes etwas kühler wirken ließ. Steffi hatte sich vorgenommen ihre Distanziertheit als eine Bitte nach mehr Eingewöhnungszeit in der neuen Umgebung hinzunehmen, obwohl sie ihre Neugier, sie besser kennenzulernen, kaum zügeln konnte.
Emma wiederum hatte sofort realisiert, als Steffi und Hans vor präzise sechs Wochen einander sehr verhalten begrüßten, dass ihren Papa und Steffi etwas verband, das er bisher vor ihr geheim gehalten hatte. Und es wurde ihr mit jedem Tag in der neuen Umgebung mehr bewusst, dass ihr Papa überhaupt alles, was ihn mit diesem Ort und den Menschen hier verband, vor ihr geheim gehalten hatte. So wie er auch vor ihrer Ankunft, als sie noch in der Schweiz lebten, vieles vor ihr geheim gehalten hatte. Und das fand sie gar nicht lustig und beschloss leicht verschnupft, nicht mehr länger abzuwarten, bis sich einer der beiden offenbaren würde. Sie würde schon herausfinden, was mit den beiden los war.
Nach den vielen Jahren im schweizerischen Wallis, in denen sie schon mehrfach darauf bestehen musste, dass ihr Papa sie nicht wie ein unmündiges Kind behandeln möge, denn ihr wäre ihre Vergangenheit sehr wichtig.
Nur auf intensives Hinterfragen lüftete er dann wieder ein kleines Zipfelchen der Decke, die er über die Vergangenheit ihrer Mama gebreitet hatte. Er nannte ihre Mutter nie beim Vornamen, er sprach immer nur von ihrer Mama, und was sie für ihn bedeutete, wobei Emmas Erinnerung an ihre Mama immer mehr verblasste. Er war immer besorgt um sie, und hörte nicht auf ihr zu sagen, dass sie im Umgang mit Fremden vorsichtig und zurückhaltend sein müsste. Papa legte Wert darauf, dass sie sich selbst verteidigen konnte, einen Jiu-Jitsu-Kurs besuchte. Er kannte alle ihre Freunde und schirmte sie gegen Unbekannte sehr rigoros ab. Einmal wurde sie Zeuge, wie er einen Kurierdienstfahrer fast vermöbelte, weil der sie kurz drückte, als sie ein Paket für den Nachbarn annahm.
Seit ihrem Umzug in den Odenwald und seit Steffi auf der Bildfläche erschienen war, löcherte Emma ihren Papa, wie gut er Steffi kennen würde. Als er auch durch gezieltes Nachfragen nicht bereit war, Licht ins Dunkel seiner Beziehungen aus einer Zeit vor ihrer Geburt zu bringen, hatte sie ihrerseits beschlossen, Steffi auszuhorchen. Die vertröstete sie zwar anfangs auch, gab aber nach und nach zu, weil Emma sie mit bohrenden Fragen zermürbte, dass Steffi einmal mit ihrem Papa liiert war.
Hans stapfte mit Einkaufstüten schwer beladen hinter Emma her, bekam von Steffi einen Kuss auf die Wange und wurde kurz gedrückt, bevor sie das Haus betraten.
Dieses Haus.
Steffi hatte den von ihren Eltern komplett renovierten Bauernhof im hintersten Winkel auf der Sophienhöhe geerbt. Ihre Eltern waren früh verstorben, und sie bewohnte das große Haus am Westring seit Jahren allein mit ihrem Hund Django, unentschlossen, was sie mit dem großen Anwesen tun sollte. Sie hatte die Wirtschaftsgebäude an ein Ehepaar verpachtet, das den landwirtschaftlichen Betrieb in einen gutgehenden Reiterhof umwandelte, und bewohnte nur noch das Erdgeschoß des schönen Fachwerkbaus. Ihre Vorfahren hatten den Bau um 1820 errichtet und seither behielt er seine bauliche Ausgestaltung mit vielen nicht zu großen Räumen, kleinen Fenstern und schräg verlaufenden Holzdecken. Steffi liebte das Haus trotz der Einschränkungen im Vergleich zu einer modernen Wohnung. Sie sah sich gelegentlich nach einem Häuschen oder Ähnlichem um, hatte aber bisher weder den notwendigen Antrieb noch die Zeit, um sich ernsthaft darum zu kümmern. Sie wohnte gerne hier und als geborene Frohnatur war sie mit ihrem Leben fast immer zufrieden, wenn nicht ab und zu der Liebesentzug schmerzen würde. Was Steffis Liebesleben anbelangte, stand sie kurz vor einer Art Torschlusspanik, was sie sich jedoch niemals eingestanden hätte. Es kostete sie in regelmäßigen Abständen, die leider immer kürzer wurden, Energie und Nerven, um dieses Gefühl durch gute Laune und natürliche Lebensfreude zu kaschieren.
Als ihr ‚Minijob Chef‘, wie sie Willy Hamplmaier nannte, ankündigte, dass sein Sohn es sich nach zehn Jahren nun doch noch überlegte hatte, in den ‚Ourewall‘[Fußnote 9] zu ziehen, zögerte sie nicht. Es war ihre Idee, angesichts des akuten Wohnraummangels in der Region Hans und Emma das ungenutzte Obergeschoß des Hauses auf der Sophienhöhe anzubieten.
Dabei kam ihr nicht ungelegen, dass in Willys kleinem Einfamilienhaus zu wenig Platz für eine weitere Familie vorhanden war. Willys Bestattungsunternehmen war im Erdgeschoss und dem ausgebauten Keller seines Hauses in Michelstadt untergebracht und sein Ermittlerbüro lag im Obergeschoss, wo er auch wohnte. Da gab es kein freies Fleckchen mehr für den Junior im Haus.
Es war ja nur fürs erste und vorübergehend als Bleibe für ihn und seine Tochter gedacht. Als sie Willy nach Hans’ Gründen für seine Rückkehr nach vierzehn Jahren absoluter Funkstille befragte, hatte Willy nur undeutlich gebrummelt. Dass seinem Sohn das Jobangebot eines Schadensermittlers bei dem Rückversicherer Re-Assekuranz in Genf zwar finanziell gut gefallen hätte, aber dafür hätte er seine Freiheit und die Chance selbständig zu arbeiten, aufgeben müssen. Und da er, Willy, sowieso vorhatte, demnächst sein Büro aufzugeben, nahm Hans schließlich das seit Jahren bestehende Angebot seines Seniors an, in das väterliche Geschäft einzusteigen, um es Schritt für Schritt in eine Wirtschaftsdetektei zur Verfolgung von Wirtschaftskriminalität auszubauen. Hans hatte nach seinem Drogenprozess immer noch die Verfolgung dieser Bandenkriminalität im Visier und der aktuelle Vorgang der Serieneinbrüche auf Geldautomaten, ließ den Verdacht auf bandenmäßige Kriminalität zu.
Nach Steffi Schwaigers kühlem Kalkül könnte die räumliche Nähe zu den beiden Heimkehrern ein doppelter Glücksfall werden. Sie sah endlich das ersehnte Ende Ihres Singlelebens am Horizont auftauchen, und zweitens noch dazu mit einem Mann, den sie zeitlebens nie aus dem Sinn verloren hatte, obwohl sie immer noch stinksauer auf ihn war. Sie redete sich ein, alles unternommen zu haben, um ihre Gefühle für ihn loszuwerden und einen passenden Partner in der Region zu finden, in der sie geboren war, und aus der sie nicht wegwollte. Aber diese ‚Ourewäller Labbeduddel‘ 10.2), wie sie die lange Reihe der aussortierten regionalen Verehrer abqualifizierte, hielten keine selbstbewusste Frau aus. Die wollten das Heimchen am Herd, mit fünf Kindern an der Kittelschürze aber keine Partnerin, die flippige Frisuren und Klamotten liebte und im Beruf ihren Mann – sorry, ihre Frau – stand.
Hans war zwar kein ‚Labbeduddel‘[Fußnote 10], aber sie unterstellte ihm immer noch, dass er nichts anbrennen ließ, wenn es etwas zu naschen gab. Er sah immer noch verdammt gut aus, er hatte sich gut gemacht über die Jahre und sie wusste, dass ihr Widerstand gegen einen Neubeginn nicht von langer Dauer sein würde. Sie hatte versucht, ihn aus ihrem Bewusstsein zu verbannen, nachdem er sie vor zehn Jahren, so mir nichts dir nichts abserviert hatte. Das war nicht die feine englische Art und naiv, wie sie war, gab sie damals der Neuen die Schuld daran. Wegen dieser ‚Kriminellen‘, wie sie sie nannte, hatte Hans sie verlassen. Sie war damals todsicher, dass sie ihm das nie verzeihen würde, bis er eben wieder aufgetaucht war.
Hans hatte seinerseits ein paar Tage des In-sich-Gehens benötigt, auch um mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden, ehe er ihren Vorschlag für eine temporäre Unterkunft pragmatisch genug fand, um angenommen zu werden. Emma, die sich auf dem Land gleich wohlgefühlt hatte, leistete ihren Überredungsbeitrag, so dass er Mitte Juni mit Sack und Pack ins Obergeschoß zügelte. So nannte er den Einzug in gutem Schwyzer Dütsch, nachdem er zum Halbjahresende seinen alten Job in der Schweiz gekündigt hatte. Dass er die alten Baustellen aufarbeiten musste, war ihm klar, und er wollte sich auch nicht davor drücken.
Was die Tätigkeit als Ermittler im väterlichen Büro anbelangte, so hatte sich Hans seither peu-á-peu in die laufenden Aktivitäten des Ermittlungsbüros Hamplmaier eingeklinkt. Nicht zuletzt dank Steffis Hilfe fiel ihm das leicht, denn die assistierte dem Senior, wie Willy ab jetzt hieß, schon seit der Junior sich vor Jahren durch seine Flucht ihrem Zugriff entzog. Vielleicht war es eine Fügung des Schicksals, um da zu sein, wenn er sie bräuchte. Sie war im Herzen schon immer so eine Mutter Theresa.
Der Junior hatte ihr zugegebenermaßen schon bei ihrer ersten Begegnung nach seiner Rückkehr in den Odenwald echte Reue und sein schlechtes Gewissen gezeigt. Er wusste sehr wohl, wie unfair er war, als er Steffi in einer Nacht und Nebel Aktion hatte sitzen lassen, als ihn die große Liebe gepackt hatte, die nur so kurze Zeit überlebte.
Nach vielen Jahren, in denen er aus Angst vor Entdeckung den Kontakt mit seinen Freunden und seiner Familie auf nahezu null reduzierte.
Um nur ja keine Spuren zu hinterlassen.
Umso mehr war er seltsam berührt von den freundlichen Gesten, die er nicht nur von Steffi, sondern auch von seinen alten Freunden aus dem Ort erhielt. Und was Steffi anbelangt, so hätte er mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie ihn trotz der vor der Brust gekreuzten Arme und blitzenden Augen ohne böse Worte begrüßt hatte, fast so, als ob nichts gewesen wäre.
Steffi zeigte es nur nicht, aber sie hatte daran richtig zu knabbern, an seinem „Liebes-Egoismus“, vor allem jetzt, wo er so unerwartet wieder aufgetaucht war. Andrerseits war er halt immer noch eine Augenweide und kein bisschen alt, alles andere wäre schrecklich für sie gewesen. Später würde sie mit ihm schon noch einige Wörtchen wechseln, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wäre. Jetzt wollte sie einfach wie früher von ihm in die Arme genommen werden.
Falls er das auch wollte.
Im Moment war sie glücklich, an fast verloren geglaubte Gefühle anknüpfen und dem Junior und Emma bei der Rückkehr behilflich sein zu können. Wolfsspitz Django erleichterte Emma die Eingewöhnung ungemein, sie bot sich freiwillig an ihn Gassi zu führen, und freute sich über die Anhänglichkeit mit der ihr der smarte Rüde auf Schritt und Tritt folgte.
Emma war zwischenzeitlich im Gymnasium Michelstadt angemeldet, und da sie immer noch davon träumte später Medizin zu studieren, lag die Wohnung ganz praktisch, mit der Uniklinik in Heidelberg quasi vor der Tür. Verkehrstechnisch war der Ort insgesamt gut eingebunden und selbst mit dem öffentlichen Nahverkehr war es einfach nach Darmstadt, Dieburg, Frankfurt oder Hanau zu gelangen.
Für Emma bedeutete der Schulbesuch dank Corona einen Wechsel zwischen Präsenz- und Onlineunterricht. Da sie überwiegend zu Hause lernte, dauerte es eine Weile, bis sie ihre Klassenkameradinnen und Kameraden persönlich kennenlernte. Ihr trotz Pubertät recht ausgeglichenes Wesen half ihr gut durch diese Zeit und so wurden, weil sie so einfühlsam war, schneller als gedacht aus vielen Schulkameradinnen auch einige beste Freundinnen.
Ihr Verhältnis zu Steffi hätte perfekt sein können, denn Steffi drängte sich nicht auf, sie war einfach da. Emma hatte all die Jahre ohne Mama auskommen müssen, und da Steffi nicht den Anschein erweckte als Ersatzmama aufzutreten, fiel es Emma wiederum viel leichter, sie als Freundin zu akzeptieren. Emma schüttelte schließlich ihre Reserviertheit ab und freute sich, hier zu sein.
Vor allem Django erleichterte Emma den Einstieg in die schönen Seiten des Odenwaldes. Jedes Mal wenn Steffi ihr vorschlug, eine Runde über die Sophienhöhe bis zum Silberbrünnchen und retour zu laufen, war sie begeistert dabei. Und manchmal lief sie auch alleine los, wenn ihr danach war. Django sagte niemals nein.
Und als Steffi Emma kürzlich den Vorschlag machte, in den Ferien im Gesundheitsamt als Ferienpraktikantin bei der Onlineregistrierung von Coronainfektionen auszuhelfen, war Emma Feuer und Flamme. Sie freute sich darauf, dass es bald losgehen würde, da die Ferien dieses Jahr wegen des zeitlich aufwändigeren Coronaunterrichts später als geplant angesetzt waren. Und Emma war selbstbewusst genug, um sicher zu sein, dass sie am PC fixer wäre, als die altgedienten Mitarbeiter im Amt, für die ein Computer immer noch schwierig zu handhaben war.
Hans beobachtete die Entwicklung nicht unzufrieden. Es war zwar richtig, dass er plötzlich die zweite Geige spielte, andererseits war er froh, die alltäglichen Pubertätskonflikte nicht allein stemmen zu müssen. Und er ließ Emma die Freiheit, sich mit jemand Neutralem zu kabbeln.
Steffi war sauer auf Covid-19 und vermisste die diversen gemütlichen Events in Erbach und Umgebung genauso wie die zurzeit so massiv eingeschränkten Bar- und Restaurantbesuche. Es fehlten die Gelegenheiten, bei denen man sich bei einem Bembel Äppelwoi[Fußnote 11] oder einem Obstler und einem netten Odenwälder Essen wieder Schritt für Schritt näher kam. Was ihr jetzt noch fehlte zu einem ‚Rimdidim‘[Fußnote 12] Wohlfühlpaket, das wäre ein Gegengewicht, das fugengenau in ihre Schwachstellen passte.
Mit Hans, den sie gefühlt ihr ganzes Leben kannte, was aber auch eine Illusion war, wie sich noch herausstellen sollte, könnte das korrekt zusammengefügte Puzzle schon ein nettes Bild ergeben. Also plante sie kurz entschlossen ein Picknick. Das war zwar in der heutigen Zeit schon etwas aus der Mode gefallen, dafür erlaubte es einem, sich zwanglos und entspannt trotz Abstand und Mundschutz zusammensetzen, zu essen und zu trinken und ausführlich zu quatschen und an alte Zeiten anzuknüpfen. Und dabei schwebte ihr ein gut gefüllter Fresskorb mit einer appetitlichen Auswahl an Fingerfood und ausreichend ‚Äppelwoi‘[Fußnote 13] vor. Ausgebreitet auf einer weichen Decke zum Sitzen, um in eine sanfte Stimmung versetzt zu werden, wäre das die Wiederaufbauhilfe für beschädigte Gefühle.
Als Ort hatte sie sich die Burg Frankenstein überlegt, denn sie wollte Emma mit etwas Gruseligem beeindrucken. Die Burg war bekannt als Gruselburg, die auch Mary Shelley zur Gruselgeschichte Frankenstein angeregt haben soll. Als Überraschung konnte sich Steffi auch eine Teilnahme am Halloween Festival im Oktober vorstellen. Mal sehen, ob Corona das zulassen würde.
„Kommst du mit?“, rief sie Emma zu. Sie hatte Django schon angeleint, der heftig schwänzelnd anzeigte, dass es Zeit für die Nachmittagsrunde war. Dann könnte sie ja Emma auf den Zahn fühlen, ob ein Picknick etwas für junge Leute wäre.
„Claro. Ich ziehe mir nur noch schnell meine Laufschuhe an“, kam es von Emma zurück und eine Minute später stürmt sie wieder in den Hof und schon hüpfte sie die Leine in der Hand los, wobei Django die ersten hundert Meter vor lauter Schnuffeln nicht nach Losrennen zumute war. Als sie den Waldrand erreichten, und das Städtchen Erbach mit dem Schloss in der Mitte zu ihren Füssen liegt, hält Emma es nicht mehr aus.
„Liebst du meinen Papa immer noch, obwohl er dich damals versetzt hat?“ Emma will nicht mehr wissen, was früher war, sondern wie es weitergeht. „Du bist ganz schön neugierig, kleines Fräulein“, sagt Steffi, wird aber doch ein bisschen rot und Emma lacht laut los. „Haha, du brauchst nichts mehr sagen. Ich weiß Bescheid“, sagt sie und Steffi knufft sie in die Rippen.