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VORKEHRUNGEN FÜR DIE AUFNAHME DES SCHULBETRIEBS IN REICHENAU

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Wir kehren ins Jahr 1792 zurück. Tscharner einigte sich mit seinen Teilhabern, die sich weiter nicht um das Seminar kümmern wollten, dass für die Herrschaft das gräfliche Audienzzimmer im ersten, das ehemalige Fürstenzimmer im zweiten Stock und einige Räumlichkeiten im Seitenflügel des Schlosses reserviert blieben, während die Speditionsfirma Bavier mit ihrer Schreibstube, die Handwerker und die Ladenbesitzer das Erdgeschoss des Schlosses und Räume in den Nebenhäusern belegen sollten.

Danach begann Tscharner mit seiner Bestandsaufnahme und plante die Nutzung der Räume. Er sah für sein Seminar einen Direktor, zwei Professoren oder Hauptlehrer – einer katholisch, der andere reformiert – und zwei Unterlehrer vor, ebenfalls aus beiden Konfessionen, wobei der katholische in der schlosseigenen Kapelle die Messe lesen sollte. Ferner rechnete er mit einer noch unbekannten Anzahl von Schülern, die in der Mansarde in zwei Schlafsälen untergebracht werden sollten. Dazu kamen eine ökonomische Leitung, eine Wirtschafterin und Köchin (eine Frau Bavier, später eine Frau Abys) sowie einiges Dienstpersonal. Für den Direktor und die Lehrer mussten Unterkünfte im Schloss und für den Schulbetrieb Unterrichtszimmer bereitgestellt werden, ferner eine Küche, Esssäle, Vorratskammern, eine Bibliothek, ein Naturalienkabinett, ein Krankenzimmer und im Keller Platz für Vorräte und Wein.

Tscharner fertigte Skizzen der Räumlichkeiten und mehrere Listen an, geordnet nach den Bedürfnissen, der Art der Räume und der Einteilung in den Stockwerken im Schloss und im Seitenflügel. Dabei unterschied er unbeheizte Kammern von den Stuben, in denen sich ein Ofen befand. Bei einigen Räumen empfahl er, eine Wand herauszubrechen, bei anderen, eine Trennwand einzuziehen. Zu den benötigten Räumen notierte er: für jeden der beiden Hauptlehrer oder Professoren eine Stube, zwei Kammern, eine Küche, ein Kellergewölbe, für die drei Unterlehrer zusammen drei kleine Stuben, des Weiteren vier Stuben zum Schulegeben, zwei Speisezimmer, eine Bibliothek und ein Kabinett, für die Seminarhaushaltung eine Stube, zwei Kammern und zwei Kellergewölbe, sodann Räume für die Dienstmägde und den Aufwärter (Diener).113

Vermutlich folgte der Herrschaftsrat Tscharners Überlegungen, die dieser in seinen «Reichenauer Notanda» skizzierte, 114 da man ihn ja mit der Organisation und Leitung des Seminars betraut hatte und er darauf achtete, dass für die Teilhaber genügend Platz reserviert blieb. Mit seiner grosszügigen Raumeinteilung ergaben sich erst Schwierigkeiten, als Anfang 1797 viele neue Schüler eintraten, der Platzbedarf für Klassenzimmer und Aufenthaltsräume sich vergrösserte, die Teilhaber aber nicht einsehen wollten, weshalb sie auf ihre Stuben und Kammern verzichten sollten, auch wenn sie sie kaum benutzten.

Da Buol-Schauenstein sein privates Mobiliar mitgenommen hatte, müssen die Räume ziemlich kahl ausgesehen haben, als die neuen Eigentümer im Juli 1792 die Herrschaft antraten. Leider erfahren wir aus den Akten nichts über die Umbauten und Handwerkerarbeiten, wir können aber davon ausgehen, dass sie nur schleppend vorankamen, da Chur, wo man Arbeitskräfte am ehesten finden konnte, mit Schreiner-, Maurer und Zimmermannsbetrieben nicht gerade gesegnet war. Man pflegte auch in Chur anspruchsvollere Arbeiten gern von ausländischen Unternehmen erledigen zu lassen. Tscharner überwachte diese Arbeiten wahrscheinlich genauso penibel wie früher den Ausbau der Reichsstrasse von der St. Luzisteig nach Landquart; da alle Verträge und Abrechnungen im Kellerarchiv des Schlosses aufbewahrt worden sein müssen, sind sie mit den anderen Unterlagen der Herrschaft verlorengegangen, falls Tscharner weder Entwurf noch Kopie davon machte; in seinem Nachlass sind sie jedenfalls nicht vorhanden. Wir haben eine Berechnung der Gesamtsumme für die Renovationskosten aus dem Jahr 1796, die jedoch nur überschlagsmässig zu betrachten ist: Danach wurde die Herrschaft Reichenau 1792 für 133 000 Gulden gekauft; für An- und Umbauten des Schlosses und das Mobiliar wurden 17 000 Gulden ausgegeben. Diese Angaben benutzte Tscharner, um die Rendite des Schlosses zu errechnen.115

In einer Ankündigung vom 2. April 1793 stand, dass das Seminar seine Tore im Mai öffnen sollte. Dass sich der Beginn bis Mitte Juni 1793 verzögerte, mag den umfangreichen Arbeiten und anderen Vorkehrungen für den künftigen Schulbetrieb geschuldet gewesen sein.

Die Schülerrepublik im Schloss Reichenau

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