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Luftkampf über Smyrna - Von Hans Joachim Buddecke

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ilig rief mich ein Telegramm nach Smyrna, „Flieger über der Stadt!“ — Auf dem Platz am Golf landete ich morgens früh und hielt mich verborgen. Mit allen Mitteln wurde der Vogel geschmiert. So lauerte ich zwei Tage. — Abends, wenn weit hinten am Berge tausend Fenster das Licht der untergehenden Sonne herüberstrahlten, ritt ich, das Gewehr quer über dem Sattel, den Schakalen nach oder stand unter dem mächtigen einsamen Baum im weiten Schwemmland auf Adler.

Nach drei Tagen kam Hassan von drüben gelaufen: „Drei Flieger über Smyrna!“ Das sonst so phlegmatische Blut dieser Leute war elektrisiert. Mohammed George, der tüchtige alte Unteroffizier, der den italienischen und Balkankrieg mitgemacht und von mir zu seinen Medaillen den Eisernen Halbmond bekommen hatte, nahm sorgsam meine Pfeife aus dem Flugzeug. Dann los! — Unten legte sich der weiße Pfeil auf dem grünen Gras nach der Stadt. — Nun würde es doch zum Kampf über der Stadt kommen, was ich nicht gewollt. Wer konnte den Ausgang dieses Gefechtes wissen, das sich auf der Bühne eines Theaters voll Volk aller Nationalitäten abspielen sollte. Aber schnell vergisst man in der Höhe die Menschen dort unten.

Ich suchte — ein Pünktchen — in der Brille oder im Raum? — Der Punkt bewegte sich im Raum. Ich reiße die Augen auf, ihn nicht zu verlieren. Wird größer, kommt auf mich zu. Ganz friedlich bohrt er sich an mich heran. Als ob ich sein Freund wäre. Ist etwas unter mir? Der Gitterschwanz.

Zu spät erkannte er seinen Irrtum. Sofort saß ich an ihm und schoss. Er wehrte sich durch schnelles und langsames Fliegen und Kurven, bis sein Propeller stillstand. — Da knattert es hinter mir. Kehrt. Ein Nieuport von oben. Ich unten hindurch, steige gegen ihn. Er lässt von seinem Angriff ab, will weiter, ich drehe in seine Richtung ein, lege das Auge in die Linie — drüben schießt man ums Leben.

Ich drücke ruhig auf die kleine Platte am Steuer. Meine Gewehre arbeiten. Da bricht meinem Gegner der rechte Flügel weg, und er stürzt. Instinktiv trete ich ins Steuer und lege die breite Fläche vor das Bild. —

Über mir drehte der dritte, den ich nicht gesehen, nach Hause. Es war nicht sein Glücksgott, der ihn hingehen ließ, zu melden, was er verhindern sollte. —

Ich stieg ab und fragte, wie es stünde. Es hieß, der eine sei tot. Ich ließ die anderen fahren. Ich habe mir nie einen solchen Toten angesehen, hütete mich stets vor Eindrücken, die das ganze Leben haftenbleiben mussten und zum mindesten doch traurig waren.

Ich glaube, dass das Sterben in der Luft schwerer ist als auf dem Lande. Wie das Fliegen selbst ein Sehnen der Rückkehr zur Erde bedeutet, von der man weit durch Raum und Zufall getrennt ist, die man von oben umfasst, in ihrer Größe liebt, deren Kleinheiten man unter sich verschwinden sieht, so scheint mir das Sterben in der Luft ein Kampf gegen den Tod mit doppelter Energie, ein Kampf gegen den Abschied vom Leben und von der Erde.

Ich weiß nicht, ob es meinen damaligen Kameraden Boelcke und Immelmann ebenso ging. Bei mir hinterließ jeder Abschuss eines feindlichen Fliegers seelische Eindrücke. Damals war jeder Kampf das Duell Einzelner im großen Raum und konnte so natürlich umso mehr Eindruck machen. Die Gegner waren Menschen, denen das Leben, das sich in aller Pracht unter ihnen breitet, ebenso wie uns eine doppelte Lebensgier und Lebensfreudigkeit geben musste, und man ließ keinen Schuss zu viel aus dem Rohr.

So war das an den Dardanellen und im Westen auch. — Manch einer fiel. Am nächsten Tage fuhren dann Abordnungen mit Kränzen zu benachbarten Abteilungen. In armen kleinen Dorfkirchen standen ein, zwei Särge, Blumen, rechts und links Soldaten. Still traten die Kameraden zusammen. Ein stummer Gruß, ein Händedruck. — Die Gedanken sind weit, bis sie der Geistliche an seine Worte bindet. Selten nur gelingt ihm sein Amt. Wie will er zu diesen Menschen reden, er, der nicht wissen kann, wie die Welt des Krieges von oben aussieht. Der Zuhörer ermüdet und träumt seine eigenen Gedanken. Es ist eine Erlösung, wenn dann der Kamerad an die Gruft herantritt, um dem Toten Worte zu sagen, die den Lebenden treffen.

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