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Bombenflug im Hochgebirge - Von Josef Kissenberth

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ir lagen als Alpenkorps-Fliegerabteilung im Sommer 1915 im Hochgebirge. Am 31. Juli 1915 war ein Bombenflug nach Cortina d’ Ampezzo angesetzt.

Da wir die Gegend von früheren Flügen mit Doppelsitzern schon kannten, war ich auch mit zwei Kameraden dazu ausersehen. Heute konnten wir allerdings keine Beobachter mitnehmen, sonst wären unsere „Parasols“ mit ihrer Bombenlast nicht mehr über die Bergspitzen weggekommen. Damals gab es ja noch keine Maschinen, die uns mühelos in achtzehn Minuten auf sechstausend Meter trugen, sondern wir mussten froh sein, wenn wir in endloser Zeit nur halb so hoch stiegen. Dazu kamen noch die widrigen Luftwirbel und Hochwinde, die die Flugzeuge hundert Meter und mehr wieder hinabdrückten. Auch manche Stellungen der Italiener waren ganz verdächtig hoch gelegen. —

Wir fuhren also gegen sechs Uhr abends — eher war wegen der zu starken Böen über dem Hochgebirge nicht an Fliegen zu denken — von unserem Quartier auf den zwischen Toblach und Niedendorf gelegenen Flughafen hinaus. Unsere drei „Parasols“ standen schon vor den Zelten. Freilich hatte die feuchte, nur ungefähr hundertfünfzig Meter lange Wiese die in ihrer Mitte noch eine Erhöhung aufwies und rings von Sumpf umgeben war, mit einem Flugplatz in Schleißheim wenig Ähnlichkeit, und Start und Landung waren jedes Mal ein Kunststück.


Hermann Göring


Deutscher Luftsieg

Wir verstauten unsere Bomben in den eigens dazu erfundenen Abwurfvorrichtungen. Ich baute auch außerdem noch meine Kammer ein, obwohl ich auf den Gesichtern der Beobachter lesen konnte, dass sie nie und nimmer einem Flugzeugführer eine einigermaßen gelungene Aufnahme zutrauten. Bald waren wir fertig und gegen sieben Uhr wurde gestartet. Das Wetter, von dem wir hier im Hochgebirge noch viel mehr abhängig waren als im Flachland, war nicht ganz einwandfrei, und tiefe Wolken hingen am Himmel. Aber es wird schon halten! Meine Kameraden hatte ich bald aus den Augen verloren. Ich trachtete vorerst nur danach, möglichst rasch hochzukommen. Nach etwa einer halben Stunde war ich so weit, verließ das Pustertal, flog am Dürrenstein, der den Flieger immer mit besonders heftigen Böen bedenkt, vorbei, glitt an den wuchtig geformten Felsmauern der Croda Rossa vorüber und hinein in den von Monte Pelmo, Tofana, Cristallo, Sorapitz umrandeten Talkessel von Cortina, alles Namen, die ein Bergsteigerherz höherschlagen ließen, für deren Naturschönheiten ich aber heute wenig Begeisterung zeigen konnte. Viel wertvoller war für mich die Entdeckung, dass die Cima Pomanon heute mit einer Wolkenbank zugedeckt war und ich sie also ungestört überfliegen konnte. Die Italiener, die mich gestern mit ihren Maschinengewehren so eklig angeleuchtet und meinem neuen „Parasol“ mehrere Treffer beigebracht hatten, werden in Wut geraten sein, dass sie heute dem „aviatico maledetto“ nichts anhaben konnten. Inzwischen kamen auch schon die ersten Häuser von Cortina in Sicht. Ich war in eintausendfünf-hundert Meter Höhe über ihnen, machte alles zum Abwurf fertig, flog das Ziel genau an, schätzte, wieviel ich vorhalten musste, und ließ dann die sieben Bomben fallen. Den Aufschlag konnte ich allerdings nicht beobachten, denn ich hatte mit dem Abfangen der Böen, die hier ganz besonders heftig waren, genug zu tun, um meine Maschine im Gleichgewicht zu erhalten. Schleunigst machte ich mich aus dem Staube. Aufnahmen konnte ich von Cortina nicht mehr machen, da es unten schon zu dunkel war. Ich schlug die Richtung nach dem Cristallo ein, da der Pomanon frei lag und ich den von dort drohenden Maschinengewehren aus dem Weg gehen wollte. Wenige Meter flog ich über den Cristallo-Gletscher dahin. Im Betrachten seines ewigen Eises in den dunkelblauen Schlünden kam mir die Schönheit und der Zauber des Fluges über dem Hochgebirge so recht zum Bewusstsein. Die letzten Strahlen der sinkenden Sonne, durch die Nebelfetzen in mehrfarbiges Licht gebrochen, lagen aus den wuchtigen Klippen und Spitzen. —

Bei der Landung empfing mich die traurige Nachricht, dass der eine meiner Kameraden kurz nach dem Start, anscheinend infolge eines starken Luftwirbels, tödlich abgestürzt war. — Unser Flug aber hatte Erfolg gehabt. Wie uns unser Führer, Oberleutnant Hailer, wenige Tage danach mitteilte, ergaben Gefangenenaussagen, dass elf Bomben ihr Ziel getroffen hatten.

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