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Palästina

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Schon aufgrund der geographischen Nähe waren die frühen Israeliten mit den Divinationsmethoden der Babylonier und Assyrer nachweislich vertraut. Im monotheistischen Jawehglauben war offiziell jedoch nur das Losorakel erlaubt. Es wurde von Priestern innerhalb des Heiligtums durchgeführt. Die Lose (urim und tumimm), die der Hohepriester hierfür benutzte, trug er in einem Beutel um den Hals. Der Fragesteller richtete die Frage an Jaweh, der dem Priester die Hand führte. Je nachdem, welches Los er aus dem Beutel zog, lautete die Antwort ja (tumimm) oder nein (urim).

Weit seltener, wenn auch heute weitaus bekannter, waren dagegen die Weissagungen der alttestamentarischen Propheten. Im hebräischen bezeichnet das Wort nabi (der Gerufene) dabei eine Person, die mit Jaweh in direkten Kontakt treten konnte. Bereits seit dem 5. Jh. v. Chr. wurde das Wort im Griechischen mit prophetes übersetzt. Diese Männer galten allesamt als gottesfürchtig. Dabei waren sie aber nicht unbedingt im Dienste eines Tempels oder Herrschers angestellt. Zwischen ihren Prophezeiungen konnten sie über einen langen Zeitraum einer ganz alltäglichen Arbeit nachgehen. So war Amos etwa ein Schafhirte und Feigenbaumzüchter (Amos 1,1,7,14). Über das Ritual selbst verrät das Alte Testament nur wenig. Der Prophet Samuel spricht davon, von Jaweh „gerufen“ oder „eingenommen“ worden zu sein (Sam. 3). Der Seher Balaam richtete seinen Blick „in die Weite der Wüste“, bevor er die Worte Gottes hörte. In anderen Beschreibungen wird von einer Art Vision (Isa. 6) oder einem Zwiegespräch zwischen Gott und Medium (Jer. 1.4–10) berichtet. Die Intention der Botschaft ging somit immer von Jaweh aus und konnte nicht vom Menschen initiiert bzw. beeinflusst werden. Ob sich der Prophet dabei aber in einem Zustand religiöser Ekstase befand oder ob er die göttliche Botschaft im Traum erhielt, ist umstritten. „Sich wie ein Prophet zu verhalten“ bedeutete im hebräischen Sprachgebrauch allerdings das Gleiche wie „verrückt“ oder „in Ekstase“ zu sein (2. Buch Könige 9,11).

Die Kunst vom Wahn- und Wahrsagen

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