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ОглавлениеDie Villa war ein altes Patrizierhaus an der Sutton-Place, einer exklusiven Sackgasse, die abseits vom Lärm und Staub Manhattans lag. Der Hausherr hatte die Jalousien heruntergelassen, im Dämmerlicht wirkte er wie ein alter Mann. Doch war er weder so alt wie er wirkte, noch würde er an einem Tag wie heute schlafen.
»Hangar B war gut«, sagte er zu seinem Besucher. »Was hinterher kam, war Stümperei.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Ich hätte nicht verreisen sollen.«
»Sie haben uns befohlen, die Jet-Air unter Druck zu setzen«, erwiderte der Besucher. »Das haben wir getan. Nicht ohne Erfolg. Wir brauchen nur noch zu kassieren. Die Jet-Air zahlt eine Million.«
»Nonsense«, erwiderte der Mann, den nur zwei Bandenmitglieder je zu Gesicht bekommen hatten. Die anderen wußten nicht einmal, daß es ihn gab. Der unbekannte Boß verfügte über einen bürgerlichen Namen und einen guten Ruf in der City. Als Finanzmann war er der Freund hoher Politiker und saß im Kirchenvorstand. Seine Tochter hatte er mit einem Eierkopf von der Harvard-Universität verheiratet. Niemand wußte, daß die eigentliche Handelsware dieses Geldmaklers das Verbrechen war.
»Eine Million, Boß!«
»Ein Trinkgeld«, winkte der Hausherr verächtlich ab. »Außerdem hat uns die Polizei längst eine Falle gestellt. Verlassen Sie sich darauf, Jack.« Er lächelte grämlich. »Ihr benehmt euch wie Anfänger!« Er nahm noch einen Schluck Bourbon. »Was ist ein Jumbo wert?«
»An die fünfzig Millionen Dollar.«
»Jet-Air würde ihn gern für ein paar Millionen zurückkaufen. Aber das ist noch nicht das richtige Geschäft. Wenn die richtigen Passagiere in der Maschine sitzen, kommt ein enormes Lösegeld zusammen. Bestimmt noch einmal zehn oder zwölf Millionen, vielleicht sogar fünfzehn. Nach oben sind überhaupt keine Grenzen gesetzt.«
»Aber wie wollen Sie das anfangen, Boß?«
»Meine Sache«, versetzte er. »Ihr tut, was ich euch sage. Außerdem will ich Geld und keine Leichen. Daß das in eure verdammten Makkaroni-Gehirne nicht hinein will.«
Er sah Angst im Gesicht dieses Mannes, den die Unterwelt fürchtete, und genoß sie. »Also, es muß ein Jumbo sein«, sagte er. »Trommeln Sie Ihre Leute zusammen. Möglichst Burschen, die bei der Polizei noch nicht aufgefallen sind. Sechs, acht Männer. Vielleicht noch ein paar Mädchen. Sparen Sie nicht mit Personal. Übrigens werde ich selbst dabeisein.«
»Sie, Boß?« erwiderte Jack Dossola verblüfft. Er hatte kleine Hechtaugen, eine Nase, die vorsprang wie eine feststehende Klinge. Sie stammte aus zweiter Hand. Die plastische Operation in Rom hatte den Italo-Amerikaner nicht schöner, jedoch für die Polizei unkenntlich gemacht. Gegen Fingerabdrücke, die sich nicht ändern ließen, konnte er sich durch Handschuhe schützen.
»Wann steigt die Sache?« fragte er.
»Wenn sich der Lärm gelegt hat«, erwiderte der Geschäftsmann mit dem Doppelleben. »Vielleicht verwirren wir unsere Freunde aber auch mit etwas Nervenkrieg. Wie weit seid ihr mit diesem Forthman?« fragte er dann.
Jack Dossola grinste. »Er säuft uns aus der Hand.«
»Gut, Jack. Halten Sie sich bereit.« Er verabschiedete seinen Besucher mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Und lassen Sie sich hier nie wieder blicken.«
Der Mann stand auf, und Jack Dossola wunderte sich, wie schnell sich ein Sitzriese in einen Stehzwerg verwandelte.