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ОглавлениеDas Lokal am Broadway war so heruntergekommen wie seine Gäste. Nebenan versprach die müde Leuchtschrift eines abgewrackten Premierentheaters den ›garantiert dreckigsten Film des Jahres‹. Vor der Kaschemme lungerten zwielichtige Typen herum. An der Theke saßen Hascher und Dealer, Nutten, Säufer und Knastbrüder.
Es war keine Kneipe, in die ein junges, hübsches Mädchen allein gehen sollte, und Peggy mußte mit sich kämpfen, nicht wieder umzukehren.
Alle starrten sie an. Die Gespräche an der Bar rissen ab. Tony Forthman erkannte sie sofort. Seine Augen wurden rund wie Dollar-Stücke.
»Peggy«, rief er und kam ihr entgegen. »Du hier?« Er schob ihr einen Hocker zu. »Ich weiß schon alles. Die Jet-Air hat dich gefeuert. Wegen 60 Gramm Hasch.« Er winkte den Keeper heran. »Lächerlich!«
Gerüchte kursierten unter den Angestellten der Fluglinie oft noch schneller als die Jets flogen. So hatte es sich auch rasch verbreiten lassen, daß die Stewardeß bei der Zollkontrolle mit Rauschgift gefaßt worden war. Jeder, der mit dem Kennedy-Airport zu tun hatte, wußte bereits 24 Stunden später davon. Die blonde Deutsche aus München war von der Polizei einen Tag eingesperrt und von einem gerissenen Anwalt gegen Kaution vorläufig freigeboxt worden.
»Ich hab’ auch ’ne Stinkwut auf die Jet-Air im Leib«, sagte Tony.
»Na, ja«, schränkte Peggy ein: »Man soll sich eben nicht erwischen lassen.«
»Dann stell’ mich mal deiner Braut vor«, sagte ein Mann mit einer Igel-Frisur, der er seinen Spitznamen verdankte.
»Mein Freund Riccio«, präsentierte der Ex-Pilot den einzigen Überlebenden der alten Dossola-Bande. »Der Stolz der Unterwelt.«
Der wirkte wendig und windig. Er hatte die Augen und die Ohren offen, vielleicht ein wenig zu deutlich, und so erkannte Peggy Larrys V-Mann sofort.
»Und das ist Johnny«, stellte Tony einen zweiten Unterweltler vor, der ihn zu bewachen schien …«
»Peggy ist,’ne alte Freundin von mir.« Er raunte Johnny zu: »Mensch, die fehlt uns noch. Genau was wir brauchen.«
Dann wandte er sich wieder an die Stewardeß: »Wie geht’s deinem Verlobten?«
»Auch geplatzt«, versetzte das Mädchen und griff nach dem Whisky-Glas.
Sie saßen lange, und sie tranken viel.
»Wie wär’s mit ’nem kleinen Stellungswechsel?« fragte Tony.
»Aber nicht auf deine Bude.«
»Ich werd’ doch nicht mit der Tür ins Haus fallen«, schäkerte Tony. »Außerdem wohne ich im Hotel.« Er lallte schon ein wenig. »Da sind übrigens noch Zimmer frei.«
»Darüber ließe sich reden«, antwortete Peggy gedehnt. Sie spielte ihre Rolle vorzüglich.
Bis sie sich einig wurden, war es zwei Uhr früh. Lärmend verließen sie die Kneipe. Tony, Peggy, Johnny, Riccio. Und im kurzen Abstand zwei Unbekannte der Bundespolizei.
Riccio war als erster auf der Straße. Plötzlich raste ein Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern in wahnwitziger Geschwindigkeit auf ihn zu. Geblendet versuchte er auszuweichen, aber der Wagen erfaßte ihn. Riccio wurde auf den Kühler genommen und gegen eine Hauswand geschleudert.
Ohne Licht raste der Wagen mit Vollgas weiter.
Als der Ambulanzwagen eintraf, war Riccio bereits tot. Unfall mit Fahrerflucht stand im Protokoll.