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Noch farbenstrahlender, als jene Venus

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Als Antonius und Kleopatra sich kennenlernen, hat Kleopatra bereits Liebesbeziehungen zu Julius Cäsar, Pompejus und anderen hinter sich – was Antonius ihr in Wut auch einmal vorwirft:

ANTONIUS

Ihr wart halb welk, eh ich euch kannte: Ha! [...]

Ich fand euch, einen kaltgeword’nen Bissen

Auf Cäsars Teller, ja ein Überbleibsel

Gnaeus Pompejus: and’rer heißer Stunden

Gedenk ich nicht, die eure Lust sich auflas,

Und nicht der Leumund nennt: denn ganz gewiß,

Wenn ihr auch ahnen mögt, was Keuschheit sei,

Ihr habt sie nie gekannt!

(III, 11)

Aus der Sicht von Antonius’ Gefolgsmann Enobarbus hört sich die erste Begegnung zwischen Antonius und Kleopatra jedoch ganz anders an. Die Textstelle ist berühmt, weil sie eng auf Shakespeares Quelle, einer Übersetzung von Plutarch, basiert. An den kleinen Veränderungen, die Shakespeare vorgenommen hat, sieht man gut, was an seinen Texten so besonders ist: Bei Shakespeare sind Wind und Segel, Wasser und Ruder ineinander verliebt und können nicht voneinander lassen, während sie miteinander kämpfen, so wie Antonius und Kleopatra.

ENOBARBUS

Die Bark’, in der sie saß, ein Feuerthron,

Brannt’ auf dem Strom: getrieb’nes Gold der Spiegel,

Die Purpursegel duftend, daß der Wind

Entzückt nachzog: die Ruder waren Silber,

Die nach der Flöten Ton Takt hielten, daß

Das Wasser, wie sie’s trafen, schneller strömte,

Verliebt in ihren Schlag: doch sie nun selbst –

Zum Bettler wird Bezeichnung: sie lag da,

In ihrem Zelt, das ganz aus Gold gewirkt,

Noch farbenstrahlender, als jene Venus,

Wo die Natur der Malerei erliegt.

Zu beiden Seiten ihr holdsel’ge Knaben,

Mit Wangengrübchen, wie Cupido lächelnd,

Mit bunten Fächern, deren Weh’n durchglühte

(So schien’s) die zarten Wangen, die sie kühlten;

Anzündend statt zu löschen. [...]

Die Dienerinnen, wie die Nereiden,

Spannten nach ihr, Sirenen gleich, die Blicke,

Und Schmuck ward jede Beugung: eine Meerfrau

Lenkte das Steuer: seid’nes Tauwerk schwoll

Dem Druck so blumenreicher Händ’ entgegen,

Die frisch den Dienst versahn. Der Bark’ entströmend

Betäubt’ ein würz’ger Wohlgeruch die Sinne

Der beiden nahen Ufer: sie zu sehn

Ergießt die Stadt ihr Volk: und Mark Anton,

Hochthronend auf dem Marktplatz, saß allein,

Und pfiff der Luft, die, wär’ ein Vakuum möglich,

Sich auch verlor, Kleopatra zu schau’n,

Und einen Riß in der Natur zurückließ. [...]

Als sie gelandet, bat Antonius sie

Zur Abendmahlzeit; sie erwiderte,

Ihr sei willkommner ihn als Gast zu sehn,

Und lud ihn. Unser höflicher Anton,

Der keiner Frau noch jemals Nein gesagt,

Zehnmal recht schmuck barbiert, geht zu dem Fest,

Und dort muß nun sein Herz die Zeche zahlen,

Wo nur sein Auge zehrte. [...] Nicht kann sie Alter

Hinwelken, täglich Sehn an ihr nicht stumpfen

Die immerneue Reizung; andre Weiber

Sätt’gen die Lust gewährend: sie macht hungrig,

Je reichlicher sie schenkt; denn das Gemeinste

Wird so geadelt, daß die heil’gen Priester

Sie segnen, wenn sie buhlt.

(II, 2)

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