Читать книгу Demokratie macht Spaß! - Winfried Brinkmeier - Страница 13

Ein Original der Bonner Altstadt: Der Travestie-Künstler Curt Delander (01. Juni 2013)

Оглавление

Im Bonner General-Anzeiger steht an diesem Wochenende ein Artikel über Curt Delander: „Ein Sammler und Bewahrer – Travestie-Künstler Curt Delander ist tief in Bonn verwurzelt. Sein großes Idol und seine Paraderolle ist Zarah Leander.“

Curt Delander wurde 1950 mit bürgerlichem Namen Curt Dedrich in eine Bonner Künstlerfamilie geboren. Seine Mutter war Tänzerin, sein Vater Opern- und Operetten-Tenor am Bonner Theater. Delander sog die künstlerische Atmosphäre seines Elternhauses schon von Geburt an in sich auf. Wenn seine Eltern auf Tournee waren, blieb der Sohn bei seiner Großmutter. Die musste aufgrund der Kriegszerstörungen von der historischen Altstadt am Rheinufer nach Tannenbusch umziehen. Er bewahrt mit vielen anderen das Andenken an das Viertel der Fischer und Rheinschiffer rund um die Gertrudiskapelle. Vor kurzem wurde eine Statue der heiligen Gertrudis unterhalb vom Alten Zoll eingeweiht. Den Schlüssel dafür hat Curt Delander. Curt Delander beschäftigte sich intensiv mit seiner Familiengeschichte.

Als das alt eingesessene Bonner Kino „Metropol“ geschlossen werden sollte, engagierte sich Curt Delander für die lnitiative „Rettet das Metropol“. Im Hausflur seiner Wohnung in der Bonner Altstadt stehen Kinosessel aus dem Metropol. lm Metropol hatten sich seine Eltern kennengelernt. Im Metropol sah er 1963 sein großes Idol Zarah Leander, deren Lieder er als Travestie-Künstler gesungen hatte, darunter ihr wohl bekanntestes: „Davon geht die Welt nicht unter“. In der Maxstraße hatte er jahrelang ein eigenes Travestie-Theater. Das ist jetzt geschlossen. Dort trat er allabendlich auf. Ich habe mir dort vor langen Jahren eine Show von ihm angesehen: Es war ein bleibendes Erlebnis, an das ich noch immer gerne zurückdenke.

Er sagt von sich: „Ich war immer ein bekennender Schwuler“. Von seinem künstlerischen Elternhaus her war dies nie ein Problem. Er hat viel getan für die Schwulenbewegung; mit einem Schwulen hat er eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Diese Hochzeit war für ihn „die Krönung meiner Bemühungen, mich in der Öffentlichkeit zu etablieren und Vorurteile abzubauen“. Dies ist verständlich, wenn man daran erinnert, dass Delander als junger Mann noch Razzien gegen kriminalisierte Schwule erlebt hatte. Er bezeichnet sich selbst als konservativ und katholisch.

Sein Vater war glühender Verehrer von Johannes Heesters. Seine Mutter schwärmte für Marika Röck. Er erkor sich Zarah Leander zu seinem Idol.1981 ersteigerten seine Eltern Bühnenkostüme von Zarah Leander. Diese waren der Grundstock für seine große Sammlung. Er reiste der Sängerin mehr als 30 Jahre hinterher. Viele Stücke seiner Sammlung lagern inzwischen im Archiv des Bonner Stadtmuseum. Auch seine Wohnung ist voll damit.

Curt Delander ist ein Original der Bonner Altstadt. Er hat sich verdient gemacht um den Aufbau und die Unterstützung der Schwulen- und Lesbenbewegung und damit auch um unser Land. Dass mittlerweile frühere Randgruppen wie Schwule und Lesben, aber auch z. B. die Behinderten, in unsere Gesellschaft eingegliedert wurden und heute selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind, ist ein Verdienst von Männern (und Frauen) wie Curt Delander. Es sollte dafür weiterhin gekämpft werden, dass dies so bleibt. Die Gegenkräfte einer fortschrittlichen Politik sind stets am Werke. Wie wichtig der Kampf heute noch ist, zeigen die schlimmen Auswüchse bei den Gegnern fortschrittlicher Politik für Homosexuelle in den vergangenen Wochen in Frankreich. Die Kräfte der Restauration, die überholte Zustände wieder einführen wollen und sich mit allen Mitteln gegen den Fortschritt wenden, schlafen nie. Dieses Beispiel zeigt, dass Veränderungen in der Gesellschaft den konservativen bis reaktionären Kräften abgetrotzt werden müssen. Kampf um Fortschritt in der Gesellschaft ist ein ständiger Kampf. Der Kampf geht weiter!

Demokratie macht Spaß!

Подняться наверх