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Am Freitagnachmittag ging Beate zur Wohnungsbaugenossenschaft und gab ihren Krankenschein ab. Schnell sprach sich herum, dass es sich lohnte, einen Blick auf das Gesicht der Kollegin zu werfen. Doch Conny, die Sekretärin, verschloss hinter Beate die Bürotür.

„Ein phänomenaler Mann, der Zahnarzt“, sagte Beate. „Er hat Schultern wie Tarzan und Augen, die seine Kraft bändigen. Mir war alles egal, selbst seine fuchsroten Haare. Auf dem Behandlungsstuhl hielt er mir einen Kugelschreiber über die Augen. Unsichtbare Fesseln. Du musst den Kerl ausprobieren!“

Beide lachten.

„Ich weiß nicht,“ sagte Conny. „Seit ich als Kind einen Plüschlöwen mit knallroten Haaren im Bett hatte, bin ich nicht mehr an Rothaarigen interessiert. Und was hat er mit deinem Zahn gemacht, nachdem du eingeschläfert warst?“

„Ich nehme an, Doktor Klemmer ging in Deckung, als beim Schneiden der Eiter spritzte. Er ließ den Eckzahn offen, wie er mir hinterher mitteilte.“

Außer ihrem Krankenschein hatte Beate eine Idee mitgebracht. An jedem letzten Samstag eines Monats trafen sich die zwei mit anderen Leuten zu esoterischen Sitzungen in Eduards abgelegenem Haus im Stadtteil Roschütz. Eduard war ein Begriff unter Esoterikern, für Conny und Beate war er ein Guru. „Was hältst du davon, wenn ich Doktor Klemmer bitte, bei Eduard einen Vortrag über Hypnose zu halten?“

Conny nahm eine Feile und bearbeitete einen ihrer langen Fingernägel. „Ich weiß nicht, ob das Thema in unsere Runde passt. Und glaubst du, dass so einer das umsonst macht?“

„Als Gegenleistung gewinnt er neue Patienten, so wie mich.“ Beate fühlte sich großartig, nicht nur wegen ihrer körperlichen Besserung, vielmehr weil das Schwert gebrochen war, das die Zahnärzteschaft all die Jahre gegen sie gerichtet hatte.

„Gut, ich lasse mir einen Termin geben“, sagte Conny. „Wenn er mich überzeugt, kriegen wir auch Eduard herum. Wie ist die Telefonnummer?“

Beate holte sie aus ihrem Gedächtnis und Connys gefährlicher Fingernagel stach sie ins Telefon. Nach kurzer Wartezeit wandelte sich Connys Miene von freundlich zu überrascht.

„Oh, Sie persönlich, ich wollte nur einen Termin vereinbaren.“ Sie schüttelte die freie Hand, als hätte sie sie verbrannt.

Bunsel behielt den Hörer am Ohr und blickte sich um. Er stand allein an der Rezeption. „Nein, ich bin Doktor Bunsel. Ich vertrete Doktor Klemmer in seinem Urlaub, der kommt erst in zwei Wochen zurück … Ich auch, Hypnose ist meine Spezialität … Wie Sie möchten, dann schreibe ich einen Termin für Doktor Klemmer ins Bestellbuch … Ihren Namen bitte … Cornelia Kreihansel. Danke für den Anruf, Frau Kreihansel. Auf Wiederhören!“

Die letzten Worte hörte Jens. Er war gerade von seinem Rundgang durch die Praxis zurückgekehrt. Die Helferinnen hatte er wegen seines bevorstehenden Urlaubs früher nach Hause geschickt.

„Sagten Sie Kreihansel?“

Bunsel nickte stolz, als hätte er die Frau angeworben.

„Muss Zufall sein“, sagte Jens, „denn der Kreihansel, an den ich denke, hat meines Wissens keine Verwandtschaft. Dieser komische Name schmeckt mir auf der Zunge wie Galle. So ein Fall, bei dem sich eine Straftat ausgezahlt hat, hier in meiner Praxis, unter dem Schutz des Gesetzes. Im Jahr 1998 – damals rechneten wir ja direkt mit dem Patienten ab, nicht mit der Krankenkasse – erhielt Kreihansel fast zweitausend Mark von seiner Kasse für die Prothese, die ich ihm gemacht hatte. Anstatt das Geld an mich weiterzuleiten, behielt er es und ließ es durch seine Kehle laufen.“

„Betrug!“, warf Bunsel ein.

„Von wegen.“ Unter leisem Poltern zog Jens ein Fach aus dem Schrank der Rezeption. Er nahm eine Akte heraus, auf der stand: Kreihansel, Herbert; geboren 05.11.1953.

„Der Staatsanwalt sieht das anders. Kein Betrug. Es sei Kreihansel nicht nachzuweisen, dass er von Anfang an nicht zahlen wollte, als er seine Prothese in Auftrag gab. Und jetzt kommt’s.“ Jens holte tief Luft, öffnete die Akte und las von einem Schriftstück ab:

„Es erscheint durchaus möglich, dass der Beschuldigte zu Beginn der Behandlung vorhatte zu zahlen, jedoch später aufgrund eines finanziellen Engpasses das Entgelt anderweitig verwendete. Dieses Verhalten ist nicht strafbar.“ Er schaute Bunsel in die Augen. „Mit finanziellem Engpass ist wahrscheinlich gemeint, dass Kreihansel der Schnaps ausgegangen war.“

„Zu pfänden gab es wohl nichts?“

„Mit den Anwaltskosten belief sich die Summe auf etwa zweitausendfünfhundert Mark. Ich stelle mir vor, wie Kreihansel mit meinem Geld in seinem Auto Bier holte und es vorm Fernseher verdrückte. Auto und Fernsehgerät, erklärte der Gerichtsvollzieher, seien keine pfändbare Habe. Super, was?“

„Die Justiz müsste man privatisieren und die Regierung obendrein, dann würden die endlich im Leben ankommen.“

„Das hätte von mir sein können“, sagte Jens und beide lachten gequält. „Jetzt zu Ihnen, Herr Bunsel. Ihre Aufgabe ist es, die Patienten zu halten. Ich setze nicht viel um, weil ich ein Pedant bin und sorgfältig bohre. Dafür könnte meine Frau mich steinigen.“ Jens biss sich auf die Zunge. Vielleicht verriet er ihm noch, dass Renate gegen Hypnose war, weil der Zeitaufwand die Einnahmen niedrig hielt.

„Und noch etwas: Ich weiß nicht, worauf Ihre Behandlungsmethoden ausgerichtet sind. Heutzutage gibt es alle Schattierungen, vom Universitätszahnarzt bis hin zum pendelschwingenden Alternativ-Ganzheits-was-weiß-ich-für-Modequacksalber. Ich betreibe saubere, wissenschaftlich begründete Zahnmedizin. Vor Scharlatanerie möchte ich meine Patienten bewahren.“

Jens wartete auf eine Regung. Dann nickte Bunsel und spitzte seinen Mund, als stellte die Bedingung ein Problem dar, vielleicht weil er sein Staatsexamen in der Walpurgisnacht gemacht hatte.

„Stecken Sie jetzt in der Klemme, Herr Kollege?“

„Schon gut, ich halte mich daran. Versteht sich.“

„Sie sind nicht überzeugt.“

„Ich will den Leuten nur viel bieten. Immer mehr Zahnärzte greifen im Sog abnehmender Geldmittel nach Rettungsringen. Die Alternativmedizin schwimmt zur Zeit ganz oben. Aber es ist auch meine Stärke, mich den Gegebenheiten einer Praxis anzupassen.“

„Okay, dann sind wir uns einig“, sagte Jens. „Wo sind Sie eigentlich untergekommen?“

„Letzte Nacht im Hotel Dorint. In der Mittagspause habe ich herumtelefoniert und etwas Günstigeres aufgetrieben. Egert’s Pension.“

Jens nahm von der Rezeption zwei Schlüssel, die er bereitgelegt hatte, und legte sie schweren Herzens in die Hand von Bunsel. „Wo stammen Sie überhaupt her? Ich meine, wegen Ihres bayrischen Dialekts.“

„Aus Meiningen. Ich diente bei der Bundeswehr in Regensburg und …“

„Interessant, das erzählen Sie mir ein andermal.“ Jens, der noch etwas zu regeln hatte, lief die Zeit davon. Ihm klang im Ohr, was ihn erwarten könnte, wenn er in Südtirol anrufen würde: Wir sind seit Ewigkeiten ausgebucht. Sicher hat das der Herr Doktor vergessen. Bedauere, ein zweites Zimmer kann ich Ihnen nicht geben.

Sie trennten sich, um sich umzuziehen. Bei Jens’ Rückkehr stand Bunsel an der Rezeption und blätterte in Kreihansels Akte. Jens zog sie ihm aus den Händen und steckte sie zurück in den Schrank.

„Sie waren Ruderer?“ Bunsel hatte sich vor das Bild neben der Rezeption gestellt.

„Kanute. Ist lange her.“

„Mag sein, aber die Medaille um Ihren Hals verliert ihren Wert nicht. Ich rede nicht vom Goldpreis.“

„Das ist Silber. In der DDR waren Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Regel.“ Jens ging zur Tür und klapperte mit dem Schlüsselbund, bis Bunsel sich von dem Bild löste.

Kreihansel hatte ein Problem. Er schaffte es nicht mehr, in erträglicher Lautstärke zu husten. Sobald der Auswurf sich ankündigte, nahm er ein Handtuch und presste es ans Gesicht. Geschah es nachts, erdröhnte der Vulkan in seiner Brust ungehemmt und weckte das Arschloch von Nachbarn im hellhörigen Plattenbau. Nicht nur, dass Kreihansels Anfälle sich häuften, sie dauerten auch länger und fabrizierten Geräusche, die Rauchvergiftete nicht authentischer von sich geben.

Am Samstagvormittag stieß das Handtuch an die Grenze des Schallschutzes. Kreihansel saß auf der Bettkante und schaute hoch zur Decke, über der der Nachbar wohnte und Beschwerdebuch führte. Sollten die ihn doch rausschmeißen, weil er, Kreihansel, mit der Miete im Verzug war. Er würde Spuren hinterlassen, darauf konnten die Gift nehmen.

Er griff zur Wodkaflasche auf dem Nachttisch, kam aber nicht mehr zum Nippen. Er stellte die Flasche schleunigst weg, holte tief Luft und bäumte sich auf. Von da an übernahm eine innere Macht die Zügel und verfuhr, als sei sie der Teufel, der seinen Wirt auf einen Ritt verlassen wollte. Kreihansel hustete aus allen Rohren, bis seine Augen aus den Höhlen glotzten und sein Gesicht am Ende der Blauskala angekommen war. Er hatte es geschafft. Husten, der jetzt folgte, war nur Nachbeben. Er schaute ins Handtuch. Kein Blut. Sein Bruder, der an Lungenkrebs gestorben war, hatte welches. Er rechnete ebenfalls mit diesem Schicksal, solange die vierzig Zigaretten am Tag nicht aus Schokolade waren und sein Asthma wie ein Sargdeckel quietschte. Er schlurfte in den Flur, wo der Nylonbeutel mit den leeren Bierflaschen wartete. Da klingelte es. Im weitwinkelverzerrten Bild des Türspions sah er einen Mann, dessen gepflegtes Äußeres ihn von der trinkenden Zunft unterschied. Er öffnete die Tür einen Spalt weit und schob den Nylonbeutel hindurch, dann sich selbst und zog die Tür ins Schloss. Der Fremde war bestimmt einen Meter neunzig groß. Mit seinem Beutel fühlte sich Kreihansel wie ein Zwerg, der seine Habseligkeiten im Säckchen herumschleppt.

„Keine Zeit, muss weg“, sagte er und klang heißer angesichts einer neuen Ladung Husten im Hals.

„Moment, vielleicht interessiert Sie der Anlass meines Besuchs.“

Kreihansels Kehldeckel hielt nicht länger stand und entlud einen Hustenstoß in sein hartes Taschentuch. Demonstrativ schaute er sich das Gebräu aus Schleim an.

„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte der Fremde.

„Die Stadtluft, Sie wissen schon.“

Der Fremde machte keine Anstalten zu gehen. Unter seiner gebräunten Haut steckte ein Kehlkopf, der aussah wie das Werk eines grob arbeitenden Bildhauers. Und er sprach leicht bayrisch:

„Wie stehen Sie zu Geld? Mit wenig Aufwand können Sie welches herausschinden. Fünf Minuten Ihrer kostbaren Zeit müsste das doch wert sein.“

Kreihansel drehte den Kopf zur Seite, hustete das letzte Konglomerat heraus und hörte zu.

„Ich stehe einer Interessengemeinschaft von Patienten vor, die sich das Ziel gesetzt hat, die Kunstfehler von Doktor Klemmer ans Licht zu bringen. Wir wollen nicht hinnehmen, dass für Pfusch Geld kassiert wird und die Kleinen wieder mal auf der Strecke bleiben. Sie waren doch Patient von Doktor Klemmer? Unser Gespräch bleibt vorerst unter uns, versteht sich.“

„Warum vorerst?“ Die Bedeutung war Kreihansel nicht klar, ihm gefiel das Wort vorerst nicht.

„Weil, wenn es zur Entschädigung kommt, Ihr Name natürlich bekannt sein muss.“

„Um welche Summe handelt es sich denn? Bei den Schwierigkeiten, die mir der Zahnarsch gemacht hat, müsste ich einen Zuschlag bekommen. Auch wenn das schon etliche Jahre her ist.“

Er streichelte mit der Zunge den polierten Kunststoff seiner dritten Zähne, die noch nie gedrückt hatten und zu seinen eigenen geworden waren.

„Der Betrag wird vierstellig sein.“

„In Ordnung. Die Zahnprothese passt an allen Ecken nicht.“

Der Fremde schien erleichtert. Er schluckte seinen kantigen Kehlkopf einmal hoch und runter. „Ich müsste Ihre Prothese mal ansehen.“

„Hier?“

„Äh, ich glaube, Ihre Wohnung wäre der bessere Ort.“

Kreihansel wühlte das harte Taschentuch und den Schlüsselbund hervor und schloss auf.

„Ich trage sie nur, wenn ich ausgehe. Länger ertrage ich die Schmerzen nicht.“ Mit einem geübten Griff nahm er die Prothese aus dem Mund und hielt sie dem Fremden hin. Dieser verzog das Gesicht.

„Könnten Sie sie abspülen?“

„Wird gemacht, Meister.“ Kreihansel erledigte das im Bad. Als er zurückkam, hatte der Mann einen kleinen Kunststoffbeutel in der Hand. Blitzschnell nahm er ihm die Prothese aus der Hand, packte sie ein und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden.

„Moment mal. Ich denke, Sie wollen sich das Ding nur ansehen. Wie ist eigentlich Ihr Name?“

„Bunsel.“

„Also, was soll das, Herr Bunsel?“

„Hatten Sie es gehört, die Prothese quietschte, als ich sie einwickelte.“

„Was tat sie?“

„Wie Schuhe, die nicht bezahlt sind. Man sagt doch, solche Schuhe quietschen.“

Bunsel zog den Beutel mit der Prothese noch einmal aus der Tasche und hielt ihn ans Ohr. „Immer noch.“

Kreihansel schnappte nach dem Beutel, verfehlte ihn. Als beschissener Winzling hatte er keine Chance, an den Arm zu kommen, den dieser lange Idiot wie einen Kranausleger hoch oben vor sich her schwenkte.

„Sie Schwein!“ Kreihansel sah ohnmächtig zu, wie die Prothese wieder in Bunsels Brusttasche wanderte und der Kranausleger den Abstand zu ihm aufrechterhielt, am Ende die Faust, knorrig wie eine Wurzel.

„Es ist ganz einfach, du Alkoholauszug eines Staatsbürgers: Ware gegen Bares“, sagte Bunsel. „Selbst dein zapfhahngroßes Hirn wird wissen, dass du Doktor Klemmer immer noch Geld schuldest, auch wenn der Staatsanwalt dir vergeben hat.“

Kreihansel versuchte, mal rechts, mal links an der Wurzelfaust vorbeizukommen. Wegen des Superarms kam er sich vor, als tanzte er an einem Stab. Dieser Bunsel schluckte lediglich seinen kantigen Kehlkopf hoch und runter.

„Ich werde jetzt verschwinden, anderenfalls müsste ich mich in diesem Dreckloch übergeben“, sagte er. „Du hast eine Woche, das Geld zu überweisen, sonst landet deine Prothese im Fluss – wie heißt er doch gleich … Weiße Elster.“

Kreihansel spannte seine kläglichen Muskeln vor dem Bollwerk aus Handknochen und Stahlsehnen und landete einen Schlag auf Bunsels Unterarm. „Ich gehe zur Polizei.“

Bunsel lachte. „Die werden glauben, du hättest die Prothese verloren und willst eine neue herausschinden. Jemand wie du ist glaubwürdig wie ein Fuchs. Aber bringe die Nachricht trotzdem unters Volk, es soll von Doktor Klemmers Schlagkraft erfahren.“

Für Kreihansel war die Vorstellung entsetzlich, das Essen wieder in Stücken herunterschlingen zu müssen. Die künstlichen Zähne waren ihm so zu eigen geworden, als seien es nachgewachsene. Plötzlich hatte er Bunsels Faust auf der Brust. Er stolperte über den Nylonbeutel mit den leeren Bierflaschen und erzeugte ein fürchterliches Scheppern, dann lag er daneben. Er zog den Beutel auseinander, atmete aufsteigenden Bierdunst ein, nahm eine leere Flasche Köstritzer Pilsener heraus und schlug sie beim Aufstehen gegen die Wand. Wie ein Wahnsinniger, der seinen Wärter bedroht, streckte er den scharfkantigen Flaschenrest gegen Bunsel, Haare und Vollbart zerzaust, ein irres Funkeln in den Augen. Gib her, wollte er sagen, aber eine Hustenexplosion ohne Vorankündigung verhinderte das. Sein Bellen klang wie das Ergebnis einer wochenlangen Lungenentzündung, die aufgerissenen Augen hatten die Größe und die Farbe von Zitronen. Vor dem Auswurf ging Bunsel in Deckung. Kreihansel konnte die abgeschlagene Flasche nicht mehr ruhig halten, sein Gegner kam auf ihn zu und schlug ihm die Faust ins Gesicht.

Gefühlte zehn Sekunden später kam Kreihansel zu sich. Er lag auf dem Boden. Das Befühlen des Nasenrückens ergab keine Unterbrechung der Geradlinigkeit, nur Schmerz. Und klar denken konnte er erst wieder im Schlafzimmer. Er saß eine Minute lang auf der Bettkante, verspürte ein Brennen in der Kehle und setzte die Wodkaflasche ein zweites Mal an.

Die Polizei einzuschalten war tabu, selbst wenn er die Waage und die Tüten verschwinden ließ, mit denen er das Heroin und den anderen Stoff in seiner Wohnung streckte und abpackte. Frank, sein Neffe, wollte nicht, dass er auffiel. In keiner Weise. Frank würde auf die Verwandtschaft pfeifen und ihm den Hals umdrehen. Kreihansel nahm die Flasche und fachte das Brennen in seiner Kehle an, rauchte zwei Zigaretten in Kette und dachte an die Auswirkung, wenn er sich mit seinen zwei im Oberkiefer verbliebenen Zähnen über die Schweinerippchen hermachte, von denen er seit zwei Tagen lebte. Das Einzige, was er beim Nageversuch abbekommen würde, wären fettige Lippen. Er nuckelte den brennenden Rest der Flasche hinein und war plötzlich im Besitz einer grandiosen Idee.

Ich locke dich

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