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Aus dem Stadtteil Lusan kommend, fuhr Beate an die Tankstelle der Bundesstraße 92 und bekam zittrige Knie. Der rothaarige Mann, der vor ihr den Zapfhahn hielt, war Doktor Klemmer. Er bezahlte und fuhr seinen weißen BMW zur Waschanlage. Sie ließ nur zwanzig Liter in ihren Corolla und folgte dem Zahnarzt so unauffällig wie möglich. Sein Wagen wurde gebürstet, als sie zu ihm trat.

„Entschuldigung.“

Doktor Klemmer erschrak etwas. „Hi, wie geht es Ihnen?“

„Ich lebe noch, dank Ihrer Hilfe … Verreisen Sie jetzt?“

„Wenn nichts mehr dazwischenkommt, ja.“

„Ich will Sie nicht aufhalten, hätte aber eine Frage, die nicht mich als Patientin betrifft.“

Seine rötlichen Augenbrauen hoben sich, der Blick war auf ihre Wange gerichtet.

„Ist wieder dicker geworden, was?“ sagte er.

„Ich bin heute noch nicht zum Kühlen gekommen.“

„Das gefällt mir nicht.“

„Dass ich nicht kühle?“

„Nein, der Rückfall. Genauer gesagt der Nasenrücken. Sollte er noch dicker werden, müssen Sie Montag früh meine Vertretung aufsuchen.“

„Ungern. Was ich Sie fragen wollte: Ich bin da in so einem esoterischen Zirkel und dachte mir, dass es sehr interessant wäre und für Sie auch Kundschaft bringen würde, wenn Sie dort über Hypnose sprächen.“

Doktor Klemmer schaute ungläubig.

„Wir sind Laien“, sagte sie. „Mit Hypnose hat sich noch keiner von uns beschäftigt; das wird einschlagen wie ne Bombe. Sie gewinnen Fans – Patienten von morgen.“

In der Waschanlage wechselten die Geräusche. Das Gebläse fing an, den BMW zu trocknen.

„Liebe Frau Zarusch, ich glaube, Sie verkennen, wie weit die Ebenen voneinander entfernt liegen, auf denen Esoterik und medizinische Hypnose angesiedelt sind. Irrationalität und Wissenschaft – da bewirken Vorträge vor einem Publikum wie dem Ihren so viel wie Gießkannen in einem Hochofen. Leider ist das so.“

„Dann zeigen Sie die Möglichkeiten auf, zum Beispiel indem Sie jemanden von uns hypnotisieren.“

Doktor Klemmer fügte seinem Blick eine Spur Sarkasmus hinzu. „Wir Ärzte wollen Hypnose vom Ruf einer Jahrmarktsattraktion reinwaschen, denn den hat sie immer noch in den Köpfen vieler Menschen.“ Er schaute auf seine Uhr. „Was haben Sie sich denn so vorgestellt, den hypnotisierten Probanden in ein Brett zu verwandeln, und ich stelle mich darauf? Ihre Leute wollen einen Hanswurst auf der Bühne sehen oder ein Medium, das im Keller seines Bewusstseins auf sein vorheriges Leben zurückblickt, aber bestimmt keinen Referenten, der sie bekehren will. Nehmen Sie’s nicht krumm, ich bin der Falsche für Sie.“

Sie dachte an Eduard, der schon Vorbereitungen für sein nächstes Leben traf. Das behielt sie für sich, nickte nur und schnitt damit das unangenehm gewordene Gespräch ab.

Sie wünschte ihm einen schönen Urlaub und ging zurück zu ihrem Corolla.

Ich locke dich

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