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22. Februar 1991, Aachen
ОглавлениеGreven schlägt vor, die Position von Honneth, Giegel u.a. als Konstruktive Theorie zu bezeichnen, jedenfalls nicht mehr als Kritische Theorie, denn diese war institutionenkritisch. Er beschreibt den Gestus der Habermasianer als ein permanentes Entwerfen von Denkmöglichkeiten: »Man könnte dies so fassen …«. Diese Konstruktive Theorie betreibe eine normative Institutionentheorie, von der man über die Gegenwartsgesellschaft kaum mehr etwas erfährt. Der einstige Gehlenschüler Rehberg fügt hinzu: Die Nachtseiten institutioneller Zusammenhänge, die vielleicht Institutionalisierungsgrund waren, werden vor lauter Affirmativität ausgeblendet.
Hans Joas erklärt sich mit Habermas nur in der einzigen Weise verwandt, gleichfalls kilometerweit entfernt von Adorno zu sein. Axel Honneth erklärt Habermas’ Verschweigepraxis mir gegenüber kühl mit »Inkompatibilität der Theorieansätze«. Da irrt er, der er am selben Machtspiel teilhat: zur honorierten Linken des Systems zu gehören und dem die systemkritische Linke zu opfern. In der Diskussion warf er mir vor, »radikal skeptisch« zu sein. Ich nehme den Ball auf. Wenn skepséô untersuchen, erforschen bedeutet, dann will ich weiter untersuchen, was ist, wogegen er konstruiert, warum es so sein muss, wie es ist. Ich bestehe immer wieder (mit geringem Echo) darauf, dass wir uns als institutionelle Diskursanten selbst ins Bild einbeziehen müssen.
Auf der Fahrt nach Frankfurt ignorieren mich diese falschen Frankfurter. Ich meinte während der gesamten Tagung etwas wie Hass von ihnen zu spüren. Wer bin ich?
Privatisierung. – Nun nehmen sie sogar die Kläranlagen aufs Korn. Die giftigen Exkremente werden über uns kommen.