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1. März 1991, Fern (Lungau)
ОглавлениеDie Shakespeare-Sonette präsentieren sich überraschend: Reklame fürs Heiraten und Kinderzeugen. Eine recht manierierte Metaphernkompetenz führt sich vor, möglicherweise ironisch-doppelbödig. Dass der Adressat ein Jüngling ist, dessen Schönheit vom älteren Dichter besungen wird, erinnert an die antike Päderastie; in der Schwebe gehalten wird (zumindest in den ersten neun Sonetten), ob diese Erinnerung zulässig ist. Manifest dient die »Schönheit« als Vehikel, das die Zeit unaufhaltsam in Bewegung setzt, indem sie dieselbe zum Vergänglichen schlechthin macht, dem indes ein Weg zur Dauer offensteht in Gestalt des Erben (heir).
Die Ähnlichkeiten (resemblances), in die das Problem des rechten und rechtzeitigen Nützens der Schönheit eingewoben ist, sind aberwitzig: Zeuger, Sohn und »glückliche Mutter« harmonieren zusammen wie wohlgestimmte Saiten im Akkord. Wenn die starke Jugend (strong youth) der Sommer ist, so der Sohn, in dem sie wieder auflebt, das im Sommer aus Blüte und Frucht hergestellte »Destillat«, das im Alters-Winter in Glaswänden (der Schnapsflasche) lebt, während draußen der Tod herrscht.
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Im Golf »Feuerpause«; das Wort »Pause« droht mit Wiederaufnahme im Falle verweigerter Fügsamkeit. Der Bodenkrieg soll eine Art Spaziergang gewesen sein. »Es war wie Truthahnschießen« (vom Flugzeug aus), beschrieben US-Soldaten ihren Feldzug. Nur 79 US-Soldaten sollen gefallen sein, auf irakischer Seite dagegen »bis zu 200 000«, freut sich die FAZ. Schon wieder Sektlaune. Nur ein Tropfen Wermut: Die BRD hat gewissermaßen verloren, weil sie es an Kriegsbegeisterung missen ließ. In der FAZ-Leitglosse verhöhnt Fack die »ablassheischende Nachtwächterrolle« der BRD: dass sie keine Soldaten geschickt, sondern sich freigekauft hat (»Ablass«). Der Grund für diesen Ärger ganz materialistisch: Die riesigen Summen für den Wiederaufbau Kuwaits werden nicht nach Regeln des Weltmarkts (Preis- und Qualitätskonkurrenz) vergeben, sondern feudal, als Lohn für Gefolgschaftstreue: Aufträge wie Lehen. Deutsches Kapital hofft jetzt, wenigstens durch die koreanische Hintertür Zugang zu diesen Profittöpfen zu erhalten. Südkorea hat Flugzeuge und Sanitäter für den Krieg gestellt, und in manchem koreanischen Kapital steckt ein deutsches. Den ersten »Auftrag« aber erhält die US-Armee, die sich dadurch in ein riesiges Lohnunternehmen verwandelt: sie darf die von ihr angerichteten Trümmer aufräumen. Neue Verhältnisse kündigen sich an: das Ölscheichtum, einer der größten Grundrentner der Welt, der sich längst in den westlichen Industrialismus eingekauft hat (z.B. bei Mercedes-Benz), zahlte zunächst mit über 50 Mrd USD die Aufrüstung des Irak, dann die Zerstörung dieser Ausrüstung durch die USA und nun den Wiederaufbau. Eine neue Dimension von angewandtem Militärkeynesianismus. Ein Grund für Konflikte in der OPEC (und mit dem Irak): Was Kuwait an niedrigen Ölpreisen verliert, gewinnt es an westlichen Kapitalprofiten.
Irak. – Katastrophale militärische Niederlage. Die Elite-Panzertruppen zum Schluss eingekesselt und ausgeschaltet. Infrastrukturell das Land kaputt, ökonomisch völlig am Boden, angewiesen auf Gnadenerweise. – Die Chemiewaffen nicht eingesetzt. Warum nicht? Unfähig dazu oder aus Selbsterhaltung (Kriegsbegrenzung)? Die Raketen eher symbolisch. Das Kalkül einer Ausweitung des Krieges (auf möglichst viele islamische Länder, ausgelöst durch ein provoziertes Eingreifen Israels) ist nicht aufgegangen. Israel konnte von den USA herausgehalten werden.
USA. – Warum stellten sie (und wann) den Krieg ein? Welche Rolle spielten dabei UNO, Sicherheitsrat, Sowjetunion? Gingen die USA so weit als irgend möglich, an die äußerste Grenze der Resolutionen des Weltsicherheitsrats?
In der BRD fielen die Aktien wegen der Feuereinstellung: hinterm Rauchschleier des Krieges scheint die Weltrezession wieder hervorzutreten.
Slowenien will eine eigne Währung einführen. Heißen soll sie zwischen donaumonarchischem Taler und amerikanischem Dollar: »Tolar«.