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27. März 1991

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Michael Zöller (Professor für politische Soziologie und Erwachsenenbildung an der Universität Bayreuth) kriegt in der FAZ eine Seite, um Krieg als Mittel der Politik zu rechtfertigen, ja selbst perspektivisch eine Politik ohne Krieg zur schlechten Utopie zu erklären. Da wird der Sieg im Golfkrieg verarbeitet. Dass Saddam Öl in den Golf hat pumpen lassen, wird den westlichen Kriegsgegnern und Umweltschützern angelastet. Eine bemerkenswerte Tui-Leistung. Im Westen war gefordert worden, zu verhandeln, um Umweltschäden abzuwenden. »Das Umweltmotiv konnte sich im Westen politisch auswirken und brachte deshalb eine propagandistisch einfallsreiche Phantasie auf die Idee, Öl in den Golf zu pumpen. […] So zeigt das Lehrbeispiel, dass die Forderung nach Gewaltverzicht nicht nur das Ziel verfehlt hat, ein höheres Gut, nämlich die Unversehrtheit der Umwelt zu schützen, sondern die bewusste Schädigung der Umwelt erst attraktiv gemacht hat.« – Die Kritik am Videospiel-Charakter der Kriegsberichterstattung des Fernsehens dreht Zöller mit einem anderen Tui-Trick um: Wer die Zurschaustellung der Vernichtungsschläge kritisiere, ästhetisiere den Krieg und klage dessen »Ernsthaftigkeit« ein. In Wahrheit hätten die neuen gezielt einsetzbaren Waffen eine »Humanisierung des Krieges« bewirkt. Damit rehabilitiert Zöller ein altes konservatives Axiom, wonach »Politik und Gewalt oder auch Krieg und Frieden nicht voneinander getrennt werden können, sondern nur verschiedene Aggregatzustände sozialer Beziehungen sind«.

Auf der Leserbriefseite spricht dagegen Herbert Vonach, Professor am Institut für Kernphysik in Wien, von den »Kriegsverbrechen« der USA, deren blindwütige Bombardierung der Städte, vor allem in der letzten Phase, bei Hinauszögern des Waffenstillstands, er mit der Zerstörung Dresdens vergleicht.

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