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28. Juni 1991

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In »Sinn und Form« ein erstaunliches Gespräch zwischen dem Chefredakteur Sebastian Kleinschmidt und Hans-Georg Gadamer. Kleinschmidt war zu diesem als der Personifikation von Hermeneutik gepilgert. Gadamer begegnet ihm wahrhaft grandseigneural, fast ›liberal‹ in seiner gegnerlosen Gelassenheit. Schön, wie die Rolle des Calvados in diesem Gespräch wie ein Refrain vorkommt, nicht ohne Platon als Kronzeugen einzuführen. In den ›Wonnen der Vergeblichkeit‹ findet dann die Wiedervereinigung zwischen den Gesprächspartnern, einschließlich Marion Kleinschmidts, statt. Gadamer erscheint ›links‹ von den gewendeten Ossis: So viel ist ihm »doch klar, dass irgendetwas sehr falsch sein muss in unserem gesellschaftlichen Tun, wenn junge Menschen nur von der Vergeblichkeit überzeugt sind«. Er setzt auf die Angst, die er als den Affekt der Freiheit begreift und von der er erwartet, dass sie »die Funktion« hat, »dass wir im Laufe von hundert oder zweihundert Jahren […] so etwas wie eine Selbstkontrolle dieser aus den Fugen geratenen Natur, die man Mensch nennt, aufbauen«. Maliziös sein spitzes Diktum: »Habermas sagt immer, er kenne die Wirklichkeit nicht, und ich sage immer, Habermas kennt die Wirklichkeit nicht. Wir sind uns völlig einig in dieser Uneinigkeit. Manchmal denke ich, […] er weiß gar nicht, wie ideologisch er ist.«

Jahrhundertwende

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