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29. Juni 1991

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Zwischen Atemlosigkeit und langem Marsch der Philologie bei der Übersetzung von Gramscis Gefängnisheften. So vieles zu besorgen. Vor allem der Aufruf zur Rettung der MEGA hat viel Zeit gekostet.

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Gestern Abend mit Otto Zonschitz in der Voraufführung des Schwejk, eingeladen von Wekwerth, der Regie geführt hat. Das Stück von Brecht, mitsamt zwei eingebauten Passagen aus den Flüchtlingsgesprächen, ist hervorragend. Die Inszenierung lag glücklos darüber. Fand (suchte?) keinen Ansatzpunkt in der Gegenwart. Wekwerth im Verhalten und Reden ungenau, hatte vielleicht getrunken. Das stand im Widerspruch zu seinem »genauen« Aussehen. Äußerte sich zu meinem Entsetzen begeistert über Nicolai Hartmann. Er hat offenbar eine Zeitlang bei Harich studiert.

Traf Lothar Scharsich wieder, der das Bühnenbild gemacht hat: »Zum Kelch« als eine Art Kellerlokal über zwei Stockwerke, Eingang im dritten Stock, die Treppen ein zentraler Handlungsraum, das Ganze nur ein ziemlich schmaler vertikaler Ausschnitt aus der Bühne. In der Kantine lernte ich Scharsichs Frau kennen, die schriftstellerisch arbeitet, und den sechsjährigen Max, einen gelockten Amor.

Aus Japan schreibt Toshiaki Kobayashi, auch dort sei nun »die Autorität des Marxismus zusammengebrochen. Das gilt nicht nur für die alten Linken, sondern für die neuen.« Er schreibt übrigens »Autolität«. Als er mich im März 1990 besuchte, erzählte ich ihm, dass die Koreaner, mit denen ich es in Pyongyang zu tun gehabt hatte, den Namen Luise Rinser als »Ruise Linsel« aussprachen.

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Institutionalisierte Restauration. – Die FAZ definiert die »Treuhand« als »diejenige Einrichtung, die wegen der friedlichen, das heißt, eigentlich ausgebliebenen Revolution in der einstigen DDR den ›amtlichen‹ Versuch macht, einen wesentlichen Teil der von den Kommunisten nach dem Krieg durchgesetzten Ordnung in Ostdeutschland rückgängig zu machen«.

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