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15. November 1990

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Das eigne Projekt ›historisch‹ zu betrachten, ist gefährlich. Gefährlich nicht nur für die emotionale Hülle, die nun als Illusionsblase durchschaut wird, sondern wegen der gefährlichen Metastasen des Jetzt. Die »Illusionslosigkeit« gerät zur Illusion zweiten Grades, die das Totenreich auf Erden immer schon vorwegnimmt.

Historisch betrachtet wäre anzunehmen, dass »Marxismus« wie jede andere »Philosophie« nur als Staatsideologie zu dauern vermöchte. Freilich nicht als Ideologie eines bestimmten Staates, sondern als Ideologie einer bestimmten Staatlichkeit, Politik im antiken Sinn. Konkrete Politik würde dann von den Adepten daraus abgeleitet und von den Machtinteressenten damit legitimiert.

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In Thomas von Aquins Summa theologica lesend, diesem in die große Erzählung zwischen Exitus und Redditus eingebauten System aller erdenklichen Zweifel und ihrer definitiven Beantwortung, scheint es mir, dass dieses Genre der Traum der marxistisch-leninistischen Handbuchschreiber und ihrer Auftraggeber war.

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