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19. November 1990

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Gorbatschows »Überraschungsmanöver« bestand darin, dass er sich die Unionsregierung unterordnen will, wie das in den USA der Fall ist. Das läuft auf Entlassung von Ryschkow hinaus. Der Föderationsrat soll durch ein interrepublikanisches Komitee unterstützt werden. Der Präsidialrat soll durch einen Sicherheitsrat ersetzt werden. Die alte Idee einer Kontrollbehörde, die in allen Republiken Stützpunkte erhalten und die Verwirklichung von Gesetzen garantieren soll, taucht wieder auf. Eine weitere Sonderbehörde beim Präsidenten soll sich mit Schwarzmarkt und Kriminalität befassen. Die Rede, in der Gorbatschow dieses Konzept vorstellte, dauerte nur 10 Minuten, im Gegensatz zu der anderthalbstündigen Eröffnungsrede, worin er nichts Neues gesagt hatte.

Jetzt wird anscheinend spekuliert, dass Sobtschak eine führende Stellung in der neuen Exekutive bekommen soll.

Gestern am ehemaligen DDR-Fernsehen, jetzt DFF 1, zufällig eine Diskussion über Anna Seghers gesehen, offenbar ausgelöst durch eine Bücherverbrennung, der ihr Werk zum Opfer gefallen war und durch Kampagnen zur Umbenennung von Straßen usw., die ihren Namen tragen. Verzweifeltes Aufbäumen der DDR-Schriftsteller, den Platz ihrer Literatur verteidigend. Die Frage, warum die Seghers im Janka-Prozess geschwiegen hat. Es wurde angedeutet, dass unter Angst. Eine Sendung, die bereits wie aus einer anderen Zeit wirkt und gewiss nicht mehr lange erlaubt sein wird. Zeigt eine tiefe Verletzung.

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